Horror House, House III, La Casa 7, The Horror Show, sogar Evil Dead 7 ... wer soll denn da noch durchblicken? Welcher Teil von irgendwas ist es denn nun und was soll das alles?
Die Filmreihe House hat in den guten alten 80er Jahren neben der sonst durch Slasherfilme dominierten Filmlandschaft den Nerv der Zeit getroffen. Die humoristische Begegnung mit Geistern wurde mittlerweile zur Kult-Reihe und zeigte, dass Filmemacher Sean S. Cunningham auch hier ein gutes Händchen bewies die Reihe zu produzieren, da man ihn zumindest bis dahin eher mit Werken wie Freitag der 13. oder Last House on the Left in Verbindung brachte. Von daher ist sogar die Tagline des amerikanischen Covermotivs "You'd rather be on Elmstreet" ein zwinkernder Abholer der Slasher-Rezipienten.
Der zweite Teil der House-Reihe war allerdings schon so sehr mit Gags gespickt, das es Cunningham danach war mit der nächsten Produktion wieder einen ernsteren Ton anzuschlagen und auf die Welle der erfolgreichen Slasher aufzuspringen, so war das Projekt The Horror Show geboren. Ursprünglich als Teil der Reihe konzipiert und auch bereits bei Verleihern so vermarktet, hatte House III storytechnisch, sowie inszenatorisch keine Parallelen zu den beiden suggerierten Vorgängerfilmen. In Europa als dritter Teil der Reihe auf den Markt gekommen, war die Enttäuschung über den "Stilbruch" bei Fans der Reihe spürbar. In den USA hat man es dann als cleveren Schachzug empfunden, den Film nicht unter diesem Deckmantel zu vermarkten und stattdessen den Titel umgeändert um so eine Zugehörigkheit zu verschweigen. Grundsätzlich tut dies dem Film aber keinen Abbruch, den der funktioniert sehr wohl eigenständig, allerdings wurde bei der US-Fassung auch für die Freigabe die Schere gezückt und die Gewaltspitzen entfernt. Für mich steht zumindest fest, dass der hierzulande betitelte Horror House durchaus Originalität bietet und eigenständig wunderbar funktioniert. Mit einer kuriosen Mixtur aus Psychokillerthematik, einer gehörigen Portion übernatürlicher Elemente und kreativen Splattergimmicks ist dieser Film immerhin von Einfallsreichtum gesegnet.
Die anfänglichen Dreharbeiten waren wohl nicht unbedingt nach den Vorstellungen von Cunningham, so dass kurz nach Drehbeginn ein "paar Köpfe rollen mussten" (entschuldigt dieses Wortspiel) und im fertigen Film vom Ursprungsskript nur das Schreiber-Pseudonym Alan Smithee übrig blieb und auch der Regiestuhl kurzzeitig unbesetzt war. Die Story vermag auf den ersten Blick vielleicht etwas dünn scheinen. Ein Killer wird geschnappt, hingerichtet und kehrt nun als Geist zurück um sich zu rächen... Mit etwas Feintuning kam Drehbuchneuling Leslie Bohem (Daylight, Dante's Peak) hinzu und konnte die Charaktere der Identifikationsfigur des Polizisten Lucas sowie den fiesen Mördergeist Max Jenke ordentlich ausarbeiten. Die beiden Kontrahenten bieten einen starken Unterhaltungsfaktor, der zusätzlich durch die perfiden Einlagen des übernatürlichen Killers getoppt wird.
Die Regie wurde von James Isaac (Jason X, Skinwalkers) übernommen, welcher hiermit sein Debut ablieferte, aber durch vorherige Erfahrungen im SFX-Bereich bei namhaften Produktionen wie Gremlins, Rückkehr der Jedi-Ritter oder Die Fliege immerhin ein gutes Gespür für passend gesetzte Schockeffekte mitbrachte. Das erklärt vielleicht auch warum Horror House entsprechend wuchtig daher kommt, wenn man sich die expliziten Szenen der ungekürzten Fassung mal ansieht. Hier gibt es von Verstümmelungen über brutzelnde Haut auf dem Sitz der Gnade bis hin zu aufreissenden Oberkörpern ein Potpourri an plastischen Effekten, die immerhin von drei großen Namen stammt. Die Herren Kurtzman, Nicotero und Berger oder auch kurz KNB Effects sind inzwischen eine Institution, hatten sich damals frisch zusammengefunden und nach eigener Aussage ein für sie überdurchschnittlich hohes Budget für die SFX, welches wiederum auf den vorher durch Cunningham geschlossenen Vermarktungsverträgen fusste. Wer also die Effekte der Jungs kennt, kann sich vorstellen das sie hier hochmotiviert ein paar feine Effekte präsentieren. Daher kann ich in diesem Zusammenhang ausschliesslich die ungekürzte Fassung empfehlen, da die recht einfach Handlung dann eben doch durch ein paar Gewaltexzesse aufgefrischt wird.
Sean S. Cunningham hat auch einen weiteren Freund als Bereicherung engagiert, der direkt von Cunningham's Deep Star Six zur Horror Show mitgenommen wurde. Dieser ist Harry Manfredini, den die meisten vielleicht als den Schöpfer der ikonischen "kh kh kh.. ah ah."-Sounds aus Freitag der 13. kennen werden. Manfredini hat viele von Cunningham's Produktionen untermalt, gehörte aber in jedem Fall auch bei allen anderen Teilen der House-Reihe zur Crew. Hier wirkt der Score zwar nicht so ikonisch und es gibt auch kein Thema das dem Zuschauer hängen bleibt, aber ein Score muss nicht immer im Vordergrund agieren, so versteht es Manfredini dennoch Spannung zu erzeugen und schön im Hintergrund zu lauern.
Also wurden die anfänglichen Produktionsschwächen ausgewechselt, die Charaktere im Drehbuch ausgearbeitet, ein leidenschaftliches Effektteam beauftragt, ein zeitgenössischer Schurke kreiert, der 1988/1989 mit vorherrschenden Größen wie Fred Krueger oder Jason Vorhees gemessen werden sollte. Also musste noch eine überzeugende Cast gebucht werden, um dem übernatürlichen Killer, sowie dem Protagonist des Films einen Wiedererkennungswert zu verpassen. Hier wurde Lance Henriksen (Aliens - Die Rückkehr, Millenium, Pumpkinhead) für die schnell zugängliche Vaterfigur im Geisterhaus besetzt. Als widerlichen Gegenspieler wurde der Killer Max Jenke durch den inzwischen leider verstorbenen Brion James (Blade Runner, Das fünfte Element)hervorragend verkörpert. James schafft es spielerisch mit seinem durchdringenden Blick und seinem gewollt schmierig fiesen Look die Antipathien für sich zu gewinnen. In Interviews soll James sogar behauptet haben, dass ihm von all seinen Filmrollen genau diese hier am besten Gefallen hat, da er richtig aufdrehen konnte. Es gibt mehrfach die Situation dass Henriksen und James sich gegenseitig in die Augen schauen, der Polizist vor Abscheu und Hass, sowie der mit weit aufgerissenen Augen Jenke mit einer glaubhaften Bösartigkeit.
Was dem Film zugute kommt ist zusätzlich noch die damals übliche Laufzeit von etwa 90 Minuten. Das Tempo in dem die Vorgeschichte über die Überführung des Killers, dessen Hinrichtung und den nachträglichen Heimsuchungen stattfinden ist knackig und passend. Hier kommt keine Langeweile auf, man weiss bei der tragischen Geschichte um den verfluchten Polizisten Lucas (Henriksen) der in Sequenzen durch seinen lebendig gewordenen Alptraum stolpert nie was als Nächstes ansteht. Auch wenn Brion James hier kurzzeitig als skurilles Truthahn-Wesen oder mit einer blonden Perücke sein Opfer aufsucht, verliert seine Darstellung nie an Intensität oder wirkt lustig. Das für die Stunts im Film ein gewisser Kane Hodder verantwortlich ist, rundet das Gesamtpaket ebenfalls ab.
Jetzt möchte ich noch anmerken, dass es vielleicht dem ein oder anderen Genrefreund bekannt vorkommt, das eine Story über einen Psychopathen handelt, der dann auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wird und sich im Nachleben seiner physischen Grenzen befreit um als Wiederkehrer die Jenigen heimzusuchen, die ihn zur Verurteilung gebracht haben. Hier gibt es verschiedene Gerüchte darüber, ob Wes Craven seine Idee mit Cunningham geteilt habe, oder gar ein geistiger Diebstahl stattgefunden hat, da die beiden Produktionen im gleichen Jahr mit einem auffällig ähnlichen Plot an den Start gingen. Die Einflüsse durch den Welterfolg Nightmare on Elmstreet sind bei House III klar erkennbar, was sich aber positiv auswirkt wenn man die kreativen Gestalten und Effekte sieht. Fakt ist jedenfalls, dass der Film Shocker erst Ende Oktober '89 an den Start ging und The Horror Show bereits im Mai '89 in den Lichtspielhäusern flimmerte. Meine Meinung dazu ist, das es eigentlich keine Rolle spielt da lediglich ein Grundgedanke parallel besteht und beide Filme dann in der Ausrichtung sehr unterschiedlich sind. Da wir heutzutage mit Rip-Offs, Remakes, Reboots und Asylum-Plagiaten ganz andere Probleme haben, finde ich diesen Umstand eher amüsant. ;)
House III - Die vielen Titel sind zwar verwirrend, sollten aber keineswegs als verzweifelter Marketingtrick verstanden werden einen schlechten Film irgendwo mit einzuordnen, ausser vielleicht in Italien mit der "LaCasa-Reihe", die wirklich eine künstlich geschaffene Reihe darstellt und die einzelnen Filme bloss zusammengewürfelt sind. Auch der in Deutschland betitelte "Horror House 2" (La Casa 5) hat absolut gar nichts mit diesem Film oder der Reihe zu tun. Wer jetzt Interesse danach verspürt, Jener stammt von Claudio Fragasso, welcher zur gleichen Zeit auch Troll 2 und Zombie 4: After Death verbrochen hat.
Der Film ist ohne die entsprechenden Gewaltspitzen sogar schon vielfach im Nachtprogramm im TV gelaufen. Ich halte Horror House jedenfalls für einen gelungenen unterhaltsamen Horrorfilm, der durch den Mix der Elemente sowie durch die tolle Besetzung punktet.
8/10