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Evolution

Herstellungsland:Frankreich, Belgien, Spanien (2015)
Genre:Horror, Drama, Mystery
Bewertung unserer Besucher:
Note: 6,00 (2 Stimmen) Details

Inhaltsangabe:

An einem abgelegenen Ort umringt von Wasser wohnen nur Frauen und deren Söhne. Erwachsene Männer gibt es nicht, und die in etwa gleichaltrigen Jungs müssen sich regelmäßig einer ärztlichen Behandlungen unterziehen. Einer von ihnen, Nicolas (Max Brebant), hinterfragt seine Situation und sucht nach Antworten, doch was er dabei entdeckt ist ein gewaltiger Schock! ()

Diese Kritik enthält Informationen über den späteren Handlungsverlauf der Geschichte.
eine kritik von therealash:

Dieser sehr feine und wohl eher unbekanntere Arthouse-Horror-Flick Evolution ist von einer Frau mit dem gut zu merkenden und schreibenden Namen Lucile Hadžihalilović. Nicht zu verwechseln mit einem gewissen Franzosen namens Hazanavicious, den wir von The Artist kennen. Frau Hadžihalilović ist im Übrigen auch Französin. Dann gibt es noch einen Mann, den man immer mit ihr in Verbindung findet, nämlich ein gewisser Gaspar Noe, den viele vielleicht aus seinem melodramatischen Sexfilm Love von 2015 kennen, dem umgekehrten Rape-and-Revenge Irreversible (siehe die klasse Review von naSum) oder auch dem lebensbejahenden Ultimate-Trip Enter the Void (siehe hier cevils 5-Sterne-Review). Lucile Hadžihalilović ist darüberhinaus in Noes fröhlich-perversem Film Menschenfeind mit am Schnitt beteiligt gewesen. Außerdem sollte Evolution aus dem Jahr 2015 nicht mit Evolution aus dem Jahr 2001 von Ivan Reitman verwechselt werden.

All diese Vorbemerkungen sollen helfen, die Schule etwas einzuordnen, in die Hadžihalilović ging und geht. Fangen wir also an. Wir befinden uns größtenteils in einem dunklen und schlecht beleuchteten Film, wenn er innen oder unter Wasser spielt. Sieht man Außenaufnahmen, eröffnet sich die ganze Schönheit von Lanzarote und des atlantischen Ozeans. Der Ort bleibt in der Erzählung allerdings fiktiv und so können wir als Zuschauer lediglich eine Insel im Meer ausmachen mit einer Art Dorf, das sehr schick in die Felsenlandschaft eingelassen ist.

Hauptdarsteller ist außerdem noch ein schmächtiger kleiner Junge names Nicolas, der beim Schwimmen im Meer einen toten Jungen am Meeresgrund sieht, der einen Seestern auf dem Bauch hat. Als er das seiner Mutter sagt, zeigt ihm diese, dass dort kein toter Junge ist. Aber, wie wir sehen, schart sie sich mit anderen Frauen des Dorfes des Nächtens nackend um den toten Jungen und suhlt sich im Matsch. Alles zugegebenermaßen sehr seltsam. Findet auch Nicolas und guckt die meiste Zeit etwas deprimiert und nachdenklich aus dem Fenster aufs Meer. Nicolas ist aber durchaus klug und will den seltsamen Vorfall untersuchen.

Kommen wir zum nächsten Punkt in diesem düsteren und künstlerisch sehr verwirrendem Film. Nicolas lebt mit anderen gleichaltrigen Jungen auf der Insel und es gibt nur Frauen, die ungefähr im Alter seiner Mutter sind. Ein guter Grund, dass Nicolas wütend wird. Das währt allerdings nicht von langer Dauer, da seine Mutter ihn deswegen in ein Krankenhaus schickt, wo er untersucht wird.

Völlig zurecht wird der kleine Nicolas da misstrauisch und glaubt von da an weder seiner Mutter noch den Krankenschwestern. Eines Nachts flieht er und beobachtet die Frauen sich wiederum nackend und exzessiv im Schlamm suhlen. Hierbei muss erwähnt werden, dass die Frauen und die Mutter von Nicolas alle sehr sehr ähnlich aussehen und perfekt gecasted wurden, um alles noch verwirrender und undurchsichtiger zu machen.

Nach ihrem nächtlichen und erotisch scheinbar sehr befriedigendem Schlammbad beobachtet Nicolas seine Mutter und sieht auf ihrem Rücken eine Art Saugnäpfe. Die Vermutung lässt jedenfalls an Meeressäuger oder ähnliches denken. Cthulhu grüßt mit einem fröhlichen Tentakelschlag.

Um es noch seltsamer zu machen, wird bei Nicolas im Krankenhaus ein Ultraschall gemacht und zur Freude seiner Mutter ist der Junge schwanger. Seinem Freund Victor wird sogar - ich verweise hier ausdrücklich nicht auf Alien - ein seltsames Wesen entbunden. Ist doch immer schön, wenn Kinder Eltern werden.

Jetzt reicht es Nicolas und den anderen Jungs aber vollständig. Sie beschuldigen ihre Mütter, dass sie gar nicht ihre Mütter sind. Denen ist das aber reichlich egal und sie schauen zu ihrer Belustigung zusammen des Abends zwar keine Horrorfilme, wie das anständige Menschen machen, sondern Kaiserschnitt-Videos. Auch eine Möglichkeit den Abend zu verbringen und sich fortzubilden. Vor allem als Krankenschwester und Arzt.

To make a long story short oder a short story long: Irgendwann landen die Jungs in Tanks mit kleinen Babys darin, die wohl ihre sind. Am Ende schwimmt Nicolas mit der Krankenschwester Stella, die meiner Meinung nach auch aussieht wie seine Mutter und ebenfalls Saugnäpfe im Rücken hat, im Meer. Sie küsst ihn, was ich schon ein starkes Stück finde und auch ziemlich inzestuös rüberkommt. Wahrscheinlich liegt hierin aber auch der Schlüssel zur Interpretation des ganzen Kladderadatsch. Denn bald sind Nicolas und Stella in einem Boot und Stella flüchtet sich wieder - ganz wie Arielle, unsere Lieblingsmeerjungfrau - ins Meer. Die letzten Bilder zeigen die nächtlichen Impressionen einer Hafenstadt, bei der Nicolas ankommt.

Tja, was soll ich sagen? Wer bis hierhin gelesen hat und nicht sagt, "was soll der Blödsinn?," ist wohl ein außerordentlicher Freund abstruser Geschichten oder ein heimlicher Kenner des Werks von Hadžihalilović. Der Ein oder Andere mag es vielleicht nicht glauben, aber der Film ist wirklich bedrohlich, eklig und vor allem völlig anders als vieles, was ich bisher gesehen habe. Das macht seinen Reiz aus. 

Das Problem der DVD ist allerdings ein eklatantes. Dieser Film wurde fürs Kino gemacht oder zumindest eine Bluray. Dass dieser Film nur auf einer DVD aus Großbritannien mit englischen Untertiteln erhältlich ist, halte ich für eine Schweinerei. Immerhin gibt es ihn in Frankreich auf Bluray, dort aber wiederum komplett ohne Untertitel. Auch wenn der Film nicht wirklich dialoglastig ist, ist es eben doch wichtig, manches zu verstehen. Ich denke also, dass die wunderbaren Bilder von keinem anderen als Manuel Dacosse, den der geneigte Filmfreund von Knallern wie Amer, The Lady in the Car with Glasses and a Gun oder auch Der Tod weint rote Tränen kennt, in hochauflösender Qualität wirklich beeindruckend sind. Auf DVD können sie nur einen Bruchteil dessen versprühen, was sie wirklich versprechen.

"Wer aber kauft solche Filme? Sei froh, dass es ihn überhaupt auf Scheibe gibt," werden mir da Labelchefs wahrscheinlich zurecht zurufen. Allein, mich kotzt das einfach an. "Dann lern doch Französisch," werden sie da sagen. "Dann mach ich das eben," werde ich sagen.

Nun ja, soweit zum Film. Der Soundtrack stammt von Zacarias M. de la Riva, den man vielleicht von Automata kennt und der ebenfalls sehr bedrohlich, wie das Meer an die Brandung schlägt, auf die Ohren wummert.

Insgesamt ist mir der Film eine runde 9 mit Tendenz nach oben wert. Je öfter ich ihn mir anschaue, desto besser finde ich diese völlig abstruse Gruselgeschichte und muss mehr und mehr an alte Mythen, Sagen und Schauermärchen denken. Auch musste ich ein bisschen an Ein Kind zu töten denken, was die Stimmung und das Setting anbelangt. Das ist allerdings kein wirklich guter Verweis, da der Film trotz mancher seltsamer Storyelemente nicht brutal oder gewalttätig ist.

Interpretatorisch kann man ihn durchaus in Richtung Amer betrachten, der meiner Meinung nach auch eine metaphorische Geschichte vom Erwachsenwerden erzählt, oder wie in Evolution eine Entwicklungsgeschichte, vom kleinen Jungen zum großen Jungen, der sich von seiner Mutter und der Idee verabschiedet, dass er sie heiraten will. Wer weiß das schon? Für den Rest fragt doch euren Hausarzt, Prediger oder Analytiker.

Schaut ihn euch an, ich bitte euch, solche mutige und völlig sensationsunlüsterne Filmkunst braucht Zuschauer und verschwindet, wenn wir uns alle nur noch KeinOhrHasen anschauen. Allerdings kann ich gut verstehen, wem der Film nicht gefällt. Man muss sich tatsächlich drauf einlassen und ihn auch ein paar Mal anschauen. Und Bedrohlichkeit sollte man nicht mit Langeweile verwechseln.

In diesem Sinne, nasse Grüße,

Euer A(sh)rielle, der Meerjungmann

Oder um mit den Worten eines großen gelben Meeresschwamms zu schließen:

"Wer wohnt in ner Ananas ganz tief im Meer?"

9/10
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Kommentare

29.04.2017 00:07 Uhr - NoCutsPlease
1x
DB-Helfer
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Hochinteressanter Tipp! In FSK-0-Titeln steckt manchmal mehr Potenzial als der reine Gorebanause glauben mag. Gute Kritik, die Interesse am Film weckt.
Und natürlich Glückwunsch zum Gewinn. :)

29.04.2017 00:17 Uhr - TheRealAsh
1x
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Thanx:-) Fsk0 weil keine deutsche VÖ und release. Hab die britannische, ist aber noch nicht vom admin freigegeben. Und cecil musste mir das cover hochladen.

Bfbc ist ab 15

So bekannt ist der, hahaha

29.04.2017 00:19 Uhr - CHOLLO
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Deine Review's beeindrucken mich immer wieder durch ihr hohes Maß an Fach/Hintergrundwissen und persönlichen Eindrücken.Sehr interessant deine Besprechung,den werde ich mir in jedem Fall vormerken!Danke für den Anreiz in andere filmische Gefilde;)

29.04.2017 00:20 Uhr - TheRealAsh
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Danke und gerne, chollo, hoffe ja auf eine baldige rezi von dir?

29.04.2017 09:00 Uhr - Intofilms
1x
Wow! Ganz, ganz tolle Rezension, holde Ashrielle! ;))
Mein Interesse ist jetzt schon riesengroß. Wegen des Films an sich. Aber natürlich locken mich auch all die bekannt(er)en Namen, die du so genüsslich aufzählst.
Klingt nach einem echten Geheimtipp! ;)

29.04.2017 10:28 Uhr - dicker Hund
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Spannende Auswahl und schön verspielte Besprechung: ganz meins!

29.04.2017 11:42 Uhr - TheRealAsh
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intofilms:

Vielen Dank, ich glaube das ist genau deins, soweit ich das abschätzen kann:-)

DH:

In der Auswahl bist du immer noch der Meister;-) siehe: Werewolf in a Womens Prison!

29.04.2017 11:44 Uhr - NoCutsPlease
2x
DB-Helfer
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Ich habe die FSK-Angabe bei dem Titel herausgenommen, denn "o.A." steht nun einmal für ohne Altersbeschränkung/FSK ab 0 und der Film ist faktisch ja ungeprüft. :)

29.04.2017 12:14 Uhr - TheRealAsh
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super, danke, NCP, das hieße ja, dass er bei uns ein Fall für den Jugendschutz wäre, rein objektiv, oder?

Schon furchtbar, dass sowas in Deutschland überhaupt nicht ankommt. In Frankreich wird die total gefeiert, genauso wie Noe eben

Irreversible soll dieses Jahr ja noch immerhin seine bluray-premiere bei uns bekommen, freu

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