Blutige Seide
Originaltitel: Sei donne per l'assassino
Herstellungsland: | Italien (1964) |
Standard-Freigabe: | FSK 16 |
Genre: | Krimi, Thriller |
Alternativtitel: | 6 femmes pour l'assassin L'Atelier de la peur Blood and Black Lace Fashion House of Death Six Women for the Murderer Six femmes pour l'assassin Würger mit der Maske, Der |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 9,21 (14 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
In einem Modesalon, in dem sich die Reichen, die Schönen und die Verruchten der Oberschicht treffen, sorgt eine Handtasche für erhebliche Aufregung. Offenbar enthält diese ein Geheimnis, das den feinen Damen und Herren zum Verhängnis werden könnte. Schon bald treibt ein maskierter Killer sein Unwesen unter den Mannequins... (e-m-s/Anolis DVD-Cover)
BLOOD AND BLACK LACE
Blood And Blacke Lace (Deutscher Titel: Blutige Seide, 1964) gehört zu den frühesten und gleichzeitig auch stilprägendsten Beiträgen zum Giallo. Inszeniert wurde der Streifen von Mario Bava, der mit Filmen wie Die Stunde, Wenn Dracula Kommt (1960) und Die Drei Gesichter Der Furcht (1963) große Erfolge feiern konnte und – dank seines 1963er-Films The Girl Who Knew Too Much – vielen als Begründer des klassischen Giallo gilt.
Blood And Black Lace wurde für ein Budget von (angeblich) 150.000 Dollar gedreht. Die Dreharbeiten fanden in Rom statt und dauerten sechs Wochen. Zur Besetzung des Films gehörten Cameron Mitchell (Flight To Mars, 1951), Eva Bartok (Der Rote Kosar, 1952), Mary Arden (The Revenge Of Spartacus, 1965) und Thomas Reiner (Eine Seltsame Bescherung, 1978). Um den Film besser vermarkten zu können (z.B. in den USA), wurde das Drehbuch auf Englisch verfasst und die Schauspieler sprachen ihre Dialoge auf Englisch – einige taten dies phonetisch, da sie die Sprache nicht beherrschten. Trotz dieser Bemühungen nutzte man diese Sprachfassung nicht, sondern fertigte stattdessen eine Synchronisation an. Genutzt hat das ganze Hickhack nichts – in den USA spielte Blood And Black Lace nur etwa 77.000 Dollar ein und geriet zum kapitalen Flop. Vom miesen Einspielergebnis auch qualitativ auf einen Flop zu schließen, wäre im Fall von Blood And Black Lace ein Riesenfehler …
Im Zentrum von Bavas Giallo steht eine Modelagentur, die von der Adeligen Cristina (Eva Bartok) und ihrem neuen Partner Max (Cameron Mitchell) geführt wird. Eines Tages wird das Model Isabella (Francesca Ungaro – Mondo Erotico, 1965) ermordet. Während die Polizei unter der Leitung von Inspektor Silvestri (Thomas Reiner) ermittelt, entdeckt Nicole (Ariana Gorini – Bevor Das Licht Verlöscht, 1961) ein Tagebuch der Toten, das dunkle Geheimnisse über Cristinas Agentur enthält. Und kurz darauf wird auch Nicole ermordet…
Blood And Black Lace hat mittlerweile über fünfzig Jahre auf dem Buckel und trotzdem nichts von seiner Qualität eingebüßt, im Gegenteil. Außerdem kann man die filmhistorische Bedeutung des Films – zumindest wenn man Horror - bzw. Giallo-Fan ist - gar nicht hoch genug einschätzen, denn hier bekommt man zu sehen, wer/was Genregrößen wie z.B. Dario Argento (Deep Red, 1975) beeinflusst hat. Zudem weist Blood And Black Lace Qualitäten auf, die spätere Giallo-Regisseure mitunter vernachlässigt haben.
Während sich andere Giallo-Regisseure ausschließlich auf eine rauschhafte Inszenierung und/oder blutig inszenierte Morde konzentrierten und stattdessen die Handlung vernachlässigten (Was gern als „Loslösung von konventionellen Erzählstrukturen“ beschönigt wurde und wird), legt Bava Wert auf alle drei Komponenten. Nicht, dass der Blood And Black Lace-Plot oscarreif wäre, aber seine relative Überschaubarkeit wirkt zunächst sehr angenehm, was nicht heißt, dass der Film simpel oder vorhersehbar wäre. Er verfügt über eine Reihe von Wendungen, die den Zuschauer gehörig auf Trab hält. Das Ganze gipfelt in einem packenden, äußerst interessanten Schluss, der einen würdigen Schlussstrich unter Bavas Streifen zieht und nicht allzu sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt - im Vergleich zu vielen anderen Gialli.
Was Blood And Black Lace, neben dem gelungenen Plot, auszeichnet, ist seine Inszenierung, in der Bava – trotz des limitierten Budgets – sämtliche Stärken ausspielen konnte. Schon die Creditsequenz – viel zu oft eine lästige Pflicht im Film – ist dank der Inszenierung (Kameraführung, Farben, Beleuchtung) im Verbund mit der Musik von Carlo Rustichelli ein wahrer Augen – und Ohrenschmaus und auch danach besticht Blood And Black Lace in Bild und Ton. So versteht sich Bava einmal mehr darauf, die – trotz des geringen Etats – sehr detailverliebten Kulissen (Das innere der Agentur, das Antiquitätengeschäft etc.) optisch ansprechend zu inszenieren, wobei sein gekonntes Spiel mit Farben und Beleuchtung erwähnt werden muss. Ein glänzendes Beispiel für Bavas Inszenierungsstil ist die Mordszene im Antiquitätengeschäft. Teile des Geschäfts sind in unnachahmlich atmosphärischen Violett ausgeleuchtet, während ständig ein – und ausgeschaltetes, grünes Licht, in dem irgendwann der Mörder zu sehen ist, für enorme Spannung sorgt.
Auch in Bezug auf die Mordszenen hat Bava in Blood And Black Lace ganze Arbeit geleistet. Der italienische Regisseur hat ebenso großen Wert auf den Spannungsaufbau gelegt, den ein sorgfältig vorbereiteter Mord benötigt, wie auf den Schock, den dessen Ausführung beim Zuschauer auslöst. Zwar können die Morde in Blood And Black Lace den heutigen, an Splatterorgien wie Saw III (2006) oder The Evil Dead (2013) gewöhnten Horrorfan in keinster Weise beeindrucken, aber dennoch sollte man nicht vergessen, dass die Mord – und Gewaltszenen in Bavas Giallo für das Jahr 1964 alles andere als gewöhnlich waren und im Grunde die Gewaltszenen des Ende der 70er Jahre aufkeimenden Slashermovies vorwegnahmen. Außerdem taucht hier ein maskierter Killer mit Hut, Mantel und Handschuhen auf, der zum Standardrepertoire des Giallo mutieren sollte.
Blood And Black Lace ist sicherlich ein hervorragender Film und ein ebenso hervorragender Giallo, weist aber auch kleine Schwächen auf, weshalb er die Höchstnote knapp verfehlt. So sind die schauspielerischen Leistungen zum Teil etwas grenzwertig. Die atemberaubende Eva Bartok gibt glaubwürdig die eiskalte Modelagentur-Leiterin und der (einigermaßen) charismatische Cameron Mitchell gibt – weitgehend überzeugend – ihren Lover, aber abgesehen von diesem Duo beinhaltet die Besetzung des Films eine Reihe schöner Frauen (Ariana Gorini, Francesaca Ungaro & Claude Dantes), die zwar gut aussehen, aber schauspielerisch nicht allzu viel zu tun haben und zum Teil recht hölzern wirken – es ist schon bezeichnend, dass nicht jede dieser Damen eine steile Filmkarriere hingelegt hat. Außerdem wirkt auch Thomas Reiner als Inspektor Silvestri nicht gerade souverän, sondern eher hölzern, weshalb es ihm kaum gelingt, Akzente zu setzen. Da kann auch die kleine Rolle, die Genre-Veteran Luciano Pigozzi (Fünf Blutige Stricke, 1968 / Geheimcode: Wildgänse, 1984) innehat, nicht viel retten.
Trotz dieser kleinen Schwächen ist Blood And Black Lace ein einflussreicher, über weite Strecken spannender Giallo, der eine solide, weitgehend plausible Handlung, stilprägende Elemente wie einen maskierten Killer mit Hut, Mantel und Handschuhen bietet und einige (für damalige Verhältnisse) deftige Morde zeigt. Auch wenn Bava - in meinen Augen- mit klassischen Gruselfilmen wie Die Stunde, Wenn Dracula Kommt (1960) oder Die Toten Augen Des Dr. Dracula (1966) noch bessere Filme ablieferte, ist Blood And Black Lace trotz allem ein Maßstäbe setzender, spannender Streifen, der Genrefans auch heute noch begeistern kann. Von daher ein Muss für Genrefans!
Kommentare
23.05.2017 19:37 Uhr - Intofilms |
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23.05.2017 20:12 Uhr - Punisher77 |
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Vielen Dank für Dein Lob! Und ja, Bavas Gothic Horror-Filme finde ich in der Tat auch ein wenig besser, aber trotzdem sind Filme wie der hier einfach klasse!
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23.05.2017 21:13 Uhr - dicker Hund |
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23.05.2017 21:23 Uhr - NoCutsPlease |
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Und es geht großartig weiter beim Punisher! Nach dem Monat Reviewpause wird wieder mächtig geackert. :)
Der Streifen liegt bereits daheim und wird demnächst endlich mal gesichtet. |
23.05.2017 21:44 Uhr - Punisher77 |
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23.05.2017 22:42 Uhr - TheRealAsh |
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24.05.2017 19:33 Uhr - Punisher77 |
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25.05.2017 14:56 Uhr - Horace Pinker |
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26.05.2017 14:42 Uhr - Punisher77 |
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Vielen Dank, Horace! Ich kann Dir nur empfehlen, sich mit Bavas werk zu befassen, es lohnt sich!
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09.02.2020 03:09 Uhr - Der Todesking |
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Will mir den Film schon lange mal anschauen. Welche VÖ ist denn zu empfehlen?
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