Der kleine Horrorladen
Originaltitel: Little Shop of Horrors
Herstellungsland: | USA (1986) |
Standard-Freigabe: | FSK 12 |
Genre: | Horror, Komödie, Science-Fiction, Musikfilm |
Bewertung unserer Besucher: |
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Note: 8,18 (17 Stimmen) Details |
Inhaltsangabe:
Mr. Mushnik hat mit Abstand das mieseste Blumengeschäft in der ganzen Stadt. Sein Gehilfe Seymour schmachtet in seinem Kellerzimmer nach der kessen Verkäuferin Audrey. Die wiederum verzehrt sich nach dem sadistischen Zahnklempner Orin Scrivello. Und der hält sich derweil mit Lachgas bei Laune. Alles geht seinen Gang, nichts läuft, bis Audrey II auftaucht, ein niedliches Blattgrün, das bald zum Einfamilienhaus-Format heranwächst. Das Geschäft blüht und Audrey II wartet groß, grün und gefräßig auf Menschenopfer. (Warner Bros.)
Unglaublich, aber es gibt sie noch. Kultfilme, die wirklich jedem schon mal auf die Füsse gefallen sind - aber dennoch nie eine Review auf dieser Seite erhielten. Da mich dieser Film schon in der frühen Jugend begeistert hat und bis heute nicht den Charme verlor, möchte ich ein paar Worte darüber verlieren.
Die Entstehung: Die Urprungsversion Little Shop of Horrors von 1960 (u.a. besetzt mit einem jungen Jack Nicholson) stammte aus der Produktionsschmiede von B-Movie-Altmeister Roger Corman, welcher den Film auch gedreht und produziert hat. Corman verstand es sehr wohl, sich den damaligen Zeitgeist zu Nutze zu machen und Science-Fiction-Elemente sowie mutierte Riesenmonstren in ein charmantes Paket zu packen. Der Film war zwar kein Megaerfolg, setzte aber den Grundstein für ein später (1982) dazu geschriebenes skurriles Off-Broadway-Musical, welches als eigentliche Vorlage des Films gesehen werden muss, da die beiden Filme im Direktvergleich schon sehr unterschiedlich anmuten und die "80er-Version" schon wesentlich bunter daher kommt.
Die Handlung: Ein Angestellter eines Blumenladens in Downtown New York, Seymour entdeckt zufällig eine aussergewöhnliche unbekannte Pflanzenart, die dem Laden als Kuriosum dient und Publikumsverkehr generiert, da jeder diese Pflanze sehen möchte. Zu blöd nur, das die Pflanze keineswegs mit Wasser oder Dünger zufrieden ist, sondern viel mehr auf Fleisch & Blut steht um aufzublühen. Dann wäre da noch die hübsche Kollegin die Seymour zu gerne mal daten würde, aber ihm der Mumm fehlt und sie wohl eher auf einen wohlhabenden wenn auch sadistischen Zahnarzt steht. Die eigenwillige Pflanze bringt Seymour zu der Überlegung, das man hier ein gemeinschaftliches Problem habe, das man beseitigen könnte, wenn der Zahnarzt als Futter für Sie diene...
Die Produktion: Frank Oz... bei wem klingelt hier auch sofort der Alarm für ambitionierte Projekte und Kreativität? Der Dunkle Kristall, Die Muppets und für ewig die Originalstimme von Jedi-Altmeister Yoda - DAS ist Frank Oz, befreundet mit Jim Henson's Puppenschmiede (Labyrinth) verlieh er all die Jahre vielen bekannten Figuren immer seine Stimme und schuf hier mit seiner Filmadaption des Musical-Stücks einen Kultfilm, der somit auch dem Musical einen größeren Bekanntheitsgrad schenkte. Detailverliebt, schrill-bunt und immer mit inszenatorischem Geschick erwartet den Zuschauer hier ein verrücktes Feuerwerk an Songdarbietungen in einer charmanten 60er-Jahre Story. Der Spirit greift ab der ersten Minute wenn die Erzählerstimme durch Doo-Wop-Sängerinnen abgelöst wird und Diese fortan die Story begleiten. Als Sympathieträger schafft es die nerdige wie auch stereotype Figur des Seymour Krelborn mit Leichtigkeit den Zuschauer mitzunehmen und seine Story zu verfolgen. Um die Bildsprache hier mit Können zu versehen wurde als Verantwortlicher hinter die Kamera Robert Paynter gesetzt, der vielleicht namentlich unbekannt erscheinen mag, aber auch für Werke wie American Werewolf in London, Michael Jackson's Thriller und Superman II sein Geschick bewies.
Die Besetzung: Allem Voran muss einfach gesagt werden, dass die beiden Hauptfiguren Seymour, dargestellt durch Rick Moranis (Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft, Ghostbusters I und II) und seine Herzdame Audrey, gespielt von Ellen Greene (Nackte Kanone 33 1/3, Leon - Der Profi) einfach perfekt besetzt sind. Moranis verkörpert den schwächlichen und unsicheren kleinen Angestellten großartig und liefert in jedem Moment eine glaubwürdige Darstellung. In Ghostbusters hat er bereits zuvor eine ähnliche Figur gemimt, beweist dem geneigten Zuschauer aber als unvergessliche Figur "Lord Helmchen" in Mel Brook's Spaceballs das er auch anders kann. Ellen Greene ist widerum sehr unbekannt, für die Rolle aber unersetzlich, deswegen wurde sie als Einzige Darstellerin auch direkt vom Musical-Cast für die identische Rolle im Film besetzt. Die Figur der Blondine Audrey fängt das Frauenbild der 60er-Jahre wunderbar ein und Ellen Greene lispelt mit ihrem zarten Stimmchen herrlich mitleiderregend, kann aber auch aus voller Kehle eine starke Frau darstellen.
In einer weiteren wichtigen Rolle dürfen wir als aufbrausenden Zahnarzt niemand geringeres als Steve Martin (Roxanne, Ein Ticket für Zwei) zum gelungenen Ensemble zählen. Desweiteren haben viele andere Comedy-Größen noch Gastauftritte, hier kann man Jim Belushi, John Candy und Bill Murray finden.
Die Musik: Die Songs selbst sind vom Off-Broadway-Musical übernommen worden und waren die erste Zusammenarbeit zwischen Musical-Komponisten Alan Menken und Schreiber Howard Ashman. Durch die harmonisierenden Klänge des Gesamtkunstwerks kommt nicht nur ein Mal Schmunzeln auf, wenn der "Dentist-Song" oder "Feed Me" die Story untermalen, sondern man wird geradezu beflügelt hier in die Songs einzusteigen - bis zum großen Finale, in dem alle (noch lebenden) Figuren ihr Thema einbringen - umwerfend. Spätere Werke der beiden sind in Disney-Produktionen wie Arielle, Die Schöne & das Biest zu finden und bekamen sogar Auszeichnungen ("Unter dem Meer"). Im Little Shop of Horrors Sound finden sich sowohl rockige Klänge als auch Motown-Funk oder hymnenartige Pop-Songs wieder. Situativ immer passend untermalt, aber auch für das spätere Hören nach dem Filmgenuss eine Empfehlung wert. Das Musical ist bis heute mit den Songs erfolgreich und zeigt auch noch ab und an in Deutschland das der Spirit der spaßigen Vorstellung nie verloren gegangen ist.
Neben der imposanten Sängerin Greene und dem überraschend guten Moranis, glänzt auch hier eine weitere Besetzung die nicht besser hätte gelingen können um der bösartigen Fleischfresser-Pflanze eine Stimme zu verleihen: Levi Stubbs, der Sänger der Soulband Four Tops, welche vor allem durch eingängige Songs wie Loco in Acapulco oder den Motown-Krachern Can't help myself oder eben Reach Out I’ll Be There bekannt waren. Stubbs verlieh der Figur Audrey II nicht nur eine durchdringende Stimme für die grossartigen Songs sondern auch ein erfrischend freches Mundwerk (kommt in der deutschen Synchro nicht ganz so derbe).
Die Effekte: Das schon fast legendäre Design der Fleischfresserpflanze "Audrey II" hat sich bis heute als Symbol für die artverwandte "Fliegenfalle" in den Köpfen eingebrannt und ich kann mich noch erinnern, das es damals tatsächlich auf diversen Märkten Verkaufsstände gab, wo man die Venusfliegenfalle käuflich erwerben konnte, und diese mit dem Filmdesign warben - sogar teilweise als "kleiner Horrorladen" betitelt. Die ausserordentlich gelungene Animatronic muss auf jeden Fall erwähnt werden, da teilweise mit mehreren Dutzend gleichzeitig (!)beteiligten Akteuren im Hintergrund agiert werden musste um dem bösartigen Pflanzenwesen das tricktechnische Leben einzuhauchen. Durch Zeitraffertechnik konnte hier eine fantastische Arbeit präsentiert werden, was in meinen Augen damals ein kleiner Meilenstein war. Moranis als Darsteller war gefordert, seine Parts teilweise in Zeitlupe zu spielen um damit später ein homogenes Zusammenspiel natürlich erscheinen zu lassen - grossartig. Man munkelt auch, das Frank Oz hier seine Beziehung zum Puppenkünstler Jim Henson hat spielen lassen um einige Tricks zu realisieren, ohne das dieser in den Credits auftaucht.
Erwähnenswert ist hier vielleicht auch noch, das das Originalende des Musicals in der Filmumsetzung beim Testpublikum übler Kritik ausgesetzt war, so dass Oz gezwungen war ein richtiges "Happy End" nachzuliefern und so im fertigen Film nun ein anderes Ende stattfindet als in der Musical-Vorlage. Die künstlerisch durchaus wertvolle Arbeit am ursprünglichen Finale kann aber inzwischen im restaurierten "Director's Cut" bestaunt werden und gibt dem Filmende durchaus eine neue Note.
Der kleine Horrorladen ist eine Grusical-Komödie, die 1986 ein fantastischer Erfolg war und die Meßlatte der Tricktechnik hochsetzte. Für mich persönlich einer der Top20-Filme aller Zeiten, da ich ihn nicht nur mit Erinnerungen an die Kindheit verbinde, sondern auch heute noch meinen Hut ziehen muss, für so ein zeitloses und stimmiges Gesamtkunstwerk.
Wer's noch nicht kennt - eine klare Angertainment-Empfehlung!
Kommentare
12.06.2017 15:35 Uhr - TheRealAsh |
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12.06.2017 15:42 Uhr - dicker Hund |
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Würde die Musical-Variante vermutlich vorziehen. Aber schön, wieder mal was von Dir lesen zu können:-)
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12.06.2017 15:57 Uhr - Angertainment |
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![]() DB-Helfer ![]() ![]() |
Danke Euch für das schnelle Feedback.
@Dicker: Auf jeden Fall sehenswert, aber dir lege ich auch noch das "Evil Dead Musical" oben drauf ans Herz ;) |
13.06.2017 00:32 Uhr - MortAhead |
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Ich kann dir allen punkten nur beipflichten, der Film ist einfach genial. Für mich steht er auf einer Augenhöhe mit The Rocky Horror Picture Show. Ich kann so ziemlich jeden Song mitsingen.
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13.06.2017 07:43 Uhr - NoCutsPlease |
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13.06.2017 08:13 Uhr - Angertainment |
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14.06.2017 10:38 Uhr - cecil b |
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18.07.2021 14:34 Uhr - Schwachkopf79 |
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