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Batman

Herstellungsland:USA (1966)
Genre:Abenteuer, Action, Comicverfilmung,
Fantasy, Komödie, Science-Fiction
Alternativtitel:Batman Classics
Bewertung unserer Besucher:
Note: 5,94 (17 Stimmen) Details
eine kritik von therealash:

Batman ist tot!

Am 9. Juni ist Adam West gestorben, einer der großen Idole meiner Kindheit, neben Bud Spencer, Terence Hill oder auch Jackie Chan. West war 88 Jahre alt und wurde 1928 in einem amerikanischen Städtchen mit dem schönen Namen Walla Walla geboren, was aus der Sprache der Ureinwohner übersetzt so viel wie "Viel Wasser" heißt. Die schauspielerische Karriere von West mag vielleicht etwas durchwachsen sein, geprägt ist sie vor allem durchs Fernsehen. Dennoch hat West auch in einigen guten Filmen mitgespielt. Zu nennen wäre der schöne Western Geronimo von 1962, die Three-Stooges-Komödie The Outlaws is Coming (1965) oder die coole Daniel-Defoe-Science-Fiction-Interpretation Notlandung im Weltraum (1964).

Alles in allem ist Wests Karriere natürlich nachhaltig bestimmt von jenem moralisch einwandfreien Rächer in grauen Strumpfhosen und mit der vom Kostüm maßgeblich verbrochenen Glanzmaske mit hellblauem Lid- und Nasenstrich mit angeklebten Spitzöhrchen. Die dunkelblaue Unterhose über (!) der Strumpfhose ist nun wirklich das größte modische Verbrechen, das je begangen wurde. Man kann das einfach nicht fassen. Ich stelle mir vor, dass so ein Batman-Kostüm aussehen müsste, das ein Kind mit der Comic-Vorlage seiner Oma gibt, um es für Fasching zu nähen. Na ja, bei Clark Kent war es ja ein bisschen so.

Kein Wunder, dass West ein Star für die Gegenkultur wurde und keiner ihn mehr so richtig ernst genommen hat. Aber, dass er sich irgendwann mit dieser Rolle versöhnte und seine Selbstironie zu einer Kunstform stilisierte, zeigt sein Alterswerk. Denn seine Synchron-Selbstdarstellung als Mayor West in Family Guy und in unzähligen Gastauftritten wie bei 30 Rock oder Die Simpsons sind die Verbeugung der anderen Generation vor diesem Schauspieler.

Man kann über die Batman-Serie aus den 60ern sagen, was man will, aber sie wird immer super Unterhaltung bleiben, bei der sich schon Kinder über das seltsame Benehmen dieser Helden und Schurken in Strumphosen beömmeln können. Mir und meinen Freunden war damals natürlich schon klar, dass der Cliffhanger am Ende sicher nicht zum Tod des hellgrauen Ritters führen wird, aber trotzdem wollten wir natürlich weitersehen, wissen, welches seltsame Gimmick diesmal hilft, damit Batman und/oder Robin wieder frei kommen.

Ob nun Trash oder nicht, die Produzenten haben stets darauf hingewiesen - und das war wirklich nicht zu übersehen - dass es sich hier um reine Unterhaltung mit einer durchaus moralischen Botschaft handelt, welche kindgerecht Werte vermittelt, für die es sich einzustehen lohnt. Aus diesem Grund ist Adam West für mich persönlich ein grandioser Batman. Denn hier ist die Welt eben trotz aller Komik aus den Fugen und nicht so in Ordnung. Da grübeln Superkriminelle und wollen die Weltherrschaft an sich reißen. Da lungern Gauner und Räuber in den Gassen, die alten Frauen ihre Handtaschen stehlen wollen.

In dieser Serie wird das aber alles mit einer Form der Übermoral beiseite geschoben. Der Polizeiapparat (Korruption gibt es hier sicher nicht) und der reiche Erbe sind als Instanz außerhalb und innerhalb des Gesetzes unantastbar. Man kann und muss der Serie also Schwarz-Weiß-Malerei in diesem Sinne auf jeden Fall vorwerfen. Die Bösen sind böse und die Guten sind gut. Trotzdem werden die Bösen aber immer als Produkte einer zwar nicht genannten, so aber doch akzeptierten problematischen Vergangenheit betrachtet, denen man vielleicht helfen könnte. Wie, das weiß natürlich niemand. Besser ins Gefängnis mit den Jungs und Batman bringt bei wiederholtem Ausbruch einfach die Welt wieder in Ordnung.

Das Vorwort aus dem Film Batman hält die Welt in Atem klärt den Zuschauer sofort über den selbstironischen Gehalt dieser seltsam bunten und popkulturell völlig aus dem Ruder laufenden Welt auf:

"We wish to express our gratitude to the enemies of crime and crusaders against crime throughout the world for their inspirational example. To them, and to lovers of adventure, lovers of pure escapism, lovers of unadulterated entertainment, lovers of the ridiculous and the bizarre - to funlovers everywhere - this picture is respectfully dedicated. If we have overlooked any sizable groups of lovers, we apologize. The Producers"

Dabei betonen die Filmemacher stets ihr "Nein!" zur Kriminalität und zum Verbrechen. Gleichzeitig betonen sie aber die Liebe zum Abenteuer und zur Flucht aus der allzu brutalen Realität mithilfe von Geschichten und kindgerechter Unterhaltung, durchaus zwischen den Polen des Lächerlichen und Bizarren. Die Realität ist bekanntlich selbst nicht immer ganz logisch.

Insgesamt geht es also um Spaß. Und Spaß macht die 60er-Jahre Batman-Serie nach wie vor. Quietschbunt und garniert mit Gastauftritten aus der gesamten amerikanischen Kultur ist die Serie ein Fundus an unendlicher Freude. Aus diesem Grund haben - sicher nicht nur wegen des Geldes - hochkarätige Charaktermimen hier mitgespielt, denen interessanterweise die Rolle des Bösewichts mehr lag, als die des Moralapostels.

Cesar Romero als Joker hat diesen Charakter zu einem der eindringlichsten Fieslinge der Filmgeschichte gemacht und erst den Boden für die folgenden schauspielerischen Neuinterpretationen geschaffen. Denn ohne Romero wäre die weiterentwickelte Darstellung von Jack Nicholson, Heath Ledger oder Jared Leto sicher eine andere. Romero war nun wirklich ein amerikanischer Top-Schauspieler der ersten Riege. Dafür zeugen nicht nur Klassiker wie Vera Cruz, Ocean's Eleven oder Der Teufel ist eine Frau (1935). Romero hat zurecht zwei Sterne auf dem Hollywood-Walk-of-Fame verdient, einen für den Film, den anderen fürs Fernsehen.

Dass die Serie mehr und mehr vom Zeitgeist der Endsechzigerjahre eingenommen wird, in der die ganze (nicht nur) amerikanische Gesellschaft ins Wanken geriet, zeigt sich auf einer halbwegs mitreflektierten Ebene. So hatte Romero seine Homosexualität zeitlebens nicht öffentlich bekannt gemacht, in der Serie werden allerdings durchaus queere Themen abgehandelt, die den Produzenten damals sicher klar waren, natürlich aber nur unter der Oberfläche angespielt wurden. Die Serie zeigt sich insgesamt neben ihrer sonst vorherrschenden Dämlichkeit durchwegs weltoffen und tolerant. Man könnte sagen, dass Adam West der Batman der politischen Korrektheit ist, was Frauenbild, Jugendbewegung, Diskriminierung und eine demokratische Weltgemeinschaft anbelangt.

Weiter aber zu den anderen Schauspielern. Unvergessen die erste afroamerikanische Catwoman Eartha Kitt, die hauptberuflich eigentlich Sängerin war und Halle Berry für ihre Catwoman sicher beeinflusste. Dann wäre da noch der geniale Burgess Meredith, der für mich ein Jahrhundertschauspieler ist. Genrefans lieben ihn aus Michael Winners The Sentinal und vor allem als Trainer Mickey Goldmill aus Rocky.

Die Bösewichterliste aus der Batman-Serie ist wie ein Whos-Who der amerikanischen Filmgeschichte. Frank Gorshin als Riddler kennt man aus dem Western Warlock (1959), Vincent "King of Horros" Price mimt den Egghead, Tallulah Bankhead ist die Schwarze Witwe und Zsa Zsa Gabor spielte die Minerva. Mr. Freeze wurde gleich von drei Hochkarätern interpretiert: Eli Wallach (Zwei glorreiche Halunken), George Sanders (Alles über Eva), sowie Meisterregisseur Otto Preminger (Der Mann mit dem goldenen Arm). Die unzähligen weiteren Schauspieler und Cameos zu nennen, ist nicht möglich. Hervorheben möchte ich aber noch Bruce Lee, der als Kato aus The Green Hornet quasi schon einen Crossover-Auftritt hatte.

Insgesamt also ist Batman - Die Serie ein höllischer Spaß, den man beruhigt mit Kindern ansehen kann, da diese Serie wirklich alles andere als kontrovers ist, sondern astrein. Das ist aber sicher einer der Hauptkritikpunkte, den man der Serie machen muss. Deutlich wird dies, wenn Bruce Wayne von der traumatischen Ermordung seiner Eltern von diesen "gemeinen Kriminellen" spricht, die ihn ja zu dem macht, der er ist und die für die Batman-Mythologie so ungemein wichtig wurde, ganz so, als sei das ein etwas unschöneres Erlebnis aus dem Ferienlager seiner Kindheit. Dies ist natürlich nicht kindlich, sondern infantil.

Nun gut, trotz allem bleibt Batman - Die Serie eine kunterbunte Wundertüte an Spaß und Retrofaktor, den Adam West als selbstironischster Batman aller Zeiten perfekt verkörpert hat. Dafür gebührt ihm meine ewigwährende Liebe.

In Zeiten eines gewissen Spaßpräsidenten, gegen den Patrick aus Spongebob wie ein Intellektueller wirkt, ist ein selbstironischer Held, der Strumpfhosen anzieht und Werte wie Moral und Offenheit ungeniert hochhält, jedenfalls höher zu schätzen denn je.

"Heiliger Nebensatz!"

Adam West ruhe in Frieden.

7/10
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Kommentare

11.06.2017 17:16 Uhr - Intofilms
1x
YEAH! Die drei großen B's der Sechziger: die Beatles, die Bond-Verfilmungen und eben die Batman-TV-Serie! Je mehr Zeit verstreicht, desto größer wird meine Begeisterung für alle drei!

Deiner großartigen Rezi ist überhaupt nichts hinzuzufügen - außer: Von mir gibt's natürlich 9/10 Punkte! ☺️

Adam West, RIP.

11.06.2017 17:21 Uhr - TheRealAsh
2x
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danke, Into, ich wollte nur etwas realstisch bleiben, ne 10 ist leider zu hoch, Clemens hat das in seiner Review zum Film schon gut gelöst, indem er gar nichts gab, außer dem Kommentar 1 oder 10 :-D

11.06.2017 20:33 Uhr - Knochentrocken
1x
User-Level von Knochentrocken 5
Erfahrungspunkte von Knochentrocken 448
Oh ja der Adam West mit seinem bunten 60er Batman und den ulkigen Tanzeinlagen (oder dem Haiabwehrspray) ist tot. 😨😭
Aber deine Rezi würde ich mir sofort in einem Prospekt über die 60er holen, respekt!
Bei Youtube gibt es übrigens einen Zusammenschnitt aus verschiedenen Sprüchen des alten Batman zu seinem "Busenkumpel" Robin. Echt lustig 😂

Ps: Weil wir grad bei den 60ern sind: Roger "James Bond" Moore ist ja auch vor kurzem dahingeschieden, und ich wollte an dieser Stelle nur kurz erwähnen, dass zwar Sean Connery mein absoluter James Bondfavorit bleiben, Moore aber, als riesen Bomdfan in meinem Herzen bleibt.


11.06.2017 22:53 Uhr - TheRealAsh
2x
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Danke!
Ja, die 60erjahreriege stirbt langsam dahin, paul mccartney apropos 3 Bs der 60er hat ja witzigerweise im neuen karibikfluch mitgespielt

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