Vergleich zwischen der
Kinofassung auf der US-Blu-ray von Warner und der
Extended Version als DVD-Screener
- 20 abweichende Stellen
- Differenz: 610 sec (= 10:10 min)
(ohne Logos zu Beginn)
Hintergrund
Ryan Gosling wusste mit seinem Regiedebüt rund um die Sorgen einer alleinerziehenden Mutter infolge von Wirtschaftskrise und US-Immobilienkrise zu polarisieren - oder besser gesagt: Wohl nicht zuletzt wegen hoher Erwartungen dank seinen letzten Hauptrollen für Regisseur Nicolas Winding Refn (
Drive und
Only God Forgives) und dem ähnlich eigenwilligen
The Place Beyond The Pines musste er sich viele kritische Stimmen anhören. Es ist letztendlich auch kaum von der Hand zu weisen, dass Gosling sowohl schwer von diesen Filmen als auch vor allem David Lynch beeinflusst war, die Stärke dieser Vorbilder aber nicht erreicht. Dennoch ist der Film genau deshalb auch sehr interessant geworden, denn das surreale Werk ist (
nicht zuletzt wegen der Mitwirkung von dem auch bei Enter the Void und Spring Breakers involvierten Kameramann Benoît Debie) optisch ein wahrer Leckerbissen und bietet mit seinem sperrigen Aufbau einigen Interpretationsraum sowie Potential für zukünftige Produktionen. Ein gewisses Kult-Potential ist da definitiv vorhanden.
In Deutschland hinkt man mit der für den
08. Oktober 2015 angesetzten VÖ etwas hinter z.B. der amerikanischen Heimkino-Auswertung hinterher, denn diese erfolgte bereits im Mai 2015. Während die Amerikaner so aber auch "nur" die reguläre Kinofassung zu sehen bekamen, kann die deutsche Blu-ray als bislang einzige weltweit zusätzlich mit einer neuen Filmfassung aufwarten. Ursprünglich sprach man hier von einem "Director's Cut", dann wurde daraus eine
"Extended Version" und diese wird nun auch nur
exklusiv bei Saturn und Media Markt angeboten, während Amazon und co lediglich Auflagen mit der Kinofassung bekommen. Das Zurückziehen der auf den Regisseur Bezug nehmenden Bezeichnung lässt einen durchaus ein wenig skeptisch werden, ob sich das zusätzliche Material lohnt. Wie Tiberius Film auf eine erneute Anfrage unseres Users Hartigan AngstRated nachträglich angab, soll diese Fassung allerdings durchaus von Gosling selbst zur
Premiere auf den Filmfestspielen in Cannes 2014 angefertigt worden sein und wurde zum US-Release nochmal gestrafft.
Aus Labelkreisen lag uns vorab jedenfalls schon ein Screener der Extended Version vor, sodass wir den Unterschieden genauer auf den Grund gehen konnten.
Die neue Fassung
Die
Differenz von 10 Minuten kommt ausschließlich im ersten Drittel zustande, danach gibt es nur noch einen alternativen längeren Abspann. Was sich durch diese Aufteilung schon erahnen lässt: Vor allem der Einleitung in den Film und seine Figuren wird in der Extended Version somit etwas mehr Raum gegeben.
Schon der
Vorspann wurde umfangreich bearbeitet und hier bekommt man nun vorwiegend weitere Szenen mit dem jüngsten Kind Franky zu sehen. Dafür werden diverse Szenen vorerst vorenthalten, die dann kurz darauf in jeweils ausführlicherer Form und mit den Original-Dialogen zu sehen sind, während sie in der Kinofassung nur mit einem Instrumental-Stück unterlegt sind. Hier kann man eindeutig erkennen, dass man den Einstieg für die Kinofassung etwas straffen bzw schneller zu der eigentlichen Handlung kommen wollte. Gleichzeitig ist es sehr interessant, dass genau dies nun wieder etwas langsamer gestaltet wurde, denn die Schwierigkeit, wirkliches Verständnis für die Protagonisten und ihre Probleme aufzubauen, war sicher einer der häufigsten kritischen Kommentare zum Film. Die Extended Version schafft hier also etwas Abhilfe, wobei eine allzu tiefgründige Darstellung weiterhin verwehrt bleibt.
Ansonsten gibt es noch mehrere
kurze Zusatzszenen im weiteren Verlauf, welche den Figuren allerdings auch nur Nuancen hinzufügen. Christina Hendricks in der Badewanne oder ein Kommentar zu ihrem Jobwechsel sind zwar durchaus ganz nette Ergänzungen, lenken den Film aber zugegebenermaßen auch nicht wesentlich in andere Richtungen.
Alles in allem ist die Extended Version eine kleine interessante Abwandlung, jedoch keineswegs ein Fall, bei dem man klar zu dieser oder eben auch genauso wenig bevorzugt der Kinofassung raten kann. Wenn einem der Streifen schon in der Kinofassung gut gefallen hat, sollte man durchaus auch einen Blick auf die längere Version werfen, um noch etwas tiefer in das kuriose Detroiter Paralleluniversum einzutauchen. Für eine Erstsichtung ist man mit der Kinofassung aber durchaus auch ganz gut beraten.
Laufzeitangaben sind nach dem Schema
Kinofassung (US-Blu-ray) / Extended Version (Screener in NTSC)
angeordnet