Vergleich zwischen der
gekürzten Fassung (keine Jugendfreigabe) von MiB und der
ungekürzten, ungeprüften DVD von MiB.
Cut:
1:14,45 m.A.
Uncut:
1:26,23 m.A.
17 Schnitte
Differenz:
698 Sek. (= 11:38 Min.)
Bei der vorliegenden KJ-Vergleichsfassung handelt es sich um eine 2-Disc-Collection mit 4 Kickboxer-Filmen des legendären Trash-Regisseurs
Godfrey Ho: "Kickboxer King", "Kickboxer - The Champion", "Year of the KingBoxer" und "Kickboxer from Hell".
Eigentlich könnte ich mir mit diesem Screenshot das gesamte Intro sparen, denn ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als tausend Worte. Und dieses Bild SCHREIT dem Betrachter förmlich entgegen:
"I am a goddam, motherf****** Godfrey Ho-Movie! I’m cursed! Don’t look at me, or you will go insane and kill yourself!" Nun ist es aber so, dass der Mensch an sich ja dafür bekannt ist, nicht sonderlich rational agierend durchs Leben zu stolpern und auch bei seiner persönlichen Filmauswahl bisweilen einen etwas seltsamen Geschmack an den Tag zu legen. Das nennt man dann gemeinhin Trash-Fan. Und die Steigerung eines Trash-Fans sind Trash-Fans mit Hang zum Ninja-Fetisch. Die sind völlig fertig mit der Welt und vergessen vor freudiger Erregung sogar das Atmen, wenn sie einen Godfrey Ho-Schinken 10 Meilen gegen den Wind riechen.
(Und um das gleich mal klarzustellen…das da oben ist nicht der Sänger von Darkthrone während einer Bühnen-Performance und das ist auch keine Workprint-Szene aus "Batman hält die Welt in Atem". Nein, dieser Typ, der für seine haarsträubende Maskerade wohl sogar auf einer Kinderfaschings-Parade Prügel beziehen würde, das soll doch tatsächlich der Teufel, der Gehörnte in persona, SATAN HIMSELF sein!)
Who the f*** is Godfrey Ho?
Bevor wir zum eigentlichen Film bzw. SB kommen, zunächst etwas Basiswissen. Denn schließlich sollt Ihr hier nicht nur bunte Bildchen gucken, sondern auch etwas lernen. Zudem kann ich Euch unmöglich völlig unvorbereitet mit einer Godfrey Ho-Gurke konfrontieren. Das könnte für den ein oder anderen zuviel des Guten sein. Also gehen wir es an:
Seine ersten Schritte in der Filmbranche machte Ho Anfang der Siebziger Jahre als Drehbuchautor bei den in Hong Kong ansässigen "Shaw Brothers Studios", wo er sich später als Regieassistent verdingte (ca. ein Jahr lang übrigens zusammen mit John Woo, welcher die zweite Regieassistenz inne hatte). Ende der Siebziger trennten sich die SB-Studios von Ho. Kurze Zeit später traf er dann auf Joseph Lai, der zusammen mit seiner Frau die kleine Produktionsgesellschaft IFD (International Finance Development) am laufen hatte. Dort feierte Ho dann auch sein Regiedebüt. Bald folgten weitere Filme, die sich blendend verkauften.
Anfang der Achtziger kam Ho dann auf eine für die damalige Zeit sehr ungewöhnliche Idee: Er ließ
ausländische Darsteller in seinen Filmen auftreten, um die Absatzchancen außerhalb des "Gelben Kontinents" zu steigern (was dann auch tatsächlich so blendend ankam, dass schließlich sogar Jackie Chan in seinen Filmen Ausländer auftreten ließ). Die Akquirierung seiner "foreign people" lief laut Ho dann in etwa so ab:
"You are from the US? You want to have fun? Come! You're from France? Great, join in!" Kurz gesagt - egal woher die Leute kamen, für Ho waren sie gerade gut genug (solange sie keine Chinesen waren ^^). Und wählerisch musste er wahrlich nicht sein, denn im fertigen Film würden "seine" Ausländer
Ninjas mimen. Will heißen: Stuntmen erledigten ninja-like bis zur Unkenntlichkeit vermummt die (meist sehr gut choreografierten) Kämpfe, während die Weißbrote letztendlich nur ein paar ungelenke Sätze in die Kamera rülpsen mussten. Oder wie Ho es etwas diplomatischer ausdrückt:
"They would just say a line and go, very simple acting." Etwa zur gleichen Zeit hielt dann auch die legendäre
"Copy and Paste"-Technik Einzug in Ho’s Filme. Diese zeichnete sich dadurch aus, dass man unfertiges Filmmaterial (manchmal sogar abgedrehte und bereits veröffentlichte Filme) aus Thailand oder den Philippinen zu Ramschpreisen aufkaufte, neu synchronisierte und anschließend mit dem selbstgedrehten Stoff kombinierte. Diese unumstößliche Tatsache bestreitet Ho in
diesem Interview witzigerweise vehement (
"I never edited footage together in my movies! Who told you this?"). Wie dem auch sei - eine Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen wurde dann z.B. so hergestellt, indem man den "alten" mit dem "neuen" Charakter telefonieren ließ. Beliebt war auch die "beide-unterhalten-sich-im-selben-Raum-miteinander-aber-man-sieht-nie-beide-gleichzeitig-in-einer-Einstellung"-Methode. Zu guter Letzt wurde dann das eh schon mega-trashige Ergebnis mit einem dreist
zusammengeklauten Score gekrönt. Man darf sich also nicht wundern, wenn sich beim Betrachten eines Godfrey Ho-Streifens plötzlich die Original-Mucke von "Halloween" durch die Gehörgänge fräst. Und wenn Ihr jetzt einen Blick auf die fett gedrucken Stellen werft, habt Ihr im Großen und Ganzen die wesentlichen Trademarks eines Ho-Movies. Zu erwähnen wäre noch, dass der Meister auch gerne mal inkognito blieb. Das äußert sich anhand unzähliger Pseudonyme, unter denen er während seiner aktiven Laufbahn als Regisseur auftrat (u.a. Tomas Tang, Tommy Cheung, Godfrey Hall oder Bruce Lambert).
Um zum Abschluss zu kommen: Alleine zwischen 1980 und 1990 drehte Ho über 60 (!) Filme (oft arbeitete er an zwei Filmen gleichzeitig), wobei 2/3 davon das Wort "Ninja" im Titel tragen. Mit der Zeit wandte sich Ho jedoch immer mehr von IFD ab, arbeitete nebenbei für andere Studios und gründete seine eigene Produktionsfirma namens "Filmswell". Anfang der Neunziger entstanden dann einige Kickboxer-Filme, wohl aufgrund deren großer Popularität zur damaligen Zeit. Danach ging es in die USA, wo Ho zwischen 1992 und 1998 mit deutlich höherem Budget drei Filme mit Cynthia Rothrock in der Hauptrolle drehte - darunter "Undefeatable" (auch bekannt als "Street Queen und Killer", siehe
SB von Glogcke), welcher fast schon Kultstatus genießt (vor allem wegen
dieser göttlichen Kampfszene). Da zuletzt der erwünschte Erfolg ausblieb, wechselte Ho schließlich sein Tätigkeitsgebiet und unterrichtet seit 2003 an der Hong Kong Film Academy.
Kickboxer from Hell - Die...äh..."Story"
"Der Satan besitzt eine tödliche Waffe - einen Kickboxer aus der Hölle!!!" blökt einem das deutsche VHS-Cover marktschreierisch entgegen. Ob man da mit einer nachvollziehbaren Story rechnen kann? Schaun mer mal:
Während der amerikanische Kickbox-Champion Sean mit seinem Bruder für ein wichtiges Turnier trainiert, läuft ihm eine junge Frau in die Arme, welche von einer Horde in Kartoffelsäcke gekleideter Unholde (das Budget muss wirklich VERDAMMT niedrig gewesen sein) verfolgt wird. Sean, der immer schon ein Fable für hysterisch kreischende, talentfreie Schauspielerinnen hatte, kann den Strolchen deren schlechtes Benehmen natürlich nicht durchgehen lassen und vertreibt diese kurzerhand durch Zuhilfenahme seiner herausragenden, kickboxerischen Fähigkeiten. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei der Geretteten um eine Nonne, die zusammen mit ihrer Partnerin in einer Undercover-Mission eine Satans-Sekte unterwandern soll…*hust*. Leider ist man den beiden Mädels draufgekommen und nun machen des Teufels Anhänger Jagd auf die Verräterinnen. Auf die Bitte der Nonne, sie in ihrem Kampf gegen das Böse zu unterstützen, reagiert Sean mit Ablehnung. Schließlich hat er wichtigeres zu tun - das Kickbox-Turnier steht unmittelbar bevor und bedarf akribischer Vorbereitung. Als jedoch sein Bruder von Satans rechter Hand - dem Kickboxer aus der Hölle - getötet wird, besinnt sich Sean eines besseren und startet seinen ganz persönlichen Rache-Feldzug gegen die Sekte und deren Anführer - Luzifer höchstselbst.
So far, so bad. Nun haben wir aber gelernt, dass ein Godfrey Ho-Movie niemals aus einem zusammenhängenden Handlungsstrang besteht. Schließlich gilt es ja noch, das hinzugekaufte Filmmaterial möglichst "plausibel" zu verwursten. Tatsächlich ist es so, dass sich der Unterhaltungswert eines Ho-Heulers immer daran misst, wie gut das Altmaterial war, das dem Regisseur zur Verfügung stand (die selbst gedrehten Szenen sind IMMER ein Bringer). Handelte es sich um einen action-lastigen Film, hat man sozusagen den Jackpot, denn sich prügelnde Philippinos sind immer lustig anzusehen. Wenn man jedoch Pech hat - wie in diesem Fall - bekommt man dann folgendes aufgetischt: Die frisch vermählten Eheleute Mr. und Mrs. Ho (!) werden von einem weiblichen Geist terrorisiert, der sich im Laufe der Handlung als die tote Ex-Frau (Lisa) von Mr. Ho (Robert) entpuppt. Die wurde nämlich vom jähzornigen Mr. Ho gemeuchelt und im heimischen Garten verbuddelt. Seitdem findet die Seele der geschändeten Frau keine Ruhe mehr und belästigt ungescholtene Bürger - in unserem Fall Mrs. Ho (Eileen).
Ihr fragt Euch, was das mit der Haupthandlung zu tun hat? Im Grunde genommen nichts, nada, niente, nüscht! Ok, Onkel Godfrey will uns durch die perfide Anwendung seiner oben erwähnten "Verknüpfungs-Tricks" weiß machen, dass Mrs. Ho (gespielt von Nora Miao, die bei diversen Bruce Lee-Filmen ihr Stelldichein hatte) die erwähnte Partnerin der Undercover-Nonne ist (hat sich feige abgesetzt und einfach geheiratet...Miststück). Jeder halbwegs intelligente Zuschauer sollte jedoch gleich erkennen, dass das "eine" mit dem "anderen" nichts zu tun hat und das "andere" nicht mehr ist als eine käsige Ghost-Revenge-Story, in der rein _gar nichts_ passiert. Und zu allem Unglück macht dieser dröge Story-Teil zusammengenommen locker 2/3 des gesamten Films aus (Das Material entstammt übrigens dem Streifen "The Obsessed" aus dem Jahre 1975).
Denkwürdige Momente
- Satan verkündet einem seiner Untertanen, dass er jetzt seinem Meister geopfert werde. Die Aktion endet jedoch nicht etwa mit so naheliegenden Dingen wie einem Blutbad nebst herausgerissenem Herz. Nein, sie endet mit einem vom Kickboxer from Hell persönlich durchgeführten, donnernden Klötenknacker mitten ins Gewürzsäckchen. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Satan zollt man nicht länger mit Blut und menschlichen Herzen Tribut, sondern mit gequetschten Hosenwürmern.
- Eileen streift des Nächtens durchs Haus und sieht plötzlich eine Gestalt vor dem Fenster stehen, mit dem Rücken zu ihr gewandt. Es handelt sich natürlich um die tote Ex-Frau ihres Mannes. Nun sieht man den immer noch abgewandten Kopf des Geistes in Nahaufnahme, während er sich langsam zum Betrachter dreht. Das Gesicht des Geistes wird in gruselig-grünes Licht gehüllt und während man sich noch fragt, ob man jetzt lachen oder weinen soll, haut die gequälte Seele doch tatsächlich folgenden Satz raus: "HALLO! WILLST DU EIN STÜCK WASSERMELONE?" Was mir beim Anblick dieser Szene durch den Kopf ging, entzieht sich leider meiner Kenntnis, da sich zeitgleich meine noch verbliebenen Gehirnzellen durch die Nase verabschiedeten und auf dem Fußboden kollektiv Selbstmord begingen. Und dafür bin ich dankbar, weil ich dadurch die später folgende Szene, in der der Geist dann mit einem schlecht sitzenden Vampirgebiss aus dem Scherzartikel-Laden von nebenan aufkreuzt, nur noch als verschwommenen Fiebertraum wahrgenommen habe.
- Kartoffelsäcke fungieren als Kleidung, blau-weiße Faschingsschminke als Kriegsbemalung und der mit Corpse-Painting besudelte Höllenfürst sieht aus wie ein Gene Simmons für Arme.
- Zu hören gibt es Musik aus Carpenters "Halloween", Wes Cravens "Nightmare on Elm Street" (oder war es "Hellraiser"?) und während des Endkampfes läuft doch tatsächlich der völlig unpassende Opening-Score von "Re-Animator". Des weiteren bin ich der festen Überzeugung, auch Fragmente aus "Aliens" und "Terminator 2" vernommen zu haben.
Fazit
Wenn man die lahme Ghost-Story ausblendet und sich nur auf die von Ho gedrehten Szenen konzentriert, entfacht sich im cerebralen Cortex des geneigten Trash-Fans ein wahres Feuerwerk an Glücksgefühlen: Hanebüchene Handlung, dumm-dreiste, von Onkel Manfreds Poker-Stammtisch synchronisierte Dialoge, erbarmungsloses Overacting der "Schauspieler", hilariöse Kostüme und Makeups, toll choreografierte Kickbox-Fights (nein, echt jetzt!) und die wohl bösesten Film-Bösewichter nach Darth Vader und Hannibal Lecter.