 DB-Co-Admin  15  3.904 |
Habe ihn bisher viermal geschaut, fand ihn zuerst nur nett, aber mit jedem Mal gefiel er mir besser (ist mir so auch bei "Donnie Darko" passiert).
Die Story, die Machart und die bizarren Figuren haben mich durchaus fasziniert, und trotz seiner PG-13-Freigabe ist er weniger mainstreamig als ich zuerst dachte. Das liegt vielleicht auch daran, dass "Hanna" kein typischer Actionfilm ist - dafür wird zuwenig Wert auf Action gelegt (was ich gut finde, weil explizite Brutalitäten und Materialschlachten im vorliegenden Fall sowieso Fehl am Platze wären) -, sondern es ist 'ne recht kühle Mischung aus Spionagefilm à la "Bourne", Coming-of-Age-Drama, Märchen und etwas Sci-Fi. Klingt seltsam, ist es auch, gefällt mir jedoch sehr.
Sicher gibt es einige derbe Logiklöcher, allerdings verstärken die die irreale Stimmung noch. Dann gibt's noch Querverweise zu Märchen der Gebrüder Grimm (Hänsel und Gretel, Rotkäppchen), dazu etwas Humor, der sich aus dem Aufeinandertreffen von zwei Welten speißt (die "normale" Welt und die isolierte Welt der die Titelfigur entstammt). Man muss sich ohne Frage darauf einlassen, denn bei so einem Film sollte man nicht nach "Logik" schauen.
Die Bösewichter würde ich als Figuren beschreiben, die Stereotype karikieren:
Cate Blanchett als kalte CIA-Technokratin mit Zahnputz-Zwang, erinnert an eine Hexe. Ihre schrägen Handlanger - der pfeifende Tanzschuppen-Besitzer mit dem Homo-Touch und die zwei Skinheads - können als ironischer Kommentar auf die Deutschen-Klischees Hollywoods sowie auf tumbe Sidekicks der ohnehin schon überzeichneten Bond-Schurken gedeutet werden (siehe "Mr. Bull" und "Stamper").
Die Kameraarbeit ist in den Actionsequenzen ruhig, die Handkamera wird zwar ab und an ausgepackt, passt allerdings zu den jeweiligen (Verfolgungs-)Szenen und verleiht ihnen einen leichten Doku-Einschlag. Die unterschiedlichen Schauplätze, von der polaren Eiswüste Nordfinnlands zur Wüste Marokkos über Frankreich bis Berlin, tragen ebenfalls zum Gelingen bei.
Und generell, die Schauspieler...
Saoirse Ronan war während der Dreharbeiten erst 15 oder 16 und ist in meinen Augen das größte U-20-Talent, das derzeit in Hollywood rumwuselt. Sie hat Charisma, und wie sie die verschiedenen Facetten des Charakters darstellt (vom naiven, entrückten Kaspar-Hauser-Pendant zur Killermaschine), ist wirklich glaubwürdig und eindrucksvoll. Ronan kann definitiv neben Cate Blanchett bestehen, die ihrer Figur das Leben einhaucht, welches benötigt wird, damit man sie nicht schon beim Abspann vergessen hat.
Eric Bana hat vielleicht nicht soviel zu tun, tritt etwas in den Hintergrund, kann mit seiner Ausstrahlung trotzdem überzeugen. Die "Hippie"-Familie bleibt ebenfalls im Gedächtnis. Deren Tochter Sophie wird zwar zuerst als oberflächliche Teenie-Tusse dargestellt. Sie freundet sich jedoch mit Hanna an und erhält im Laufe der Begegnung durchaus eine gewisse Tiefe. Die Szene, in der sie sich mit Hanna unter einer Bettdecke unterhält, ist in Sachen Continuity/Schnitt/Kamera/Regie zwar ein einziger schwerer Filmfehler, doch ist das so toll gespielt und herzerwärmend, dass man selbst darüber hinwegsehen kann.
Ergo: Anders als das übliche Action-Einerlei. Ich finde den Streifen klasse.
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