Die Schwarzwaldklinik ist bis heute die beliebteste deutsche Arztserie. In den Zeiten, in denen es noch kein Privatfernsehen gab, erreichte die Serie in der Spitze bis zu 28 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von über 60 % entsprach. Auch die zahlreichen Wiederholungen erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Die Serie wurde in viele Länder verkauft, darunter vor allem europäische wie etwa Frankreich, Schweden, Holland, Österreich, Schweiz und England. Aber auch in Südafrika schaffte es die Schwarzwaldklinik ins Fernsehen.
Die Nummerierung der Folgen
Die Nummerierung der Episoden ist im Fall der Schwarzwaldklinik sehr verwirrend. Im Internet findet man verschiedene Angaben dazu. So werden etwa die drei Doppelfolgen (Folgen in Spielfilmlänge à 90 Minuten) teilweise als Einzelfolgen gezählt. Dadurch ändert sich natürlich auch die Nummerierung aller anderen Folgen. Daher geben manche Quellen für die Serie insgesamt 73 Folgen an, andere sprechen von 70 Folgen. Ein weiterer Punkt ist die Einteilung der Staffeln. In einigen Quellen wird die Serie in drei Staffeln eingeteilt. Universum Film veröffentlicht die Serie jedoch in sechs Staffeln. Der Schnittbericht hält sich an die
Nummerierung der offiziellen DVD-Veröffentlichung. Bei der hier behandelten Episode handelt es sich demnach um die Folge 19 bzw. Folge 7 aus Staffel 2.
Geschichte der Folge Gewalt im Spiel
Die Folge
Gewalt im Spiel hatte ihre TV-Premiere am 1. Februar 1986 im Vorabend-Programm des ZDF. Der behandelte Themenkomplex einer Vergewaltigung mit anschließender Selbstjustiz des Opfers löste jedoch in der Folge einen handfesten Skandal aus. Am Abend nach der Ausstrahlung und auch noch Tage später bekam das ZDF viele Anrufe erboster Zuschauer, die mit dem Inhalt der Sendung zu dieser Sendezeit, wo auch viele Kinder vor dem Bildschirm saßen, nicht einverstanden waren. Als erste Maßnahme setze der Sender die für den folgenden Vormittag geplante Wiederholung der Folge ab. Auf Antrag des Jugendamtes der Stadt Neuss nahm die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPS) aufgrund ihrer Verfügung vom 13. März 1986 die betreffende Folge in ihrer Originalfassung in die Liste der jugendgefährdenden Schriften auf. Dazu schrieb das Hamburger Abendblatt am 14.03.1986
Klinik-Szene verboten
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften hat die am 1. Februar ausgestrahlte 18. Folge der ZDF-Serie "Schwarzwaldklinik" als jugendgefährdend indiziert. Die Prüfstelle hatte Anstoß an der darin gezeigten Vergewaltigungsszene und der anschließenden Selbstjustiz genommen. Ein Mädchen, das vergewaltigt worden war, hatte den Täter nicht verraten und so ihrem Bruder und einem Freund die Möglichkeit gegeben, den Täter brutal zu entmannen.
Wie der Leiter der Prüfstelle, Rudolf Stefen, in Bonn mitteilte, darf diese Folge der Serie in der Bundesrepublik nicht mehr gezeigt werden. Die Indizierung könne sich auf den Verkauf der Serie ins Ausland negativ auswirken, da sie vermutlich den Preis drücken werde. |
Das ZDF klagte auf Aufhebung der Indizierung. Diese Klage führte schließlich zu einem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichtes vom 29.05.1990, das sich mit der Zuständigkeit der Bundesprüfstelle für Fernsehserien auseinandersetzte. Hierin stellte das Gericht fest, dass die Bundesprüfstelle nicht für die Indizierung von Fernsehserien zuständig sei. Der Klage des ZDF wurde stattgegeben. Im Februar 1991 wurde die Indizierung der Originalfassung von
Gewalt im Spiel aufgehoben. Trotzdem wurden die beiden Folgen Gewalt im Spiel und
Steinschlag erstmals wieder bei einer Wiederholung der Serie im Jahr 2002 gezeigt. Hier allerdings nur in der jeweils überarbeiteten Version.
Glücklicherweise hat das ZDF die Serie jedoch auch nach Frankreich verkauft. Zumindest dort und auch in der französischsprachigen Schweiz läuft nach wie vor die Originalfassung der Folge Gewalt im Spiel. Obwohl es nicht zu 100% sicher ist, dass es sich hier um die Originalfolge handelt, deutet doch einiges darauf hin, nicht zuletzt auch die Jahreszahl im Abspann.
Dieser Vergleich
Für den hier vorliegenden Vergleich wurde die DVD mit der
neuen Fassung des ZDF von Universum (FSK 12) mit der
Ausstrahlung der Originalfassung des französischen Senders FoxLife vom 26. Juli 2009 verglichen. Ähnlich wie bei der Folge
Steinschlag wurde bei der neuen Fassung versucht, die Geschichte etwas harmloser darzustellen. So fehlen kurze Szenen von der Vergewaltigung und bei der Szene mit der Selbstjustiz wurde so gekürzt, dass man den Eindruck gewinnen kann, der Bruder des Opfers sei hier der alleinige Täter gewesen. Durch eine neu eingefügte Szene in der Mitte der Folge sollte man wohl mehr Mitleid für das Opfer empfinden und Verständnis für das Verhalten der Frau aufbringen. Die alternative Szene zum Schluss ersetzt den zufrieden grinsenden Attentäter durch ein Gespräch, dass dem Zuschauer begreiflich machen soll, dass Selbstjustiz keine Lösung ist.
Durch die beiden längeren neuen Szenen fällt die neue Fassung fast eine Minute länger aus als die Originalfassung, denn zensiert wurde nur wenig. Insgesamt wurden an 6 Stellen Veränderungen vorgenommen. Die Laufzeitangaben beziehen sich immer auf die DVD-Version.
Lauflängen (jeweils ohne Abspann)
Originalfassung: 40:58 Minuten
neue Fassung: 41:47 Minuten
Ein besonderer Dank geht an sat-freak, der mir das französische Vergleichsmaterial zur Verfügung gestellt hat.
0:14
Der Titel der Serie wird in Frankreich natürlich in französischer Sprache eingeblendet.
kein Zeitunterschied
deutscher Vorspann | französischer Vorspann |
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0:37
Der französische Titel wird über einem Standbild des Wohnhauses der Brinkmanns eingeblendet. Der deutsche Titel hingegen wie üblich über dem Bild des Sees, welches in der französischen Fassung nicht zu sehen ist. Die französische Einblendung ist minimal länger als die deutsche.
7 Einzelbilder
deutscher Vorspann | französischer Vorspann |
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3:37
Der Frau gelingt es, den einen Angreifer mit dem Fuß zurück zu stoßen. Dieser fällt nach hinten um und bleibt kurz liegen. Auch die Frau und der andere Angreifer, der sie festgehalten hat, fallen rückwärts um und wälzen sich noch kurz auf dem Boden.
4 Sek.
3:39
Zunächst ist in beiden Fassungen kurz zu sehen, wie sich Astrid von dem Sack befreien und so den einen Angreifer erkennen kann.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass man dabei in der deutschen Fassung im Off bereits Udo Brinkmann hört, wie er nach Angie ruft. In der französischen Fassung fehlt dieser Ruf. Nun folgt bereits ein weiterer Schnitt. Der eine Vergewaltiger hält die weinende Frau weiterhin fest, während der andere den Gürtel seiner Hose öffnet. Hier hört man nun im Hintergrund auch schon Brinkmann nach Angie rufen.
1,5 Sek.
Insgesamt muss man bei beiden Fassungen fast den Eindruck gewinnen, dass die Vergewaltigung in letzter Sekunde vereitelt worden ist, da unmittelbar nach dem Schnitt bereits Udo Brinkmann auf seinem Fahrrad auftaucht und die beiden Vergewaltiger flüchten. Das dem nicht so ist, wird aber durch die späteren Aussagen der Ärzte in der Klinik deutlich. Auf jeden Fall ist die Szene insgesamt schlecht gedreht.
24:57
Hier wurde in der neuen Fassung eine Szene eingefügt. Der Bruder Paul Funkel verabschiedet sich von seiner Schwester Astrid und verlässt ihr Krankenzimmer.
Paul Funkel: "Also tschüss du, machs gut! Ich komm dann heut Abend noch mal vorbei ... Gute Besserung!"
Auf dem Flur wird der Mann von Dr. Christa Brinkmann aufgehalten, die ihm eine Frage stellt.
Christa Brinkmann: "Ach, bitte. Sie können mir auch nicht erklären, warum ihre Schwester die Vergewaltigung auf sich beruhen lässt?"
Paul Funkel: "Oh doch! Es ist nämlich schon mal jemand über sie hergefallen, vor nem Jahr etwa, und das ist ausgegangen wie das Hornberger Schießen, weil der Typ gesagt hat: 'Wieso denn Vergewaltigung, ist meine Freundin.'".
Daraufhin senkt Frau Brinkmann den Kopf und es folgt ein Schnitt zur nächsten Szene, die wieder in beiden Fassungen enthalten ist.
-26,5 Sek.
30:31
Die Szene mit der Selbstjustiz ist in der Originalfassung etwas länger. In der gekürzten Fassung ist nicht zu sehen, wie das Opfer, Astrid Funkel, auftaucht und zum Stich mit dem Messer ausholt, während ihr Bruder Paul den Peiniger weiter festhält. Dadurch kann man den Eindruck gewinnen, dass sich der Bruder und nicht das Opfer selbst an dem Vergewaltiger gerächt hat.
1,5 Sek.
39:13
In der Originalfassung sagt der Vater des Vergewaltigers Hajo Metzger noch etwas zu dem Polizisten und klopft ihm lachend auf den Arm. Dann wenden beide den Kopf, weil sie ein Motorrad hören.
6,5 Sek.
41:03
Die letzte Szene ist in beiden Fassungen jeweils eine andere. In der Originalfassung sieht man noch einmal den Bruder des Opfers, der zunächst dem Vater des Vergewaltigers Metzger nachschaut. Anschließend liest er in der Zeitung die Überschrift "Fahndung nach Messerstecher ergebnislos eingestellt" und grinst dabei zufrieden vor sich hin. In der neuen Fassung gibt es stattdessen einen Dialog zwischen Prof. Brinkmann und seiner Frau Christa zu sehen. Die beiden kommen gerade aus dem OP.
Christa: "Denkst du an das Mädchen?"
Klaus: "Natürlich. Warum haben sie die Bestrafung nicht dem Gesetz überlassen?"
Christa: "Bei diesem Beamten hätte sie nie Verständnis gefunden".
Klaus: "Ach was, es sind ja nicht alle so. Sie hätten's versuchen müssen. Jetzt tragen sie ihre Schuld allein, diese dummen Kinder! Jeder für sich".
Christa: "Tja, da kann ihnen keiner von uns helfen.
Klaus: "Nein. Nein, keiner".
Die Szene in der Originalfassung läuft 8,5 Sekunden, während der Dialog wesentlich länger ist und eine Laufzeit von 43,5 Sekunden hat. Die neue Fassung läuft hier also unterm Strich 35 Sekunden länger.
-35 Sek.
neue Fassung | Originalfassung |
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41:47
Der Abspann ist in beiden Fassungen unterschiedlich.
Vor allem die Jahreszahl am Schluss ist hier interessant. Während bei der französischen Fassung das Jahr 1985 angezeigt wird, ist bei der deutschen Fassung das Jahr 1986 zu lesen.
kein Zeitunterschied
deutscher Abspann | französischer Abspann |
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