Ein Abenteuer auf hoher See
Nach dem weltweit überwältigenden und auch etwas überraschenden Erfolg der filmischen Adaption des ersten Teils der
Chroniken von Narnia aus der Feder des britischen Autors C. S. Lewis war für die Produzenten und beteiligten Firmen, allen voran Rechteinhaber Walden Media und Produktions- und Marketingpartner Disney schnell klar, dass es mit der Serie weitergehen muss. Und so bekam die Fortsetzung,
Prinz Kaspian von Narnia recht bald grünes Licht, denn auch hier rechnete man wieder mit einem ähnlichen finanziellen Erfolg wie bei Teil eins.
Da Andrew Adamson bei einem dritten Teil nicht mehr als Regisseur zur Verfügung stand, wurde bereits während der Dreharbeiten zu
Prinz Kaspian von Narnia der neue Mann auf dem Regiestuhl für
Die Reise auf der Morgenröte bekanntgegeben. Im Juni 2007 unterschrieb Michael Apted den Vertrag als Regisseur für das dritte Narnia-Abenteuer. Auch mit den Designarbeiten und den Previz-Animationen des dritten Teils wurde schon früh begonnen. Einige frühe Entwürfe finden sich beispielsweise im Bonusmaterial der DVD-Veröffentlichungen zu Prinz Kaspian.
Schweres Fahrwasser für die Morgenröte
Doch alle Planungen wurden in Frage gestellt, als
Prinz Kaspian von Narnia, im Mai 2008 als Sommerblockbuster zwischen
Iron Man und
Indiana Jones 4 platziert, an den Kinokassen enttäuschte und bei weitem nicht den erwünschten Umsatz brachte. Der ursprüngliche Plan, den dritten Film bereits im Mai 2009 in die Kinos zu bringen, wurde aufgegeben und als Disney im Dezember 2008 die Partnerschaft in Sachen Narnia mit Walden Media aufkündigte, sah es für eine Realisierung des Projektes sehr düster aus. Gestritten hatte man sich über das künftige Budget und den Releasetermin. Disney hatte darauf gepocht, die Narnia-Filme in der Summer-Season zu starten, da zu dieser Zeit besonders in den USA das meiste Geld mit Filmen verdient wird.
Doch im Januar 2009 gab es neue Hoffnung für das Projekt, als 20th Century Fox als neuer Partner einsprang und gemeinsam mit Walden die Finanzierung stemmte. Als Budget wurden ca. 155 Millionen $ veranschlagt, was weit unter den ca. 220 Millionen $ von Prinz Kaspian lag. Der Releasetermin wurde auf Mai 2010 verschoben und die Dreharbeiten sollten nun im Oktober 2008 in Mexiko beginnen. Hier wollte man den selben Wassertank benutzen, der bereits 1997 bei
Titanic Verwendung fand. Aufgrund von anhaltenden und äußerst blutigen Drogenkriegen in der Region konnte jedoch die Sicherheit von Cast und Crew nicht gewährleistet werden und man entschloss sich schließlich, die Produktion nach Australien zu verlegen. Eine weitere Verschiebung des Releasetermins war unumgänglich und so legte man schließlich den 09.Dezember 2010 als Kinostart-Termin fest.
Die Morgenröte sticht in See
Die Dreharbeiten begannen schließlich am 27.Juli 2009, nachdem die Crew in monatelanger Arbeit ein Modell der Morgenröte am Strand von Cleveland Point aufgebaut hatte. Das Schiff hat jedoch nie wirklich im Wasser gelegen und war dafür auch gar nicht geeignet. Alle Aufnahmen der segelnden Morgenröte wurden mit einem Ersatzschiff gedreht. Die Morgenröte selbst wurde später digital eingefügt. Der Film enthält 1.400 Special Effect-Shots und wurde in einer fast einjährigen Nachbearbeitungsphase unter anderem auch nachträglich in 3D konvertiert.
Im Dezember 2010 war es schließlich so weit.
Die Reise auf der Morgenröte feierte ihre Weltpremiere in London. Die Fahrt in den Kinos weltweit lief unterschiedlich. In den USA enttäuschte der Film leicht, da er sogar noch unter dem Einspielergebnis des Vorgängers zurückblieb. Allerdings war es für Fox der erste 100 Millionen-Blockbuster innerhalb von 13 Monaten. Im Rest der Welt sah es allerdings besser aus. In vielen Ländern wurde das Ergebnis von Prinz Kaspian geschlagen und so wurde das internationale Einspielergebnis des Vorgängers schließlich getoppt. Und hätte es in Japan nicht das furchtbare Tsunami- und Atomunglück gegeben (der Film befand sich dort gerade in der dritten Spielwoche), dann wäre wahrscheinlich auch noch das weltweite Gesamtergebnis von Teil 2 getoppt worden. In Verbindung mit dem deutlich niedrigeren Budget hat sich die Verfilmung also schon jetzt gerechnet.
Schiffbruch in Deutschland
Nachdem die deutsche FSK am 30.11.2010 ihre Prüfeinträge für die deutsche Kinoauswertung von
Die Reise auf der Morgenröte veröffentlicht hatte, war sehr schnell klar, dass der Film in Deutschland (und zwar nur hier) genau wie Teil eins nur gekürzt in die Kinos kommen würde (
wir berichteten). Um eine Freigabe ab 6 Jahren zu erhalten, hatte Fox Germany die Schere angesetzt. Neben der gekürzten Fassung lies man jedoch auch noch die englischsprachige Originalfassung prüfen, die die Freigabe FSK 12 bekam. Regisseur Michael Apted äußert sich im Audiokommentar zum Film, der aus gutem Grund ebenfalls auf sämtlichen deutschen Kaufmedien fehlt, zur Ratingproblematik:
| "I was worried [...] It's important that we got a rating for the film, you know, that would allow the biggest audience to see it. [...] Is the sea serpent too violent? And, you know, in different countries we got a different response. In Amerika and the United Kingdom, we got, you know, a PG rating. But in other European countries, like Germany it was too much for them. And so we had to shorten some of the sequence to deal with that". | |
Bei
Der König von Narnia hatte Disney neben der gekürzten deutschen Kinofassung als Single Disc immerhin auch eine vollständig synchronisierte und ungeschnittene FSK 12-Fassung als Special Edition auf DVD veröffentlicht. Zunächst sah es auch bei 20th Century Fox so aus, als solle es ausschließlich die ungekürzte Fassung auf die Kaufmedien schaffen, denn frühe Vorab-Cover zeigten ein grünes FSK 12-Logo auf der Vorderseite. Bereits im Februar ändere Fox jedoch sein Konzept und man entschloss sich, ausschließlich die zensierte Version zu veröffentlichen, um eine größere Zielgruppe bedienen zu können. Denn der Film wird ja schließlich als Familienfilm vertrieben.
Von den Schnitten nicht betroffen ist die deutsche 3D Blu-Ray des Films (FSK 12), die zur Zeit jedoch nur im Bundle mit Sony 3D-Geräten erworben werden kann.
Dieser Vergleich
Für diesen Vergleich wurde die
gekürzte deutsche DVD von 20th Century Fox und die
ungekürzte britische DVD, ebenfalls von 20th Century Fox verwendet. In der deutschen Fassung hat Fox an
35 Stellen die Schere angesetzt. Allerdings sind die Schnitte alle nur wenige Sekunden lang. Daher ergibt sich auch eine gesamte Schnittzeit (addierte Einzelschnittzeiten) von gerade einmal
76 Sekunden. Bis auf drei Schnitte finden sich alle Schnitte im letzten Drittel des Films beim Kampf der Morgenröte mit dem Seeungeheuer.
6:00
Eustachius japst etwas länger nach Luft, als das Zimmer sich schnell mit Wasser füllt.
2 Sek.
6:09
Die Kinder und einige Gegenstände unter Wasser. Lucy schwimmt Richtung Oberfläche.
3,7 Sek.
21:24
Die Menschen in dem kleinen Ruderboot werden von dem grünen Nebel eingehüllt. Einige panische Angstschreie sind zu hören. Dann löst sich der Nebel wieder etwas auf und das Boot ist plötzlich verschwunden.
In der zensierten Fassung hat man an dieser Stelle stattdessen eine kurze Szene von einer Sekunde Länge eingefügt, die bereits bei 21:08 Min. zu sehen war. Um die Zensur etwas zu vertuschen, hat man die Szene aber hier etwas eingezoomt.
Originalfassung: | zensierte Fassung: |
| |
Nach Abzug dieser Einfügung ergibt sich eine Schnittzeit von 5 Sekunden.
5 Sek.
1:21:21
Ansicht der Seeschlange, die sich fauchend auf die Morgenröte zu bewegt und der Menschen an Deck, die ihr angstvoll entgegen blicken.
3 Sek.
1:21:33
Die Seeschlange faucht und windet sich, während Reepichiep weiter auf sie einsticht.
1,7 Sek.
1:21:53
Nachdem das Seeungeheuer den Drachen Eustachius gegen den aus dem Wasser ragenden Felsen geschleudert hat, ist in der Originalfassung etwas länger zu sehen, wie der entkräftete Drache an dem Felsen herunterrutscht.
1,7 Sek.
1:22:00
Ebenfalls länger zu sehen ist, wie die Seeschlange ihren brennenden Kopf herum schleudert und Schmerzenslaute ausstößt.
1,5 Sek.
1:22:57
Das Ungeheuer taucht aus dem Wasser auf und reißt sein Maul gefährlich auf.
1,5 Sek.
1:23:05
Dito.
1 Sek.
1:23:07
Direkt im Anschluss an den vorhergehenden Schnitt wurde das Bild der nächsten Szene (2,5 Sekunden) bei der deutschen Fassung eingezoomt. Und seltsamerweise beginnt die Szene in der deutschen Fassung auch 5 Frames früher. Links das Bild der ungekürzten Fassung, rechts das Bild der deutschen Version (Bilder sind nicht framegenau gleich).
-5 Einzelbilder
Originalfassung: | zensierte Fassung: |
| |
1:23:30
Einmal mehr taucht der furchtbare Kopf der Seeschlange aus dem Wasser auf.
2,5 Sek.
1:23:43
Das Seeungeheuer bedroht die Crew der Morgenröte.
1,5 Sek.
1:23:45
Nach einer kurzen gemeinsamen Szene folgt schon der nächste Schnitt. Das Monster attakiert die Crew und bewegt sich in Richtung der Kamera.
1 Sek.
1:23:48
Edmund klettert am Drachenkopf der Morgenröte (Ausguck) nach oben. Aufnahme von oben, wie das Ungeheuer von unten nach ihm schnappt.
1,3 Sek.
1:23:58
Nachdem Edmund es mit der Taschenlampe anleuchtet, wendet sich das Seeungeheuer ihm zu. Als es den Kopf zur Seite dreht, erfolgt in der deutschen Fassung ein Schnitt.
Edmund:
"Versuch es und töte mich! Komm schon! ... Komm schon! Ich bin hier!"
4 Sek.
1:24:03
Die kurze Szene, in der Edmund sich wegdreht, wurde in der deutschen Fassung etwas gezommt. Außerdem ist sie auch ein paar Frames länger. Links das Bild der ungekürzten Fassung, rechts das Bild der deutschen Version (Bilder sind nicht framegenau gleich).
-5 Einzelbilder
Originalfassung: | zensierte Fassung: |
| |
1:24:04
Direkt im Anschluss folgt wieder ein Schnitt. Das Ungeheuer versucht, an Edmund heran zu kommen und verbeißt sich in den hölzernen Drachenkopf.
2 Sek.
1:24:18
Das Ungeheuer droht nach Edmund zu schnappen, der sich auf den Kopf des hölzernen Drachen geflüchtet hat.
1,5 Sek.
1:24:22
Edmund flüchtet weiter vor der Seeschlange, die nach ihm schnappt.
Edmund:
"Ich bin immer noch hier!"
5 Sek.
1:24:29
Die Kamera folgt dem von Lucy mit Susans Bogen abgeschossenen Pfeil.
2 Sek.
1:24:34
Wieder macht sich das Monster bereit, um nach Edmund zu schnappen.
1,2 Sek.
1:24:37
Eine weitere Ansicht vom weit aufgerissenen Maul des Ungeheuers.
1,2 Sek.
1:25:34
Das Ungeheuer mutiert länger und entfaltet sich schließlich zu seiner ganzen Pracht. Zwischenschnitt auf Kaspian, der Edmund auf die Füße hilft.
8,5 Sek.
1:25:43
Wieder ist das Ungeheuer mit seinen vielen kleinen Armen zu sehen.
2 Sek.
1:25:47
Schnitte im Sekundentakt. Das Ungeheuer schnappt wieder nach Edmund (in Richtung zur Kamera).
1 Sek.
1:25:54
König Kaspian hackt dem Monster einen Arm/Tentakel ab. Das Monster schreit und richtet sich auf.
2 Sek.
1:26:17
Das Ungeheuer reißt an der Stange mit dem Segel.
3 Sek.
1:26:42
Das von den Harpunen getroffene Monster schreit vor Schmerz auf und windet sich länger.
1,5 Sek.
1:26:47
Mal wieder eine Nahaufnahme des Seeungeheuers.
2 Sek.
1:26:59
Hier folgt nun in der Originalfassung eine kurze Szene, die in der zensierten Fassung aus Anschlussgründen etwas später kommt. Insgesamt ergibt sich daher kein Zeitunterschied.
kein Zeitunterschied
1:27:02
Das Monster schüttelt sich und macht sich zu einem weiteren Angriff bereit.
2,5 Sek.
1:27:07
Hier folgt nun in der zensierten Fassung die Szene, die in der Originalfassung bereits bei 1:26:59 zu sehen war. Insgesamt ergibt sich daher kein Zeitunterschied.
kein Zeitunterschied
1:27:09
Nahaufnahme, wie das Ungeheuer durch die Crew in Richtung Edmund gezogen wird.
1,5 Sek.
1:27:10
Die nun folgende Szene beginnt in der deutschen Fassung wieder leicht früher und wurde außerdem auch wieder eingezoomt.
-7 Einzelbilder
1:27:51
Als der Haken aus der Bordwand reißt, wird das Seeungeheuer nach hinten geworfen, weil es sich gegen das Seil gestemmt hatte.
1,5 Sek.
1:27:54
Eine Nahaufnahme des Seeungeheuers.
0,7 Sek.
1:28:13
Edmund hebt sein Schwert. Das Ungeheuer faucht wütend.
1,2 Sek.
1:28:18
Ein kaum bemerkbarer Mini-Schnitt. Das Ungeheuer bewegt sich mit weit geöffnetem Maul einen Tick länger auf Edmund zu.
6 Einzelbilder
1:28:22
Noch einmal folgt eine Aufnahme, wie Edmund sein Schwert in das Maul des Monsters bohrt.
1,7 Sek.