Verglichen wurde die gekürzte FSK 16 Fassung von Premiere 13th Street (identisch mit: dt. DVD / R-Rated / Premiereausstrahlungen / Tapes) mit der ungekürzten FSK 18 TV Fassung von RTL (identisch mit sämtlichen anderen Free TV Ausstrahlungen).
5 Schnitte / Veränderungen; Die ungekürzte Fassung läuft 18,36 Sekunden länger (Vorlagenfehler außer acht gelassen).
Wenn man die Geschichte von Alfred Hitchcocks "Psycho" erzählt, muss man unweigerlich auch die Geschichte der Zensur von Filmen in Amerika erzählen. Und somit auch die Geschichte, warum "Psycho" bei uns nur in gekürzten Fassungen lief. Denn 1960, zu einer Zeit, in der in Hollywood dem streng reglementierenden Hays-Code unterlag, musste sich Hitchcock den Zensoren beugen, wollte er einen Film in die Kinos bringen. Die beanstandeten jedoch nur die Duschszene, weil dort angeblich die nackte weibliche Brust Janet Leighs zu sehen war (obwohl die Schauspielerin die Szene nie nackt spielte). Hitchcock legte den Zensoren die Szene nach sieben Tagen unverändert vor und der Film kam in die Kinos - ungekürzt und in der Form, wie wir ihn ab und an dank unserer heimischen Fernsehsender sehen können.
Deutsche Zensoren haben die Schnitte, die uns das Vergnügen "Psychos" auf Tape und auf DVD schmälern, nicht verbrochen. Das alte CiC-Tape prahlt damit, die "Original Kinofassung" zu präsentieren, ist aber auch lediglich die gekürzte Fassung. Wie diese genau zu Stande kam ist unklar. Bei der Wiederaufführung "Psychos" in den USA einige Jahre später waren die Cuts präsent und zumindest kann man das Herausschneiden der blutigen Finger Norman Bates` auf das Drängen der Britischen Filmzensoren zurückführen. Da auch in den USA nur noch die veränderten Versionen gezeigt werden, ist es wahrscheinlich, dass zur Wiederaufführungszeit eine restaurierte auf alle möglichen Zensurbeschwerden anderer Länder zugeschnittene Version herstellten, die dann für kommerzielle Veröffentlichungen wie auf Videoband oder Laserdisc verwendet wurden. Bis heute gibt es keine offizielle "Psycho"-Veröffentlichung, die der damaligen Kinofassung gleichkommt. Die deutschen TV Sender zeigten jedoch bisher immer, abweichend von allen kaufbaren Fassungen, eine längere Version.
Der folgende Schnittbericht weist die fehlenden Stellen aus, die uns zumindest auf DVD und Tape vorenthalten bleiben.
Intro von Der Mann mit dem Plan
0:42:24
Norman Bates beobachtet Marion länger durch das Loch in der Wand. Sie streift sich noch den BH von den Schultern, gefolgt von einer weiteren Einstellung auf Normans Gesicht in Nahaufnahme. Nach der Aufnahme von Normans Gesicht, wird wieder auf Marion umgeschnitten, die den BH nun ganz auszieht.
5,0 Sec.
00:50:22
Nachdem Norman Bates Marions Leiche aus dem Bad geschafft hat, ist die Einstellung, in der er entsetzt seine blutigen Hände betrachtet geringfügig länger.
0,72 Sec.
0:50:23
Nach dem vorherigen Cut (s.o.), wurde in beiden Fassungen alternatives Bildmaterial verwendet. Die gekürzte Fassung bleibt dabei deutlich harmloser und kürzer.
Szenenablauf in der Uncutfassung:
- Normans blutige Hände im Bild (siehe vorheriger Cut)
- Norman in Nahaufnahme. Er läuft Richtung Bad (alternatives Material)
- Normans blutige Hände in Nahaufnahme (fehlt in der Cutfassung komplett)
- Umschnitt ins Bad: Wieder Normans blutige Hände in Nahaufnahme. Er schaltet den Wasserhahn an und beginnt seine Hände zu waschen. (Die Cutfassung setzt erst ein, als er bereits die Hände wäscht. Die Nahaufnahme sowie das Anstellen des Wasserhahns fehlt.)
Bilder:
Szenenablauf in der Cutfassung:
- Normans blutige Hände im Bild (siehe vorheriger Cut)
- Norman in Nahaufnahme, er läuft Richtung Bad. Im Gegensatz zur Cutfassung ist hier von Außen noch zu sehen, wie er das Bad betritt.
- Norman wäscht bereits die Hände.
Länge der Szene in der gekürzten Fassung:
13,08 Sec.
Länge der Szene in der ungekürzten Fassung:
19,88 Sec.
Differenz:
6,8 Sec.
Bilder:
00:57:15
Für die deutsche Bearbeitung wurde der Brief, den der Mann am Schreibtisch schreibt gegen eine deutsche Übersetzung ausgetauscht.
Die eingedeutschte Variante ist geringfügig länger im Bild.
Die Folgeeinstellung auf den Mann am Schreibtisch ist ebenfalls zu Anfang 8 Frames länger.
0,8 Sec.
Links gekürzte Fassung, rechts ungekürzt.
01:13:52
Nachdem der Mann (Arbogast) die Treppe runtergestürzt ist und sich Norman (verkleidet als seine Mutter) auf ihn stürzt und im Off auf ihn einsticht, holt er in der ungekürzten Fassung noch 2-mal mehr aus, bevor abgeblendet wird.
Anmerkung: Genau an dieser Stelle ist ein Rollenwechsel zu verzeichnen. Fraglich ist, ob hier wirklich Zensur vorliegt, oder man den Wechsel nur kaschieren wollte. Möglicherweise auch beides.
5,04 Sec.