9 Erweiterte Szenen =
9 Min. 47 Sec.
3 Alternative Szenenabläufe =
Kein Zeitunterschied
Nein, hier handelt es sich nicht um den neuesten Blutfontänen-Slasher aus Japan, in dem kleine Mädchen in Schuluniformen fiesen Frauenschändern aller Herren Gattungen mit viel Matsch & Sosse den Garaus machen. Die
SuicideGirls (kurz
SG) sind vielmehr eine der alt-porn-Szene (alt für alternativ) zugehörigen I-Net-Community, in der Frauen mit äusserlichen Veränderungen wie Tätowierungen, Piercings oder auffallend gefärbten Haaren Softcore-Nacktfotos von sich einstellen; ein fester Kern davon als vertraglich angestellte Models. Redaktionelle Texte zu Musik, Kolumnen, Blogs u.ä. gehören ebenfalls zum Repertoire der Seite, viele Bereiche bzw. Angobte sind dabei kostenpflichtig.
Nach eigenen Aussagen der Betreiber besuchen etwa 1 Million verschiedene User pro Woche SuicideGirls.com, während industrielle Tracking Sites wie Domain Tools bspw. lediglich ca. 180.000 davon pro
Monat zählen - auch im
World
Wide
Web beherrscht nach wie vor
Werbe
Wirksame
Wahrnehmungsverzerrung das Geschehen
(Alliteration am Morgen vertreibt Kummer & Sorgen).
Neben drei Dokumentationen, die
SG in der nunmehr zehn Jahre betragenden Bestandszeit der Website hervorgebracht hat, haben die Betreiber auch dieses Mach(t)werk auf die Menschheit losgelassen; den sogenannten "First Reality Horror Movie"
(Gesundheit) Suicide Girls Must Die!. Wobei es sich hier im Grunde genommen um nichts anderes als eine Dokumentation handelt - in dem Fall über ein Fotoshooting an einem Waldsee für einen Kalender - welche in etwas "Horrorfilmrahmenhandlung" eingebettet ist, deren Machart man wiederum freundlich beim
Blair Witch Projekt entliehen hat.
So sieht man, sollte man sich wirklich darauf einlassen, den 12 Models durch die begleitenden Digitalkameras des entsprechenden Filmteams bei der anstrengenden Klamottenauswahl, dem anschliessenden Packen der Koffer, der Anreise, den diverseren Shootings an den Wald- bzw. Seelocations und fröhlichen Einlagen wie einem gemeinsamem Whirlpoolbad oben ohne mit ein paar verspielt-homoerotischen Einlagen zu, während der gemeine Filmfreund geduldig auf die "Horrorfilmrahmenhandlung" wartet. Die präsentiert sich dann so, als dass ab & an das eine oder andere Model einfach spurlos verschwindet, was der übrigen Belegschaft erstaunlich wenig Kopfzerbrechen bereitet, bis ein wirklich nur noch sehr kleiner Kreis hübscher Mädels auf verschiedene Arten, sich dabei aber gleichermassen dumm anstellend, dann doch versucht Hilfe zu holen bzw. von der abgelegenen Location zu entkommen gedenkt. Und nachdem nahezu die komplette Laufzeit verstrichen ist und man als Zuschauer immer noch nicht mal ansatzweise weiss, was der Budenzauber eigentlich (darstellen) soll, ahnt man als halbwegs erfahrener Filmfreund schon, wo das nur noch hinführen kann: Zum gemeinen, letztlich offenen Terrorkinofinish oder dem allseits beliebten "Happy April Fool's Day!"-Ende.
Um die Zielgruppe (böse Zungen behaupten ja, der Streifen würde nach wie vor nach selbiger suchen und dies wohl auch bis an das Ende aller Tage tun) nicht unnötig zu verschrecken, entscheidet man sich dann für letzteres, und zwar in den letzten 1-2 Minuten vorm Abspann mit einer derart biederen, uninspirierten Hammer-vor-den-Kopf-Attacke (
"Tja, Leute, so war das! Klingt komisch, iss aber so. Kiss 4 all, Bye-Bye!", Credits, Vorhang.) und dabei auch noch vollkommen unpassend zu diverseren vorhergegangenen Ereignissen, dass es jeden Semi-Cineasten brutal aus den Latschen boxt und selbst der handelsübliche Otto-Normal-Gucker aus dem entsetzten Staunen nicht mehr herauskommt, während die leere Bierflasche und das verklebte Kleenex erschrocken aus den Händen zu gleiten drohen. "Hillarious!" denkt sich der Ami da gerne, Recht hat er wohl.
Dabei ist das Ganze technisch gesehen erstaunlich solide aufgezogen, mit wirklich schön eingefangenen Aussenaufnahmen, durchaus stimmiger musikalischer Untermalung, vernünftigem Editing und allem was dazu gehört; gar SplitScreen-Spielereien (in der R-Rated Fassung etwas zu inflationär) und andere technische kleine Leckerbissen bekommt man serviert. Die Mädels agieren der Machart des Films zugrunde liegend weitestgehend natürlich und klischeefrei, was man von den meisten Produktionen der Horrorfilmsparte nun nicht unbedingt behaupten kann. Wenn es allerdings das doofe Anhängsel "Horrorfilmpart" abzuhandeln gilt, wird es ganz schnell allenthalben mehr als lächerlich.
So ist
Suicide Girls Must Die! denn wohl auch eher als Marketingschachzug zu verstehen, um die stetig rückläufigen Zahlen von SuicideGirls.com etwas aufzufangen, indem man in neue Filmbereiche vorstösst, um andere Kundenstämme zu erreichen. Leider Gottes hat man sich hierbei film- & inhaltstechnisch aber nicht wirklich weit weg von den bisherigen, lediglich die bereits angesprochenen Dokumentationen umfassenden Produktionen weg gewagt, wodurch das Ergebnis entsprechend zwischen alle Stühle fällt und das Zuschauerinteresse gewaltig leidet.
Um so erstaunlicher, dass der Schmock in den Staaten tatsächlich auch in ein paar ausgewählten Lichtspielhäusern (!!) gezeigt wurde, wofür man sich brav eine offizielle MPAA-Freigabe abgeholt hat. Für die Heimkinoauswertung wurde neben eben dieser geprüften Fassung auch die ursprüngliche Unrated Fassung auf den Markt gebracht, welche tonnenweise zusätzliche Nacktszenen wieder einfügt, die in der Kinofassung stark zusammengefasst und dabei oftmals von weiter entfernten Punkten gezeigt oder durch harmlosere Alternativeinstellungen ersetzt wurden.
Was den Streifen selbstredend in keinster Weise besser oder schlechter macht, zumindest aber so etwas wie einen etwaigen, halbwegs plausiblen Grund als Vorwand liefert, sich das Ganze überhaupt anzuschauen. Auch wenn der Begriff "Reality Horror" mit fortschreitender Laufzeit des Films zugegebenermassen einen mehr und mehr satirischen Beigeschmack bekommt.