Karate Wars is a Supersport Presentation
Die BLOODFIGHT-Reihe gibt es nur in Deutschland. Im Original haben alle 5 Teile nichts miteinander gemein, ausser vielleicht gegenseitiges in die Fresse hauen mit eventuellem Turnierhintergrund. Dennoch sind alle Filme mehr oder weniger goutierbares Futter für Fans derartiger Klopperfilme, weil oft die rote Suppe nur so spritzt. Alle Filme? Nein! Denn wie sagte schon Jean Grey im aktuellen X-MEN-Ableger?
„Everyone knows that the third movie is always the worst.“ Und nie war ein Zitat so richtig wie in diesem Fall.
Bevor es jetzt ans Eingemachte geht, beginne ich mal mit dem einzig Positiven an diesem Disaster: Elsie Jay! Die Schauspiel-Debütantin trägt als Darstellerin der Tracy zwar nichts zum Verlauf der Handlung bei (außer den sinnlosen Love-Interest des Hauptcharakters zu geben), dafür hat sie jedoch mehr als einen Gesichtsausdruck parat und lässt einen Hauch von Talent erkennen. Ich vermute aber, dass sie nach Ansicht des fertigen Filmes keinen anderen Gedanken mehr hatte, als schnellstmöglich vom Erdboden zu verschwinden – denn sie ist nie wieder als Schauspielerin tätig gewesen und auch sonst im weltweiten Net nicht mehr aufzufinden. Das führe ich auch auf ihre Intelligenz zurück. Denn mit KARATE WARS (O-Titel) darf man keine Werbemappe füllen. Mehr Negativwerbung geht eigentlich nicht.
Der Film beginnt mit Stock-Footage über Las Vegas, ein Sprecher erzählt von dort stattfindenden Turnierkämpfen, bei denen die Fans den dortigen Stars zujubeln:
„Aber bei allem Fanatismus, bei aller Begeisterung bleiben die Kämpfe Wettkämpfe. Am Ende steht immer Sieg oder Niederlage. Niemals Tod!“ Na, das erleichtert den Moralisten. Der Gorehound hingegen bekommt den ersten Dämpfer seiner freudigen Erwartung. Die eingestreuten, schnell geschnittenen Kampfszenen sind übrigens erkennbar ohne Zuschauer in irgendeinem Hinterhof-Ring gefilmt worden – gewöhnt euch dran, der gleiche Ring (sogar dieselbe Einstellung!) bleibt bis zum Ende euer treuer Begleiter. Mehr Abwechslung ist nicht drin.
Wechsel nach L.A., ins heimische Wohnzimmer – im wahrsten Sinne des Wortes. Auftritt Christopher Wolf aka Jason (unser Held) und den Beinen seiner Mutter. Scheinbar sind beide gerade eingezogen... diese Erkenntnis wird aber in der nächsten Szene schon in Frage gestellt, weil Jason dort mit seiner Schnitte Tracy rumlungert und sich für 3 Jahre glückliche Zeiten mit einem Ring aus dem Kaugummiautomaten bedankt. Egal. Weitere Impressionen, diesmal von L.A. Auf geht’s in die Schule, in der Mr. Oyama einen Karatekurs anbietet. Oyama ist ein Star, deshalb bekommt er auch den Abstellraum des Hausmeisters zur Verfügung gestellt, um seinen Schülern den Code des Lebens beizubringen. Und zwar respektvoll, wie es sich gehört. Gerne nennt er seine Schäfchen „Dummköpfe“ (so benehmen die sich auch), oder empfiehlt einem gelbbegurteten Schützling, wenn dieser wieder einmal nach unorthodoxem Bauchmuskeltraining die Matte vollkotzt:
„Hey, hey. Machs weg! Oder friss es!“ Voller Respekt sind auch seine Schüler, die sich mal verspäten, gerne über seine Aussprache lustig machen (Oyama:
„Das ist eine Karate-Dojo.“ Jason:
„Was für eine Art von … Jojo?“) oder sich schlichtweg weigern, aufgetragene Übungen auszuführen. Die Übungen sind an einer Hand abzuzählen (zumeist Liegestütze, aber höchstens 20, sonst ist man ja erschöpft), in der Regel gibt es aber kluge Weisheiten fürs Leben:
„Stop! Die Angst vor dem Schlag hält dich nur vor dem Gegner fern. Wie die Angst vor einer Frau. Mehr Selbstvertrauen und du kannst gewinnen.“ (Er zieht den Schüler leicht zu sich)
„Man kann nicht mit einer Frau schlafen ohne ihr zu nahe zu kommen. Kapiert?“
„Wut ist wie ein Rasiermesser. Richtig eingesetzt rasiert es dich. Falsch eingesetzt durchschneidet es dir die Kehle. Verstanden? Dummköpfe!“
„Ok, ok. Sprechen wir wie mit Idioten. Rückschlag ist wie ein Dentist, der Zähne bohrt. Aber die Löcher sind hier!“(tippt an die Schläfe des Idioten)
So und nicht anders gestalten sich also Training und Vorbereitung auf den großen Kampf. Gegen wen, fragt ihr? Na, gegen die Bösgesichter, hier in Gestalt eines anderen Jojos. Klar erkennbar am Sifu namens Nakaso, sieht der doch aus wie der leibhaftige Dschingis Khan – nur mit Glatze. Seine Unterrichtsmethoden unterscheiden sich nicht wirklich von Oyamas Zwirn, daher gehe ich nicht weiter darauf ein. So schleppt sich das Fiasko bis zum bitteren Ende, in dem schlußendlich zwei harmlose Kämpfe stattfinden, die aber jeweils innerhalb von 3 Minuten vorbei sind.
Was gibt es als Fazit? KARATE WARS ist der Bodensatz des Klopperfilms. Die Trainingseinheiten strotzen nur so vor Dämlichkeiten, Fights gibt es nicht. Ok, fast nicht. In der Mittes des Streifens gibt es ein paar schwarz-weiß Kampfszenen. Die erkennt man aber nur, wenn man aufmerksam dem Verlauf des Filmes folgt, ansonsten könnten die verpasst werden. Wenn die Darsteller mal den Mund aufmachen, kommt nur verbale Scheiße raus; die Location beschränkt sich auf ein mit Matten belegtes Hinterzimmer + ein Kleingarten ohne Bäume + ein Ring im Kellergeschoß. Und im Guerilla-Mode aufgenommene Albernheiten im Park nebenan. Wahrscheinlich wurde jede „Spielszene“ in einem (in Zahlen: 1) zum Abriss stehenden Gebäude aufgenommen. Hinzu kommen unfähige Tontechniker (weil in jeder Außenaufnahme die Hintergrundgeräusche die Dialoge schwer verständlich machen), noch unfähigere Cutter (weil in den beiden Einstellungen einer Szene jeweils auch unterschiedliche Geräusche zu hören sind!) und eine Regie, die den Namen nicht verdient. David Huey heißt der Verbrecher, der uns auch so Giftgasgranaten wie FUTURE WAR (Platz 6 der Imdb-Bottom 100 mit einer beispiellosen 1,7 Wertung) oder FULL IMPACT (immerhin eine 3,6) bescherte. Fun-Fact am Rande: diese Wurst hier hat eine solide 5,3. Bei 10 abgegebenen Stimmen, was in etwa die Anzahl der Darsteller dieses Machwerks bedeutet. Und selbst die haben aus Anstand nicht die volle Punktzahl gewählt. Muß ja doch glaubhaft bleiben, gelle?
Und warum schreib ich hier so viel? Warum ist der Film auf unserer schönen Site? Ja mei: er wurde sogar zensiert, man glaubt es kaum. Und zwar nicht in den brutalsten Gore-Momenten (die gibt es nämlich nicht, weil eben nicht gekämpft wird!), sondern in der Handlung! Warum auch immer. Verglichen wurde hier die
deutsche VHS (Pacific, FSK 18) mit der unzensierten
US-VHS (York Home, R-rated). Ach so, die deutsche Synchronisation ist schon schlecht... aber prinzipiell genauso wie die Originalsprache. Vor allem Richard Rabago ist aufgrund seines grausigen Akzents kaum zu verstehen. Kein Wunder, dass er von seinen Darstellern verarscht wird:
"Dis is noo blogg. No blogg, no groin! No groin, no girlfriend"
Special Thanks again to spannick, der mir erneut mit allen Vergleichsmaterialien aushalf
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(nicht mitberechnet wurden Masterfehler, Logos oder Schwarzbilder)