Der im Jahr 2005 entstandene Horrorfilm Wolf Creek war in seinem Entstehungsland Australien ein großer Hit und fand auch im Rest der Welt sein Publikum, das ihn überwiegend positiv aufnahm. Noch dazu orientiert sich seine Geschichte an wahren Begebenheiten, was ihn für den ein oder anderen Zuschauer noch ein bisschen interessanter machte. Der mordende Outback-Killer Mick Taylor hinterließ jedenfalls einen so charismatischen Eindruck, dass der Erfolg des Erstlings die Produktion einer Fortsetzung rechtfertigte. Die ließ zwar ganze 9 Jahre auf sich warten. Es hat sich aber gelohnt, wenn man sich das Endprodukt zu Gemüte führt. Losgelöst von allen kreativen Fesseln, ist in Wolf Creek 2 auch wesentlich mehr los. Mick Taylor darf sich richtig austoben und schraubt den Bodycount deutlich in die Höhe, unterstützt von einem ausreichenden Budget, das in puncto Locations und Effekten den Erstling klar hinter sich lässt. Und auch bei der Gewalt ist man hier deutlich drastischer unterwegs, Splattereinlagen und fiese Aktionen, untermalt mit zynischen Kommentaren von Mick sorgen für eine stets bedrohliche Atmosphäre.
Die australische Freigabebehörde vergab dann auch wenig überraschend die höchste Freigabe "R18+". Für einen Film mit der Bekanntheit und dem Erfolgspotential im Entstehungsland war das aber für das Produktionsstudio zu hoch, weshalb man sich dazu entschied, den Film für die Kinoauswertung zu zensieren. Etwas mehr als 2 Minuten fielen der Schere zum Opfer, um die "MA15+"-Einstufung zu erreichen. Fans mussten sich also gedulden und auf die Heimkino-VÖ hoffen, wenn sie von Zensuren verschont bleiben wollten. Doch auch hier muss man in Down Under etwas wachsam sein, denn die DVD und eine Blu-ray-Auflage enthalten ebenfalls die geschnittene Fassung, während man als Käufer der anderen Blu-ray-Edition der Uncut-Fassung habhaft werden kann. Deren Vermerk "Director's Cut" ist etwas irreführend, da es sich hierbei lediglich um die ungeschnittene Originalfassung ohne die Kinozensuren handelt und nicht um eine davon abweichende Version des Films. Die Eingriffe sind zahlreich und erinnern von ihrer Machart her an eine Mischung aus verschiedenen Zensurstilen, mal länger und mal nur im Framebereich. Insgesamt aber schon so umfangreich, dass man davon Abstand nehmen sollte.
In Deutschland sieht die Situation für Wolf Creek 2 aufgrund seiner hohen Brutalität noch etwas prekärer aus. Für die "FSK Keine Jugendfreigabe"-Einstufung entfernte der deutsche Rechteinhaber KSM ca. 3 Minuten an Material. Sowohl bei seinem limited Kinorelease als auch auf DVD und Blu-ray wird man den Horrorfilm nur geschnitten zu Gesicht bekommen. Hier gibt es eine Uncut-Alternative in Österreich vom Label '84 Entertainment. Im April 2015 wurde die ungekürzte Fassung von der BPjM auf Listenteil B indiziert. Man vermutet also eine mögliche strafrechtliche Relevanz, hier am wahrscheinlichsten einen Verstoß gegen §131 StGB (Gewaltverherrlichung). Die Zeit wird zeigen, ob eine Staatsanwaltschaft in Zukunft Anklage wegen Verstoßes gegen diesen Paragraphen erhebt und wie dann ein Richter urteilt.
Verglichen wurde die geschnittene, australische Kinofassung (MA15+) mit der ungeschnittenen R18+-Blu-ray (beide von Roadshow Entertainment).
31 Schnitte = 126,36 Sec. bzw. ca. 2 Minuten 7 Sekunden
0:07:55: Eine seitliche Ansicht, die den blutigen Halsstumpf des jungen Cops zeigt, fehlt.
0,84 Sec.
0:08:00: Nochmals ist der Cop im Bild. Sein Kopf ist nur noch eine zerschossene, blutige Masse.
0,76 Sec.
0:08:32: Die Kamera fährt langsam an dem Autowrack herunter zu der Leiche des jungen Cops. Sein halb abgeschossener Kopf blutet und Mick scheint beeindruckt von seinem eigenen Werk ("
Hohoho, shot!"). Dann bemerkt er, dass der andere Polizist hinter ihm wegrobbt und er wendet sich ihm zu.
30,88 Sec.
0:09:55: Es fehlt die Nahaufnahme, wie Mick dem älteren Polizisten das Messer in die Seite rammt.
0,2 Sec.
0:09:57: Mick dreht das Messer in der Wunde.
0,36 Sec.
0:09:59: Und es wird rausgezogen.
0,56 Sec.
0:10:04: Als Mick den Cop ins Auto verfrachtet, sieht man auch den toten Kollegen in der MA15+-Version erstmals mit seinem zerstörten Schädel. Man verkürzte die Ansicht jedoch, indem man die Ansicht, wie Mick den älteren Cop im Auto fixiert, früher beendet. Dadurch entgeht Zuschauern der zensierten Fassung aber auch noch, wie Mick sagt: "
Fuck me. You stupid pair of bastards. Look at the fucking mess you made, huh? Now, I gotta clean it up.". Der Cop schaut zu seinem toten Kollegen und brüllt dann Mick entgegen: "
They'll fuckin' find us! They'll find the fuckin' car and then they'll..."
22,04 Sec.
0:10:33: Erneut wurde eine Reihe von Zwischenschnitten auf das Polizeiauto entfernt, um die Ansicht des jungen Cops zu reduzieren. Dabei wird dann auch vorenthalten, wie Mick dem anderen Gesetzeshüter sein Knöllchen in die Brusttasche steckt. Der fängt an zu weinen und sagt, dass er seine Kinder sehen wolle, doch Mick hat dafür nur ein zynisches "
Ooh..." übrig und dreht sich weg.
24,8 Sec.
0:10:59: Der Cop sagt noch: "
I can make the ticket go away, mate.". Der Grund für den Schnitt ist mittlerweile bekannt.
2,08 Sec.
0:11:08: Längeres Verbrennen.
1,8 Sec.
0:30:13: Rutger mit aufgeschlitzter Kehle fehlt in der Kinofassung.
2,28 Sec.
0:30:24: Mick fängt an, Rutgers Kopf abzuschneiden.
6,72 Sec.
0:30:32: Nun hat er es geschafft. Ziemlich blutig hält er dann den Schädel in der Hand.
4,24 Sec.
0:30:39: Mick hält Rutgers abgetrennten Kopf etwas länger.
0,6 Sec.
0:30:41: Katarina schaut schockiert auf den Kopf von Rutger.
3,4 Sec.
0:31:56: Mick sägt etwas länger an der Leiche herum. Die Einstellung ist aber so weit entfernt, dass man ohnehin keine Details erkennen kann.
0,92 Sec.
0:31:58: Wie Mick einen abgetrennten Arm zur Seite legt und man dabei den blutigen, nackten Torso von Rutger sieht, zeigt nur die Uncut-Fassung.
1,04 Sec.
0:32:02: Er hantiert mit Innereien und betrachtet sie. Die Kinofassung steigt erst ein, als er sie schon wieder weg legt.
1,6 Sec.
0:32:14: Auch das beste Stück des toten Rutger schneidet Mick ab und hält ihn noch etwas in der Hand, da offensichtlich begeistert von der Größe (was auch besser den Satz mit dem Esel erklärt, der auch in der Cutfassung zu hören ist).
5,2 Sec.
0:32:30: Mick schneidet weiter Rutgers Leiche zurecht und entfernt Innereien.
2,28 Sec.
0:32:39: Rutgers Kopf ist im Weg, wird also rüde zur Seite gesetzt, damit Mick besser andere Fleischstückchen sammeln kann.
3,72 Sec.
0:33:03: Weiteres Aufschneiden des Torsos.
0,72 Sec.
0:33:09: Mehr blutige Einzelteile von Rutger.
1,76 Sec.
0:33:12: Der Hieb mit dem Beil trifft die Leiche.
0,52 Sec.
0:33:17: Ein weiteres Organ wird entnommen und in die Kiste geworfen.
2,6 Sec.
0:40:15: Etwas längere Einstellung der toten Katarina mit ihrer klaffenden Schusswunde.
1,32 Sec.
0:40:17: Nochmals.
0,88 Sec.
1:24:55: Kurze Nahaufnahme, wie Pauls Finger abgetrennt wird.
0,6 Sec.
1:24:58: Nochmalige Ansicht der blutigen Hand.
0,6 Sec.
1:25:03: Der Anfang der Einstellung, wie Pauls Hand wieder freigelassen wird, wurde minimal verkürzt.
0,32 Sec.
1:28:52: Auch der Finger an der anderen Hand wird in Nahaufnahme per Kreissäge abgetrennt.
0,72 Sec.