"Mortal Kombat" wird aus heutiger Sicht eine nahezu genauso so große Rolle in der Entwicklung des Fighting-Genres zugeschrieben wie "Street Fighter II". Neben per Blue Screen digitalisierten Sprites, war es jedoch besonders ein Aspekt, welcher 1992 und auch noch in den nachfolgenden Jahren für Aufruhr sorgte - die exzessive Gewaltdarstellung.
Bei erfolgreichen Treffern spritze ubertrieben viel Blut und Schmerz- und Todesschreie waren fester Bestandteil der Soundkoulisse. Was jedoch das moralische Fass zum Uberlaufen brachte, war die Fatality - die Möglichkeit, den besiegten Gegner auf eine besonders brutale und explizite Art und Weise zu töten.
Dies fuhrte u.a. dazu, dass die beiden damaligen Marktfuhrer - SEGA und Nintendo - sich gezwungen sahen, die Heimumsetzungen fur ihre Systeme zu zensieren.
Verglichen wurde hier die zensierte SNES-Version für den europäischen Markt mit der unzensierten Spielautomaten-Version 5.0, laufend auf Midway T-Unit Hardware. Beides spielt jedoch fur die Zensur keine Rolle, alle SNES-Versionen weltweit (Nordamerika, Europa/Ozeanien und Japan) sind auf die gleiche Art und Weise zensiert, während alle Spielautomaten-Versionen vom Grad der Gewaltdarstellung her identisch sind (es sei denn, der Betreiber macht von der internen Moglichkeit, Fatalities und Blut abzustellen, Gebrauch).
Hinweis: Der OGDB-Link zur unzensierten Fassung ist nur exemplarisch für eine unzensierte Fassung, da Arcade Versionen in der OGDB nicht eingetragen werden
Es wurden folgende Zensuren vorgenommen. Links ist jeweils die unzensierte Original-Version zu sehen.
1.) Fehlendes Blut / Sonstige Zensuren
Der Computergegner führt grundsätzlich nie Fatalities aus.
Das Blut wurde reduziert und grau-bräunlich gefärbt womit es gewissermaßen wie Schweiß aussieht.
Bei einer ausgeführten Fatality ist in der darauf folgenden Bildschirmmeldung nicht mehr von "Fatality", sondern von einem "Finishing" die Rede.
In Sub-Zero's Ending ist nicht mehr von "Assassination" (Mord), sondern von "Destruction" (Zerstörung) von Shang Tsung die Rede.
Es ist in der Stage "The Pit" (eine Brücke) möglich, den Gegner mit einem Kinnhaken in die Tiefe zu befördern, wo er auf dem mit Pfählen gespickten Boden der Grube landet. Auf dem Boden der Grube wird auch der Kampf mit der Geheimfigur Reptile ausgetragen. Im Original ist die Grube mit Leichen, Körperteilen und Skeletten übersäht auch die Säulen, die die Brücke über der Grube tragen, haben Stacheln, wo z.B. eine Leiche kopfüber aufgespießt hängt. Alle diese Details wurden in der zensierten Version entfernt.
2.) Die Fatalities
Die größten und, wenn man sie so bezeichnen darf, kreativsten Änderungen betrafen jedoch die Fatalities.
Sonya und Skorpion
Die Fatalities von Sonya und Scorpion blieben grafisch unangetastet. Beide beinhalten eine Verbrennung des Gegners, Sonya schickt dem Besiegten einen flammenden Luftkuss, Scorpion nimmt seine Ninja-Maske ab und zündet den Gegner mit seinem Feueratem an. Hierbei fehlt jeweils nur der Todesschrei des Gegners.
Lui Kang
Die Fatality von Liu Kang - ein besonders starker Kinnhaken, mit dem der Gegner für einen Moment über die Bildschirmgrenze hinaus in die Luft befördert wird - blieb, bis auf das überall im Spiel fehlende Blut, unangetastet.
Johnny Cage
Johnny Cage köpft den Gegner nicht mehr mit einem gezielten Kinnhaken, sondern spießt ihn mit dem Fuß auf.
Kano
Kano reißt dem Opfer nicht mehr das Herz heraus, er schlagt nur noch in den Brustkorb des Gegners hinein und hält danach die Hand hoch. Im Original hält er das noch pulsierende und blutende Herz hoch.
Rayden
Rayden (heißt im Original Raiden, der Name war jedoch für die Heimumsetzungen schon markenrechtlich belegt) verpasst ursprünglich dem Gegner einen Stromstoß, woraufhin dessen Kopf explodiert. In der zensierten Version pulverisiert er den Gegner förmlich mit seinem Stromstoß, bis von ihm nur noch Asche samt Schädel übrig bleiben.
Sub-Zero
Sub-Zero reißt in der unzensierten Version seinem Gegner den Kopf samt Wirbelsäule heraus. In der zensierten springt er zurück, friert seinen Gegner mit einem besonderen Eisstoß ein, springt wieder vor und zertrümmert den vereisten Körper. Die zensierte Fatality war dabei nicht minder "populär" und fand ihren Weg in den zweiten Teil der Serie.
Es bleibt noch mal anzumerken, dass es keine unzensierte Fassung des Spiels für das SNES/Super Famicom gibt. Es ist jedoch mit Cheat-Modulen möglich, die Blut/Schweißfarbe zu ändern, so dass es dem Roten nahe kommt.