Vergleich zwischen dem
Director's Cut auf DVD (2001/02) und dem
Director's Cut in 4K UHD (2022)
- 87 dokumentierte Stellen mit Abweichungen
- Differenz ohne Logos/Credits: 10 sec
(davon rund 7 sec reine Vorlagenfehler bei der DVD)
Produktionsprobleme bei STAR TREK: DER FILM
Der 1979 veröffentlichte
Star Trek: Der Film ist ein Musterbeispiel für jahrelang nachwirkendes Chaos bei einer großen Kinoproduktion. Ursprünglich war die Chose auch gar nicht für die große Leinwand gedacht, denn man arbeitete eigentlich im
Serienformat an
Star Trek: Phase Two als Weiterführung der 60er-Serie
Raumschiff Enterprise. Paramount Pictures schwenkte dann mittendrin doch um auf einen Kinofilm, was speziell hinsichtlich bereits gebauter Kulissen und Effekteplanung eine Herausforderung war.
Das Budget wurde mit 40 Millionen US-Dollar massiv überschritten, wobei ein beachtlicher Teil davon für visuelle Effekte draufging. Die zuerst beauftragte Firma Robert Abel and Associates konnte nämlich leider kein brauchbares Material abliefern, sodass
alle Effektshots hastig neu erstellt wurden. Dazu holte man dann sicherheitshalber die Veteranen Douglas Trumbull (
2001,
Die unheimliche Begegnung der dritten Art) und John Dykstra (
Krieg der Sterne) mit ins Boot. Unter solch erschwerten Bedingungen lieferten die ohne Frage eine beachtliche Leistung ab, aber mit mehr Zeit wäre sicher auch mehr drin gewesen.
Obendrein passierten auch noch ärgerliche Missgeschicke, denn so wurde beispielsweise 1979 der originale
ADR-Ton gar nicht genutzt. In Amerika ist es eine übliche Praxis, dass wegen schlechter Qualität des Studiotons Teile nachsynchronisiert werden. All diese ADR-Aufnahmen wurden durchaus aufgenommen, in der Eile hat man aber doch nur auf den Studioton zurückgegriffen. Es wurde also eine vergleichsweise mangelhafte Tonspur abgeliefert und die Effektshots kamen erst in allerletzter Minute vor dem Kinostart, sodass auch hier noch etwas Feinjustierung fehlte, die sowohl der Regisseur als auch die erprobten FX-Künstler eigentlich anstrebten.
Lange TV-Fassung und ein DVD-exklusiver Director's Cut
In den 80ern hat man erstmals in den USA eine
erweiterte TV-Fassung auf ABC ausgestrahlt, die in den Folgejahren weltweit auf diversen VHS- und Laserdisc-Auswertungen verewigt wurde. Hier wurden in die Kinofassung, mit all ihren Mängeln, lediglich ein paar zusätzliche Handlungsszenen eingebaut. Spannend ist hierbei u. a. Kirks Spacewalk, bei dem ein unfertiges Enterprise-Set im Hintergrund steht. Dank Vollbild ein klein wenig "vertuscht", aber immer noch deutlich bemerkbar.
Auch in Deutschland erschien diese Version auf VHS, wobei alle Zusatzszenen nachsynchronisiert (und zum besseren Übergang teils auch etwas Material im Umkreis neu eingesprochen) wurde. Auf diesen Aspekt kommen wir später noch zurück, denn für die weltweiten Ausgaben der im September 2022 erschienenen 4K-Auswertung führte dies zu ein paar bösen Überraschungen für Fans.
Regisseur Robert Wise war jedenfalls über Jahrzehnte hinweg mit dem Film nie so ganz zufrieden. Diverse Matte Paintings und Storyboards zeugen auch sehr gut davon, welche andere Vision er damals für diverse Szenen des Films hatte. Ironischerweise dürften dann die
digital überarbeiteten Neuauswertungen vom "Quasi-Konkurrenten"
Star Wars ein wesentlicher Faktor gewesen sein, warum man auch Wise um die Jahrtausendwende nochmal die Chance gab an seinem Baby Hand anzulegen. Im Gegensatz zu Lucas' immer wieder neuen Verschlimmbesserungen kann man dem 2001 entstandenen
Director's Cut auch einen absolut unbestreitbaren Mehrwert attestieren.
Aus der TV-Fassung schon bekannte
Zusatzszenen wurden hier teilweise eingefügt, wobei sich dabei auf solche mit einem wirklichen Mehrwert fokussiert und Füllermaterial ausgelassen wurde. Zugleich wurde auch an sinnvollen Stellen
Material aus der Kinofassung gestrafft, inklusive auf diese Weise behobener Logik- und Continuity-Fehler. Diverse
Effektszenen, die damals fehlerhaft oder schlicht nie vollendet waren, konnten nun erstmals nachträglich erstellt werden. Auch dafür wurde so manch notdürftig in der Kinofassung als Ersatz platziertes Bildmaterial gestrichen. Außerdem wurde ein neuer
Soundmix erstellt, der eine klare Steigerung zu Kino-/TV-Fassung war, aber grundsätzlich das gleiche Ausgangsmaterial nutzte.
Director's Edition in 4K komplett neu überarbeitet
Gerade die 2001 erstellten Effektszenen stellten sich in den Folgejahren allerdings als Schwachpunkt heraus, so wie bei vielen Filmen aus dieser Epoche. Das digital neu erstellte CG-Material war dank der damaligen Technik
nur in SD gerendert und somit nicht HD-tauglich. Das erklärt auch, warum bei der 2009 erfolgten Blu-ray-Premiere leider wieder nur die Kinofassung erschien. Glücklicherweise nahm man sich rund 10 weitere Jahre später, nach etlichen Fan-Anfragen, dem Projekt erneut an. So wurden für die 4K-Auswertung mit der nun fortgeschrittenen Technik tatsächlich
nochmal ALLE exklusiv für den Director's Cut ergänzten
Effektshots nachgebaut.
Ein weiterer Clou war zudem, dass man in der Zwischenzeit die
originalen ADR-Aufnahmen wiedergefunden und den Originalscore von Jerry Goldsmith restauriert hatte. Auch das Sorgenkind Ton konnte man nun also mit deutlich verbesserter Ausgangslage und im Geiste des Ur-Fassung angehen. Der neue Soundmix weiß wirklich zu überzeugen - und das erfreulicherweise auch in der deutschen Fassung, die ebenfalls überarbeitet wurde, statt, wie bei so vielen anderen 4K-Releases älterer Filme, einfach eine minderwertige Tonspur von früheren Medien mitzuschleppen.
Zum 55-jährigen Jubiläum der Serie am 07. September 2021 war man leider noch nicht fertig, sodass hier vorerst "nur" die Kinofassung in 4K erschien. Doch im April 2022 feierte exklusiv im US-VOD-Angebot von Paramount+ eine 4K-Aufbereitung des Director's Cuts ihre Premiere. Seit dem
08. September 2022 ist diese "Director's Edition" auch in Deutschland auf 4K-Blu-ray sowie Blu-ray erhältlich. Wir arbeiten hier nun auf, was eifrige Fans in den Monaten seit VOD-Release bereits mal
mehr und mal weniger detailliert gesammelt haben.
Die Unterschiede im 4K-Director's Cut
Im Zuge der UHD-Aufbereitung wurden wie gesagt vor allem die
2001er SD-Effekte alle nochmal neu aufbereitet. Das muss man hier ganz klar betonen, denn bei der neuen Version wurde über große Teile eben nicht einfach nur eine fertige Fassung nachbearbeitet, sondern diese mühsam rekonstruiert. Dafür ging man zurück ins Archiv und hat von fertigen Effektshots die einzelnen Elemente gesucht, um daraus mittels Digital Compositing fehlende Aufnahmen komplett neu zusammenzustellen.
Es gab in dem Zuge auch gleich selbst
für Originaleffekte eine Frischzellenkur. Denn im Gegensatz zur natürlich 1979 mit damaliger Tricktechnick zusammengestellten Kinofassung gab es nun keinen Generationenverlust mehr und auch keine Matteränder. Außerdem waren wegen des Zeitdrucks damals einige Composites von Effektszenen wesentlich unschärfer als üblich, dies ist nun ebenfalls behoben.
Manche Elemente blieben leider verloren, sodass man hier anderweitig tricksen musste. Details dazu werden in einem hörenswerten
90minütigen YouTube-Interview mit den Verantwortlichen der 4K-Restauration erläutert. Viele schöne Beispiele für überarbeitete Effekte findet man im riesigen
Bildvergleich von
DVD Schweizer. Wir konzentrieren uns hier nur auf die Fälle, bei denen auch deutliche
Unterschiede zwischen den verschiedenen Effekten bemerkbar sind.
Wie eben schon erwähnt, ist der Zugriff auf damalige Originalelemente da Gold wert gewesen.
Filmfehler bei Landschaften im Hintergrund wurden häufig ausgebügelt oder ein kurioses Beispiel ist in der Hinsicht auch das wechselnde Hemd von Spock und McCoy kurz vor dem Abspann. Generell wurden oft kleine
Continuity-Probleme und geometrische Ungereimtheiten angegangen. Die komplett neu gebauten CGI-Modelle haben hier und da im Detail andere Formen bekommen. Man muss auch hier klar attestieren, dass diese Neuerungen zu keinem Moment so fehl am Platz wirken, wie das bei George Lucas' vielen Nachbearbeitungen der Originaltrilogie teils der Fall ist.
Kurios sind auch ein paar
alternative oder komplett exklusive Aufnahmen. Bei vereinzelten Momenten des 2001er Director's Cuts, z. B. bei der Szene mit Spock in der 11. Minute, kamen Alternativtakes zum Einsatz und der 4K-DC geht hier wieder zurück zum Originalmaterial der Kinofassung. In der 95. Minute gibt es eine rund 3-sekündige, komplett neue Aufnahme der Ringe, welche wohl aus Continuity-Gründen ergänzt wurde.
Zu guter Letzt seien nochmal die
wiedergefundenen ADR-Aufnahmen im O-Ton hervorgehoben, welche lobenswerterweise
in der deutschen Fassung sogar nachsynchronisiert wurden. In der Doku auf der neuen Bonus-Blu-ray gibt es einen Ausschnitt der ADR-Session mit Leonard Nimoy als Spock, bei dem man sich von dem Aufwand überzeugen kann, den Regisseur Robert Wise damals betrieben hat. Auch bei etlichen sonstigen Stellen, die gar nicht im Schnittbericht hervorgehoben werden, macht sich eine deutlich bessere Tonqualität bemerkbar. Zum Teil sind Funksprüche anders verzerrt abgemischt oder Dialoge wurden der Räumlichkeit wegen bewusst auf links/rechts gemischt. Außerdem wurde auch der
Soundtrack von Jerry Goldsmith nochmal ordentlich aufpoliert, wie im vorigen Übersichtsblock schon angesprochen.
Es sei als Fazit zusammengefasst, dass dies überwiegend eigentlich klar zu begrüßende Anpassungen sind. Revisionistisch, ja - aber auf eine gewissenhafte Weise, die dem Film respektvoll nochmal einen kleinen Feinschliff gibt. Mit exzellenter Bildqualität und dem Nachbessern vieler Kleinigkeiten, die Wise zu Lebzeiten leider nicht mehr selbst umsetzen konnte, hat man den Klassiker nun gebührend für die Ewigkeit archiviert.
TV-Langfassung nicht in deutscher Complete Adventure Edition
Die VÖ-Politik ist bei dieser Reihe leider eine Wissenschaft für sich. Nachdem 2021 nur die Teile 1-4 in 4K veröffentlicht wurden, wurden 5+6 erst im September 2022 nachgeschoben. In z. B. USA und UK erschien dazu passend eine neue Box mit allen 6 Originalteilen, während z. B. in Deutschland oder anderen EU-Ländern nur die vorige 4er-Box und Einzel-Releases zur Wahl stehen. Bei Teil 1 besteht so oder so die Besonderheit, dass die vorliegende Director's Edition erst seit 2022 erhältlich ist, während vorher 2021 nur die Kinofassung auf 4K-Blu-ray und Blu-ray erschienen ist.
Außerdem hat der Fan für Teil 1 neben Boxen und einer Amaray-Einzelauflage auch noch die "
The Complete Adventure" Edition als Alternative. Hier ist eine weitere Blu-ray mit der Kinofassung und vor allem auch noch eine zweite 4K-Scheibe an Bord. Und hier kommt die Krux:
Im Ausland wurde frühzeitig angekündigt, dass auf dieser 4K-Disc neben der Kinofassung erstmals die erweiterte TV-Fassung, auch bekannt als
Special Longer Version, neu in 4K abgetastet dabei ist. Genau so ist diese Edition auch u. a. in den USA und Großbritannien veröffentlicht worden. Für Kunden
in Deutschland gab es aber den Dämpfer, dass Paramount hier leider stattdessen lediglich erneut die 2021er 4k-Disc beigelegt hat, auf der
nur die Kinofassung drauf ist.
Ironisch ist dabei auch, dass einerseits die ganzen
Star Trek-Discs in Deutschland produziert werden. Andererseits beinhalten die Auflagen aus z. B. UK und den USA Welt-Discs, bei denen alle Filme deutsche Tonspuren an Bord haben. Und für diesen TV-Cut sind immerhin deutsche Untertitel auf der Disc, zugleich ist eine FSK-Prüfung (in OmU)
vom Juli 22 bekannt. Offenbar war zumindest ursprünglich auch eingeplant, diese Disc ebenso auf dem deutschen Markt zu bringen. Auf Nachfragen bei Paramount erhielten Fans die irritierende Antwort, dass auf diese TV-Fassung verzichtet wurde, weil es keine deutsche Tonspur gäbe - was gemäß der auch uns vorliegenden (und ebenfalls von Paramount veröffentlichten) VHS natürlich nachweislich Quatsch ist.
Also warum sowohl auf den UK/US-Discs als auch gemäß FSK-Prüfung nur OmU, wenn es doch nachweislich auf der deutschen VHS eine komplette deutsche Tonspur für diese Version gab? Hat man diesen Releaseplan für Deutschland vielleicht kurz vor knapp verworfen, nachdem man doch noch auf die deutsche VHS aufmerksam wurde? Oder ist die 4K-Auswertung der TV-Fassung für Deutschland nun ganz gestorben?
Eine Antwort können auch wir leider nicht anbieten und nur mit den Fans hoffen, dass dieses aktuelle Vorenthalten der OmU-Fassung zumindest ein Vorbote für eine zukünftige Einzelauswertung mit deutschem Ton sein könnte. Wer das wirkliche "Complete Adventure" im Sinne von allen verfügbaren Schnittfassungen zumindest im O-Ton haben will, kommt jedenfalls vorerst nicht um einen Import herum. Sowieso sei an dieser Stelle aber nochmal betont, dass man der 2022er Director's Edition gegenüber der erweiterten TV-Fassung klar den Vorzug geben sollte - denn länger ist nämlich ohne Frage nicht immer auch besser.
Kurzübersicht zu den drei wesentlichen Filmversionen
Hier noch ein schneller Überblick zu den drei wesentlichen Fassungen, der auch ein paar kleine Besonderheiten umfasst, die im langen Text bis hierhin keinen Platz mehr gefunden haben.
1.
Kinofassung (1979) - 132min Blu-ray
(bzw. 126min in 25fps)
a) VHS/DVD/2009 Blu-ray: In etlichen Auflagen erschienen die klar am meisten veröffentlichte Version. Für Regisseur Robert Wise hat diese wegen unvollständiger Umsetzung von Effekten, Tonspur und teilweise Handlungsszenen aber eher den Charakter eines unvollständigen Rohschnitts.
b) 2021 4K-remastered: Prinzipiell die gleiche Filmversion, aber insbesondere bei einer Szene fiel auf, dass versucht wurde einen Filmfehler (Modellarm der Enterprise verdeckt den Dock) digital zu kaschieren. Das wurde allerdings unsauber umgesetzt und dabei sogar ein Stück der Enterprise weggeschnitten, siehe
hochauflösender Bildvergleich von
DVD Schweizer.
2.
TV-Fassung (1983) - 145min 4K-Blu-ray
(bzw. 138min in 25fps)
a) Auf VHS/Laserdiscs aus den 80ern und 90ern wurde eine Version veröffentlicht, die auf der Kinofassung basiert und dieser knapp 13 Minuten an Deleted Scenes hinzufügt. Wurde auch in Deutschland auf VHS veröffentlicht, inkl. Neusynchronisation für alle Zusatzstellen.
b) 2022 4K-remastered: Prinzipiell die gleiche Filmversion, aber bei der Zusatzszene "Kirk's spacewalk" wurde hier nun digital der fehlende Set-Hintergrund vervollständigt.
3.
Director's Cut - 137min 4K-Blu-ray
(bzw. 131min in 25fps)
a) 2002 DVD: Von Regisseur Robert Wise persönlich beaufsichtigte Rekonstruktion seiner Wunschversion. Mit vielen digital neu erstellten Effekten und teils neuen Handlungsszenen, aber auch Kürzungen gegenüber der Kinofassung.
b) 2022 4K: Von auch bei der DVD-Rekonstruktion beteiligtem Kernteam neu restaurierte Version dieser Wunschfassung des Regisseurs. Weitere Details, die 2002 technisch nicht umgesetzt werden konnten, wurden ergänzt.