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Auf die Gefahr hin, etwas zu wiederholen, was im Rahmen dieser Internetpräsenz zum x-ten Male gesagt wurde:
Es steht völlig außer Frage, dass JUGENDSCHUTZ sinnvoll ist(auch wenn die eine oder andere "faktische Umsetzung" in D-land zumindest zweifelhaft wirkt, aber das ist eine andere Geschichte), es also sinnvoll ist, wenn ein (wie auch immer geartetes) Gremium entscheidet, welche Filme (von anderen Medien sei hier nicht die Rede) von nach dem Gesetz noch unmündigen Bürgern (Kinder, Jugendliche) rezipiert werden dürfen und welche nicht. Zweifellos kann man über die Kompetenz des betreffenden Gremiums durchaus unterschiedlicher Meinung sein, aber es ist wohl legitim festzuhalten, dass die GRUNDIDEE durchaus sinnvoll und vielleicht sogar notwendig ist.
Es hat aber mit besagtem Jugendschutz nicht das Geringste zu tun, wenn ein Film, der eindeutig als "nur für Erwachsene gedacht" gekennzeichnet ist (und dafür würde das rote "ab 18"-Siegel ja eigentlich voll und ganz ausreichen ...) letztlich dann in einer Form veröffentlicht wird, bei der faktisch der sogenannte "mündige Bürger" (der beispielsweise wahlberechtigt ist) schlichtweg ENTMÜNDIGT wird, indem jemand anderes für ihn (oder sie) entscheidet, was er sehen darf und was nicht. (Wer auch immer diese Entscheidung nun treffen mag.)
Das könnte jetzt erneut in die Grundsatzdiskussion pro/kontra Zensur allgemein ausarten, denn faktisch IST das nichts anderes als Zensur.
(JA, ich weiß, Rechtswissenschaftler werden jetzt widersprechen, weil eine Zensur ja bekanntermaßen nur vom Staat ausgehen kann, die hier vorgenommenen Eingriffe in die künstlerische Autonomie der Filmemacher aber durch ein nichtstaatliches Organ erfolgt – und Filme, die durch ihr Verstoßen gegen gewissen Paragraphen einen Straftatbestand darstellen, werden eben nicht "zensiert", sondern beschlagnahmt – man könnte also (zynisch) behaupten, der Staat halte sich formal aus "Kunst-Dingen" heraus ...)
Aber es geht mir jetzt gar nicht um die Grundsatzdiskussion.
Nach meinem Verständnis ist schnittberichte.com nicht als "Werberatschlag" für Gore-Hounds zu verstehen, sondern als Informationsdatenbank für diejenigen, die sich durch o.g. Eingriffe als Kunst-Rezipienten entmündigt fühlen.
Zugleich mag die Seite auch für "Mehr-oder-weniger-Komplettisten" interessant sein, die bei jedem Film, der Einzug in die Sammlung halten soll, erst einmal abwägen, ob "die wenigen Kürzungen", die laut sb vorgenommen wurden, den Import einer Uncut-Fassung rechtfertigen, oder ob es doch die deutlich billigere Kaufhausfassung sein darf.
Was aber (so zumindest meine Auffassung) schnittberichte.com NICHT darstellen soll, das ist ein Forum, in dem darüber zu diskutieren ist, OB eine Kürzung legitim/angemessen/gut so/völlig banane/lächerlich/typisch deutsch/übertrieben/nachvollziehbar ist oder nicht.
NIEMAND hier hat das zu beurteilen, insofern, das muss ich zugeben, kann ich mich über einen Kommentar wie den von Mr. Schneebly durchaus aufregen, vor allem, wenn dabei auch noch die 'künstlerische Kompetenz' des Regisseurs als Argument ins Spiel gebracht wird. Die Frage, OB Miike nun "überbewertet" ist oder nicht, berührt in keiner Weise die Tatsache, DASS der Film nicht in der Fassung veröffentlicht wurde, in der er vom Filmemacher gedacht war.
Nach meinem (wieder einmal: nur meinem!) Verständnis dient schnittberichte.com der NEUTRALEN BERICHTERSTATTUNG.
"Ja, dieser Film ist an der und der Stelle gekürzt."
Und diese Information ist wichtig, und sie ist richtig (und man kann sich auf sie verlassen), EGAL ob es bei dem jeweils betreffenden Film nun gerade um ein (von wem eigentlich?) "anerkanntes Meisterwerk" geht oder um einen Underground-Erguss von WasWeißIchWem.
In dem Augenblick, wo man anfängt, zwischen "guten" und "schlechten" Künstlern zu unterscheiden (der eine darf so 'was zeigen, aber der andere "ist da überbewertet", also darf er es eben nicht), begibt man sich auf genau den gleichen Holzweg wie diejenigen, die das Existieren einer Seite wie schnittberichte.com überhaupt erst NOTWENDIG machen.
Erinnert sich noch irgendjemand an die Simpsons-Folge "Itchy & Scratchy & Marge – Das Fernsehen ist an allem Schuld" (Season 2) ... ?
Zum Abschluss: Danke, Skeletor, dass Du die zunehmende Verwahrlosung vor allem der Rächtscheibunk auf diesen Seiten angemahnt hast. Du hast vollkommen Recht: eine zunehmende Anzahl von Einträgen stützt nur allzu deutlich das uralte Klischee, Freunde des Horror-Film seien wirklich immer nur blutgeile Vollidioten.
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