Film und deutsche Kinofassung
Das
Resident Evil-Franchise ist ein Goldesel, wie er im Buche steht. Scheffelt man im Videospielsektor schon viele Jahre haufenweise Geld, wurde relativ schnell auch das Potential für Verfilmungen erkannt und ausgenutzt. Bereits im Jahre 2002 ging der erste Film, vom deutschen Verleih Constantin Film co-produziert, an den Start und hat mit
Resident Evil: Afterlife mittlerweile schon den 4. Teil spendiert bekommen (daneben gibt es noch den Animationsfilm
Resident Evil: Degeneration, auch hier ist ein weiterer Film bereits in der Mache). Dieser generierte bei einem Budget von 60 Millionen fast das Fünffache an den weltweiten Kinokassen – viel mehr als alle Vorgänger und der Heimkinomarkt wird den Gewinn noch weiter in die Höhe treiben.
Beim deutschen Kinostart erkundigten wir uns beim Verleih Constantin Film, ob die in Deutschland startende Fassung unzensiert sein wird. Das war gerade auch deshalb von Interesse, weil Teil 2 und 3 jeweils mit FSK Keine Jugendfreigabe-Einstufung an den Start gingen, der vierte jedoch wieder wie Teil 1 ab 16 Jahren freigegeben wurde. Wir erhielten hierauf jedoch leider keine Reaktion vom Label. Wie wir aber aus gut informierten Kreisen erfahren und durch den Vergleich der englischen mit der deutschen Version dann auch gesehen haben, wurde für den deutschen Sprachraum (das beinhaltet auch Österreich und die Schweiz) tatsächlich eine abgeänderte Version des Films erstellt.
Da der Film viele CGI-Effekte einsetzt und damit auch das Blut zu großen Teilen animiert ist, und zudem mit Constantin Film auch noch eine deutsche Produktionsgesellschaft an dem Film beteiligt ist, war es folglich auch nicht so abwegig, dass man hier für den deutschen Markt eine entschärfte Fassung anfertigen ließ, um ein jüngeres Publikum erreichen zu können. Der Erfolg mit mehr als einer Million Kinobesuchern in Deutschland macht das Vorgehen zumindest aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar, wobei mangels Äußerungen von Constantin nach wie vor nicht klar ist, ob die FSK der unzensierten Version überhaupt eine höhere Freigabe bescheinigt hatte. Zuletzt hatte etwa Universum bei
Gamer gleich eine zensierte Fassung bei der FSK vorgelegt, nur, um dann später die unzensierte Version nochmals einzureichen und hierfür sogar auf DVD trotz strengerer Prüfungsmaßstäbe die gleiche Freigabe zu erhalten.
NL-DVD = Deutsche Kinofassung?
Ein Vergleich der NL-DVD von Constantin mit der englischen Blu-ray von Sony zeigt zahlreiche Blutretuschen und auch Schnitte. Aus sicherer Quelle wurde uns zum Zeitpunkt des dt. Kinostarts nur von Blutretuschen berichtet. Ob auch Schnitte in der dt. Kinofassung enthalten waren, wurde nicht gesagt. Bzgl. der von uns damals im Anschluss daran auch festgestellten Blutretuschen ergeben sich nun auch viele Übereinstimmungen zwischen der deutschen Kinofassung und der NL-DVD.
Die NL-DVD entspricht jedoch nicht exakt der deutschen Kinofassung.
Einige SB.com-Teammitglieder können sich daran erinnern, dass z.B. die Szene, in welcher dem Axeman nach einem Shotgun-Schuss der Kopf zerplatzt, in der dt. Kinofassung enthalten war (Zeitindex: 1:07:44). Auch andere Szenen aus dem Schnittbericht schienen im Kino nicht zensiert gewesen zu sein. Anhand der Kommentare unter dem Schnittbericht wird sich möglicherweise weiter klären lassen, welche Szenen in Deutschland alle nicht zensiert waren. Es sei daher jeder eingeladen, dort seine Erinnerung kund zu tun.
Allerdings ist es auch sehr ungewöhnlich, dass gerade in den Niederlanden eine dritte Version des Films erscheint, ohne, dass die Ursache hierfür ein bereits vorzensiertes Master ist. In den Niederlanden findet Filmzensur nämlich üblicherweise nicht statt. Ein Film erscheint dort allenfalls zensiert, wenn für die Veröffentlichung auf das Master eines anderen Landes zurückgegriffen wurde, und dieses bereits entsprechend vorbearbeitet war.
Für die Heimkinoauswertung haben wir bei Paramount, die für das Heimkino den Vertrieb übernehmen, angefragt, ob die deutsche Fassung unzensiert sein wird, was uns von der Pressestelle dann auch bestätigt wurde.
3.3.2011 Update: Wie ein Vergleich der deutschen Verleih-DVD zeigt, ist die deutsche Heimkinofassung tatsächlich unzensiert und unterscheidet sich somit von der zensierten NL-DVD, aber auch von der zensierten deutschen Kinofassung.
Fakt bleibt aber, dass die deutsche Kinofassung mit einer FSK-Freigabe ab 16 Jahren zensiert war und der folgende Schnittbericht, zumindest, was die Blutretuschen angeht, in vielerlei Hinsicht übertragbar sein dürfte.
Update:
Wie mittlerweile an verschiedenen Stellen zu lesen ist, scheint auch die HK-DVD und die Thai-DVD nur die zensierte Fassung zu enthalten.
Verglichen wurde die
gekürzte, niederländische NL 16-DVD (von Entertainment One / Constantin Film) mit der
ungekürzten UK-Blu-ray (ab 15) (von Sony Pictures).
27 Unterschiede, davon
22 Szenen mit Blutretusche
4 Zensurschnitte
1 Einsatz von alternativem Bildmaterial
Die ungekürzte Fassung läuft
4,24 Sekunden länger als die gekürzte Version.
0:03:24: Als der Mann zu Boden fällt, während er von dem Zombie angefallen wird, spuckt er in der unzensierten Fassung Blut
Kein Zeitunterschied
0:08:12: Der Schwerteinsatz von Alice ist eigentlich ziemlich blutig. Nicht nur fehlt jegliches Blut, Alice köpft auch einen Soldaten und während man deutlich erkennen kann, dass eigentlich der abgetrennte Schädel samt Helm wegfliegt, ist es durch den fehlenden Bluteffekt in der zensierten Fassung nur ein Helm.
Kein Zeitunterschied
Zensurschnitt
0:08:13: So, damit wäre dann auch die Mär von "ungeschnitten" widerlegt. Als Alice zwei Soldaten gleichzeitig in akrobatischer Weise köpft, fehlen einige Frames der Enthauptung. In der zensierten Version fehlen nicht nur die Bluteffekte, sondern auch die eigentliche Köpfung, hier fliegen die Häupter plötzlich schon durch die Luft. Das hingegen aber 6 Frames früher als in der Uncut-Variante.
0,72 Sec.
0:08:13: Die Torsos bluten stark und auch als die Köpfe durch die Luft wirbeln, spritzt Blut. Eigentlich.
Kein Zeitunterschied
0:08:22: Kaum erkennbar. Als die Schwerter aus den Rücken der Soldaten austreten, gibt es beim linken etwas Blut. Schon besser sichtbar wird es, als Alice die Schwerter herumdreht, dort fließt der rote Lebenssaft aus den Wunden.
Kein Zeitunterschied
0:08:37: Die Austrittswunde am Rücken blutet stark.
Kein Zeitunterschied
0:08:41: Und Alice zieht das Schwert aus dem Rücken heraus, erneut spritzt Blut.
Kein Zeitunterschied
0:09:51: Die drei Schüsse in Alices Brust sind in der Uncut-Fassung blutiger.
Kein Zeitunterschied
Zensurschnitt
0:10:31: Der nächste, richtige Schnitt. Als Wesker seinem Sicherheitschef in den Kopf schießt, blendet die zensierte Fassung vorzeitig ab. Eigentlich sieht man noch ein paar Frames länger, wie Blut spritzt und auch das Einschussloch ist gut zu erkennen und der Mann fällt seitlich zu Boden. Dafür hat die geschnittene Fassung die nächste Einstellung etwas früher, wie man von oben sieht, wie der Mann zu Boden fällt.
1,08 Sec.
0:10:32: Als der hingerichtete Sicherheitschef auf den Boden fällt, ist gut erkennbar, wie seine Wunde auf den weißen Boden blutet. In der zensierten Fassung bleibt alles sauber.
Kein Zeitunterschied
0:12:14: Der linke Alice-Klon erleidet im Flug einen Kopfschuss. Das Einschussloch ist auf der Stirn zu sehen. Zumindest in der unzensierten Fassung.
Kein Zeitunterschied
0:12:37: Der Brustschuss bei dem anderen Aliceklon suppt eigentlich auch. In der zensierten Fassung gibt es nicht mal ein Einschussloch.
Kein Zeitunterschied
1:00:53: Als Luther dem Zombie auf dem Dach in den Kopf schießt, spritzt etwas Blut. Kaum erkennbar.
Kein Zeitunterschied
1:03:20: Alice verpasst mehreren Zombies in kurzen Abständen Kopfschüsse. Diese sind in der zensierten Fassung allesamt blutleer.
Kein Zeitunterschied
1:03:24: Mal eine etwas andere Zensur. Waren Körpertreffer sonst bei den Zombies kein Problem, wurde hier die Farbe des Lebenssafts geändert.
Kein Zeitunterschied
1:03:36: Auch diese beiden in Zeitlupe zelebrierten Headshots wurden vom Blut bereinigt.
Kein Zeitunterschied
1:03:58: Obwohl es bei der Szene mit den Schrotflintenschüssen auch in der zensierten Version suppt, gibt es in der Uncut-Fassung mehr Blut, das aus den Austrittswunden spritzt, zu sehen.
Kein Zeitunterschied
1:04:01: Das gilt auch für Untote, die dahinter stehen und von den Münzen durchschlagen werden.
Kein Zeitunterschied
Zensurschnitt
1:04:57: Wieder ein Zensurschnitt. Als Kim Yong von dem Hammer zerteilt wird, wurde das ein paar Frames verkürzt, um den blutigen Details zu entgehen.
0,44 Sec.
1:04:57: Als die Ansicht vom Tod des Asiaten wechselt, wird zudem deutlich, dass man in der zensierten Fassung dies etwas eingezoomt hat. Zudem fehlt einiges an Blut und schaut man auf die linke Körperhälfte, kann man gut erkennen, dass diese hier abgedunkelt wurde, man erkennt somit nur sehr schwer, dass Kim zweigeteilt wird.
Kein Zeitunterschied
Alternatives Bildmaterial
1:07:40: Zunächst einmal keine Zensur im eigentlichen Sinne. In der zensierten Fassung gibt es einen Zwischenschnitt auf den knienden Axeman, während die unzensierte Version ununterbrochen in Zeitlupe zeigt, wie Alice ihr Gewehr auf ihn richtet.
1,08 Sec.
Zensurschnitt
1:07:44: Jetzt eine sehr offensichtliche Zensur. Der sehr splatterige Kopfschuss, der dem Axeman den ganzen Kopf in Stücke fetzt, wurde geschnitten. Dafür hat die zensierte Fassung noch eine seitliche Ansicht von Alice und Claire als Ersatz.
0,92 Sec.
1:23:08: Als Alice den heranspringenden Zombiehund in letzter Sekunde erschießt, spritzt Blut. In der zensierten Fassung nicht. Das betrifft auch die folgende Einstellung aus der Vogelperspektive.
Kein Zeitunterschied
1:23:37: Auch das Ableben des zweiten Hundes durch die große Glasscherbe ist eigentlich blutig.
Kein Zeitunterschied
1:24:21: Der Kopfschuss bei Wesker hat ebenfalls Blutretusche erfahren.
Kein Zeitunterschied
1:24:55: Als Wesker sich erhebt, tropft aus seiner klaffenden Schädelwunde ein wenig des roten Lebenssafts.
Kein Zeitunterschied
1:25:12: Claire und Chris Redfield schießen sehr oft mit ihren Pistolen in Weskers Brust. Die Einschüsse sind in der Uncut-Fassung blutiger, in der zensierten Version spritzt kaum Blut.
Kein Zeitunterschied