Avengement - Blutiger Freigang: Scott Adkins überschreitet die Grenzen des deutschen Jugendschutzes
Scott Adkins nennt Bruce Lee und Jean-Claude Van Damme als jene Vorbilder, die ihn dazu inspiriert haben, eine Filmkarriere zu verfolgen. Wäre er zur selben Zeit wie sie aktiv gewesen, hätten die Chancen nicht schlecht gestanden, dass er eine ähnlich große Bekanntheit erreicht hätte. Die Physis und das Charisma hat der Brite jedenfalls, nur leider ist der Zeitgeist nicht auf seiner Seite. So landen die meisten seiner Genreproduktionen direkt im Heimkino. Neben einigen vergessenswerten Produktionen hat Adkins aber auch schon in so manchem Kracher mitgewirkt und beeindruckt dort insbesondere durch seine Kampfeskünste. Der hier besprochene Avengement zählt zu den gelungenen Werken.
Filme, die im Gefängnis spielen und die dort auftretende Gewalt als dominierendes Thema haben, gibt es wie Sand am Meer. Bei der inszenatorischen Klasse trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Avengement reißt storytechnisch keine Bäume aus, wartet aber für den geneigten Actionfan mit einer hohen Dichte an rauer, brutaler Gewalt auf. Die Kämpfe laufen nicht nach tänzerischer Martial Arts-Manier ab, sondern sind roh und effektiv. Etwa so, als würde man Brawl in Cell Block 99 in dreifacher Geschwindigkeit abspielen - mit dem Unterschied, dass Adkins Charakter deutlich mehr einstecken muss, aber ebenso brutal auch austeilt.
Avengement - Uncut-Fassung hat bei der FSK keine Chance, auch mit Schnitten erst nach Berufung
Das Gezeigte hat der FSK nicht gefallen. Zu dem langwierigen und wortreichen Schlagabtausch zwischen dem Film bzw. dem deutschen Rechteinhaber Black Hill Pictures mit den Gutachtern der FSK haben wir hier eine sehr ausführliche News geschrieben, die jedem Interessenten ans Herz zu legen ist und auf die anstelle einer erneuten Abhandlung in diesem Schnittbericht verwiesen wird. Avengement findet sich damit in guter Gesellschaft anderer Actionfilme, die in den letzten Jahren bei der FSK erst nach Zensuren die immer noch höchste Altersfreigabe ab 18 Jahren erhalten konnten, trotz aller liberalerer Sehgewohnheiten. Neben dem angesprochenen Brawl in Cell Block 99 fällt hier auch Lethal Punisher - Kill or be Killed ein.
Die Schnitte der von der FSK nach Berufung freigegebenen Fassung entfernen oft Gewaltspitzen und Momente, die auch einen gewissen Hinrichtungs-Charakter haben oder so wirken, als würde die Gewaltschraube stärker angezogen als erforderlich wäre, um als Sieger aus dem Duell hervorzugehen. Wo also Avengement uncut herbekommen? In England und den USA hat man jedenfalls diese Option, allerdings muss man mit dem O-Ton vorlieb nehmen. Eine deutsch synchronisierte Uncut-Veröffentlichung wurde aber inzwischen von Nameless Media in drei limitierten Mediabooks im November 2019 auf den Markt gebracht. Sie waren umgehend ausverkauft, was alle, die leer ausgingen, auf weitere Auflagen hoffen lässt.
Verglichen wurde die geschnittene FSK Keine Jugendfreigabe-Fassung mit dem Uncut-Screener (beide von Black Hill Pictures).
20 Schnitte = 70,84 Sec. bzw. ca. 1 Minute 11 Sekunden
0:12:56: Eine weitere Ansicht des vor Schmerzen schreienden Gangsters fehlt ebenso wie der Kameraschwenk auf seine blutige Schusswunde am Bein.
1,8 Sec.
0:13:00: Nochmalige Ansicht der Beinwunde. Beim Anheben sieht man, dass der Fuß durch den Schuss fast abgetrennt wurde.
0,8 Sec.
0:25:00: American History X lässt grüßen. Cains Vorderzähne brechen auf der Stufenkante ab. Irritierenderweise ist die Nahaufnahme bei einem späteren Flashback auch in der FSK-Fassung zu sehen.
1,56 Sec.
0:33:41: In der FSK-Fassung sieht man noch, wie Cain zum Tritt gegen den Kopf des Mithäftlings ausholt, doch wie er ihn trifft, dieser Blut spuckt, das dann auf der Kameralinse landet, wurde geschnitten.
2,16 Sec.
0:34:13: Mit einem lauten Knacken bricht er einem Kontrahenten den Arm.
2,6 Sec.
0:34:48: Cain donnert den Angreifer, der ihm eben noch die ätzende Flüssigkeit ins Auge spritzte, gegen ein Waschbecken, das von der Wucht des Aufpralls zerstört und vom Blut des Mannes besudelt wird.
5,68 Sec.
0:35:54: Er tritt mehrmals auf den im Off liegenden Gegner ein.
1,8 Sec.
0:36:13: Die von der FSK als Hinrichtung beschriebene Gewalttat fehlt natürlich dann auch in der FSK-abgesegneten Fassung. Cain stößt seinem Kontrahenten das Messer mehrfach schnell in den Unterleib und dann ins Genick. Den am Boden liegenden Gegner schleift er dann zur Kante und tritt ihm auf den Nacken, sodass das Messer weiter in den Hals getrieben wird und Blut ins untere Stockwerk spritzt. Das dürfte Mord sein.
11,24 Sec.
0:36:58: Ein wuchtiger Schlag hat beim nächsten Widersacher das Spucken von Blut zur Folge.
3,8 Sec.
0:37:22: Neben Mithäftlingen bekommen nun auch Gefängniswärter Cains Kampfeslust zu spüren.
9,52 Sec.
0:37:44: Weiterer Schlagabtausch zwischen Cain und Wärtern, diesmal zieht er jedoch am Ende den Kürzeren und spuckt nach Schlagstock-Prügel viel Blut. (Auch diese Szene ist bei einem Flashback in der FSK-Fassung aber dann doch zu sehen).
9,12 Sec.
1:00:38: Der zweite Hammerschlag ins Genick wurde verkürzt, nur in der Uncut-Fassung sieht man den Aufprall und wie Evans Blut spuckt.
3,64 Sec.
1:03:53: Der splattrige Kopfschuss fehlt und auch die folgende Einstellung von Cain, dem Blut ins Gesicht spritzt hat die Zensurschere nicht überlebt.
0,92 Sec.
1:03:54: Der tote Körper mit dem halb weggeschossenen Kopf fällt noch zu Boden.
2,52 Sec.
1:16:10: Cain beißt dem Gangster noch ein Stück Fleisch aus dem Hals und spuckt es aus.
3,48 Sec.
1:16:33: Nach dem Einstich fehlt der geschockte Gesichtsausdruck und wie ihm Blut aus dem Mund tropft.
1,56 Sec.
1:16:41: Brutal und schnell sticht Cain seinem Widersacher Glasscherben in den Hals, sodass dieser röchelt.
1,64 Sec.
1:16:53: Dass Cain den glatzköpfigen Kontrahenten per Eisenstange auch noch erschlägt, fehlt in der FSK-Fassung.
4,56 Sec.
1:20:25: Nahaufnahme der Klinge in Lincolns Körper.
0,68 Sec.
1:20:29: Am Boden bildet sich eine Blutlache aus Lincolns Blut.
1,76 Sec.