Ein talentierter Actiondrehbuchautor (immerhin verantwortlich für Armageddon und Stirb Langsam 3, sowie beteiligt an The Rock und Con Air) erhält die Möglichkeit, erstmals ein eigenes Drehbuch selbst zu inszenieren und präsentiert uns am Ende genau das, was man von einem Schreiberling erwartet. Hensleigh geht auf Nummer sicher, führt Regie strikt nach dem Lehrbuch, verzichtet auf Spielereien und wann immer etwas Filmkunst auf der Leinwand zu sehen ist, stellt es nur eine Kopie anderer Filme dar. Keinerlei Eigenständigkeit und fast schon traurig, wenn der Regisseur begeistert von einem 50 Jahre alten Splitscreen-Trick erzählt, bei dem der gleiche Schauspieler zweimal im gleichen Bild zu sehen ist.
Manche feiern diese Leistung sicher als Back to the roots oder Old School, aber eigentlich ist es nur ein Beleg dafür, dass es nicht immer eine gute Idee ist, einen Autoren seinen eigenen Stoff verfilmen zu lassen, wenn der Film bei einem gelernten Regisseur besser aufgehoben ist. Das zeigt sich auch an der langen Laufzeit des Films. Hensleigh hat sich wirklich viel Mühe mit der Geschichte gegeben und wie bereits erwähnt, kann er interessante Charaktere und Situationen schreiben, die in der Verantwortung eines guten Regisseurs zu hervorragenden Actionfilmen wurden. Hensleigh schießt hierbei allerdings über das Ziel hinaus.
Nicht weniger als drei ausführliche Nebenhandlungen gibt es im Extended Cut – in der Kinofassung wurde eine entfernt – und trennen konnte sich Hensleigh ohne Mithilfe der Produzenten scheinbar von keiner. Jedem erfahrenen Regisseur wäre es gelungen, den Film bereits in der Kinofassung auf 100 Minuten zu kürzen, indem er nicht notwendige Szenen entfernt - genau der richtigen Laufzeit für einen Actionfilm, der vergleichsweise wenig Action bietet.
Ein Autor empfindet wohl viel mehr als wichtig und so war Hensleigh scheinbar auch recht begeistert bei der Sache, als er die entfernte Nebenhandlung um den Verräter wieder in den Film integrieren konnte und sich sogar an einem nie realisierten Epilog in Kuwait versuchen durfte – wenn auch nur in einer animierten und mit Standfotos versehenen Version.
Die Kinofassung war eine unspektakuläre und überlange, aber durch gute Schauspieler und eine interessante Geschichte eine passable Comicverfilmung. Der Extended Cut stellt keine Verbesserung dar. The Punisher ist spätestens hier viel zu lang.
Ein Dutzend neuer Szenen mit ingesamt 15:13 Minuten bietet der Extended Cut und bringt es so auf knapp 140 Minuten. Rechnet man das Animationsintro mit 4:28 Minuten noch dazu, kommt man auf 144,5 Minuten.
Am Ende sei noch gesagt, dass es sich bei der in Deutschland als Extended Version angebotenen Fassung nur um die reguläre, ungeschnittene Kinofassung und nicht um den hier verglichenen Extended Cut aus den USA handelt. Außerdem ist die erste erweiterte Szene der neuen Fassung bereits in den Deleted Scenes der Erstauflage zu sehen.
Eine Party im "Saints & Sinners". Saint ist amüsiert darüber, wie akzeptiert er in der High Society von Tampa ist. Auch seine Frau findet gefallen an diesem Leben. Dann sieht man Saints Söhne in einem anderen Raum. Der eine hat von dem Deal erfahren, der kurz später in einem Industriegebiet stattfinden wird und ist besorgt, dass sein Bruder Bobby ohne Unterstützung dahin will. Ihr Vater würde das sicher nicht gutheißen.
127 Sekunden
Wie Frank sich auf der Party von James Weeks verabschiedet um zu seiner Familie nach Puerto Rico zu gehen, ist etwas umgeschnitten. Er hat ein paar Momente mehr mit seinem Freund, man kommt kurz auf Irak und die Uhr zu sprechen, die Frank Jim vor 13 Jahren gab und jetzt zum Abschied ebenfalls von Jim eine bekommt. Als Frank wegläuft ruft er zu Jim noch zurück, dass der sich doch bitte von den Casinos fernhalten soll.
ingesamt 25 Sekunden
Nachdem Howard Saint in der Leichenhalle war, ist die Szene auf der Promenade wieder etwas umgeschnitten. Hier erfährt zusätzlich von James Weeks Spielproblem und beschließt über ihn an den Verantwortlichen für Bobbys Tod zu kommen.
ingesamt 32 Sekunden
Kurz darauf fehlte eine komplette Szene in einem Casino der Torros. Howard ist das erste Mal zu Gast bei den Brüdern und die beiden sind etwas beleidigt, dass Howard sie in den letzten zehn Jahren nie zu sich nach Hause eingeladen hat, obwohl sie beide genauso wie Howard das High Society leben genießen. Howard, der daran zweifelsohne nur an der Geschäftsbeziehung und keiner Freundschaft interessiert, kommt gleich auf seinen toten Sohn zu sprechen, ohne auf den Small Talk einzugehen. Die Situation bleibt angespannt. Dann sieht man Weeks draußen im Casino. Der Jüngere der Torrors bietet es an, Weeks gleich zu töten. Howard will aber nur mit ihm sprechen, um zu erfahren wer für den Tod von Bobby verantwortlich ist. Weeks wird in einen Nebenraum geführt und mit seinen Spielschulden konfrontiert und mit möglicher Unterschlagung von Geldern erpresst, die Identität von Frank Castle preiszugeben.
268 Sekunden
Auch als Frank Castle plötzlich wieder auftaucht und Weeks und seinen Vorgesetzten auf der großen Treppe nach der Pressekonferenz konfrontiert, wurde im Extended Cut etwas verlängert, ohne wirklich neue Informationen zu liefern.
ingesamt 29 Sekunden
Nachdem Saint sich mit den Torors wegen dem verlorenen Geld unterhalten hat, ist eine neue Szene zu sehen, die Frank und Weeks in einem Park zeigt. Weeks versucht Frank davon zu überzeugen, die Stadt zu verlassen und ihn nach den Mördern seiner Familie ermitteln zu lassen. Frank tut das nicht und wundert sich am Ende, was den mit Weeks Porsche passiert ist, den er gegen ein billiges amerikanisches Auto eingetauscht hat. Frank weiß noch nicht, dass er das tun musste um seine Spielschulden zu begleichen.
80 Sekunden
Nach dem Frank den Killer auf der Straße erledigt hat, ist eine weitere Szene mit Weeks zu sehen. Frank erzählt Weeks dass er die Stadt verlassen will, weiß aber noch nicht wohin. Frank bemerkt, dass die Uhr von Weeks weg ist. Und als Weeks das registriert, sagt er, dass er schnell weg muss. Frank glaubt jetzt langsam auch, dass Weeks was mit der Ermordung seiner Familie zu tun haben könnte.
64 Sekunden
Kurz bevor Frank von den anderen Bewohnern zu essen eingeladen wird, sieht man noch mal kurze Rückblenden zu den Momenten in denen es ihm dämmerte, dass Weeks der Verräter sein könnte.
22 Sekunden
Kurz vor dem Showdown konfrontiert Frank Weeks mit seinem Verrat in dessen Wohnung. Weeks, der schon geahnt hat, dass diese Situation irgendwann kommt, ist nervös und greift zum Revolver, den Franks scheinbar versehentlich unbeobachtet liegen ließ, bedroht Frank damit, drückt mehrmals ab, ohne dass ein Schuß losgeht und zeigt somit seine Schuld. Zum Glück hat Frank aber bereits vorher die Patronen aus dem Revolver entfernt. Weeks sieht für sich jetzt keine Chance mehr und erhält von Frank eine Patrone um sich selbst zu töten. Weeks setzt sich verzweifelt in einen Sessel und fleht Frank sogar an, ihn zu töten. Der besteht aber auf den Selbstmord.
Schließlich setzt Weeks die Pistole an seinen Kopf und drückt ab. Frank nimmt seine Uhr ab und legt sie dem toten Weeks in den Schoß.
266 Sekunden