"Härter als Hostel". So wird "H6 - Tagebuch eines Serienkillers" auf dem Cover beworben. Der Genrevertreter aus Spanien setzt jedoch eher an der psychologischen Seite der Massenmörderthematik an und lässt Goreattacken wie bei Kollegen wie Saw III oder Hostel + Hostel 2 im Off stattfinden. Der Vergleich ist daher fehl am Platze, doch trotzdem wirkt H6, abseits von manchmal zuviel wirkendem Philosophieren des Killers Antonio, durchaus beim Zuschauer nach. Auch wenn die Klasse von Filmen wie Das Schweigen der Lämmer zu keinem Zeitpunkt erreicht werden kann, vielleicht mal einen Blick wert für von nackten Gewaltexzessen allzu genervte Filmfans.
Der Film kam bei der FSK nicht gut weg, denn diese verweigerte ihm eine Freigabe. Verleiher Sunfilm legte ihn danach der SPIO vor, die dem Werk die strafrechtliche Unbedenklichkeit bescheinigte. Die ungeschnittene Fassung kam in den Verleih, während eine stark gekürzte DVD mit "Keine Jugendfreigabe" in den Handel gelangte. Die unzensierte Fassung wurde 2007 von der BPjM auf Liste A indiziert, während die gekürzte Version immer noch die Regale der Kaufhäuser schmückte. Von dieser ist allerdings dringend abzuraten, da sie den Film ganzer Sequenzen beraubt und dort neben Mängeln an vermitteltem Inhalt auch Logiklöcher offenbart.
Etwas überraschend gelang es Rechteinhaber Tiberius Film, die Uncut-Fassung nach nur elf Jahren auf dem Index wieder mit einem erfolgreichen Antrag auf vorzeitige Listenstreichung wieder zu befreien. Wahrscheinlich ist eine baldige FSK-Neuprüfung, die auch positiv ausgehen wird. Dann ist die hier besprochene, gekürzte Fassung noch unbrauchbarer als zuvor.
Verglichen wurde die geschnittene Keine Jugendfreigabe-DVD von Sunfilm mit der ungeschnittenen SPIO/JK-DVD (strafrechtlich unbedenklich) von Sunfilm.
10 Schnitte = 645 Sekunden bzw. 10 Minuten 45 Sekunden
0.30.30
Rosa liegt gefesselt auf dem Seziertisch und fleht Antonio nach Wasser an. Dieser erwidert jedoch: „
Zuerst wirst du erzählen, was dich am meisten sexuell erregen kann. Dann kriegst du Wasser und was du willst.“ Rosa weint daraufhin verzweifelt.
Antonio: „
Es gibt überhaupt keinen Grund zu weinen, Rosa.“
Rosa: „
Ich weiß, dass du mich umbringen wirst. Aber ich bitte dich, versprich mir, dass du mir nicht weh tust, hörst du? Ich tu auch alles, was du willst, aber du darfst mir nicht wehtun, hörst du?“
Antonio: „
Du wirst nicht leiden müssen, wenn du mir was erzählst.“
Rosa: „
Was du willst! Bitte frag mich einfach, was du hören willst und ich werde es dir erzählen!“
Antonio: „
Erzähl, was dich am meisten erregt.“
Rosa: „
Wenn er so lange in mir drinsteckt, wie es nur irgendwie möglich ist. Gibst du mir jetzt bitte ein bisschen Wassser?“
Antonio: „
Viel Wasser. Du hast es dir verdient.“
Antonio kippt eine Flasche über Rosas erwartungsvoll geöffneten Mund aus, doch es fließt kein Wasser, sondern Antonios Urin heraus. Rosa schreit sich die Seele aus dem Leib und Antonio leert die gesamte Flasche über ihrem Gesicht aus. Ansicht der laut weinenden Rosa. Antonio grinst und verlässt den Raum.
136 Sec.
0.33.06
Antonios Tagebucheintrag ist noch nicht beendet und so spricht er im Off weiter:
„
Ich habe es geschafft, aus mir jemanden zu machen, der für die anderen nützlich ist. Aber ich bilde eine Ausnahme. In den meisten Fällen pflegt die betroffene Person sämtliche Hoffnung aufzugeben, wieder ein gesundes und normales Leben zu führen. Die einzige mögliche Lösung ist, dass jemand ihnen hilft, ihre Seele zu läutern, damit das höchste Wesen sich wieder mit ihnen versöhnt.“
Dabei und danach sieht man Rosa, wie sie von Antonio vergewaltigt wird. Als er fertig ist, steigt er von ihr herunter und wäscht sich die Hände. Er zieht sich einen Kunststoffmantel sowie Einmalhandschuhe an. Danach nimmt er sich die Polaroidkamera und knipst ein paar Bilder von seiner Geisel. Als er dies beendet hat, holt er eine Kettensäge und trägt sie zum Seziertisch, auf dem Rosa gefesselt liegt.
Rosa: „
Was hast du jetzt vor?“
Antonio: „
Keine Angst, sei ganz ruhig. Ich versuche, dir so wenig weh zu tun wie möglich. Je mehr du dich wehrst, desto schlimmer wird es.“
Rosa: „
Bitte, ich möchte nicht, dass du mir weh tust! Oh Gott, bitte hilf mir doch! Vater der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name. Bitte vergib uns unsere Sünden!“
Antonio: „
Es ist eine gute Idee, wenn du für deine Sünden beten willst. Du wirst nichts spüren, nicht das Geringste. Du wirst schon sehen.“
Antonio schaltet die Kettensäge ein und senkt sie zu Rosas linkem Bein. Sie schreit in Todesqualen und wird mit Blut voll gespritzt. Zwischenschnitte auf den sägenden Antonio, dem das Blut ins Gesicht spritzt und der blutüberströmten, schreienden Rosa.
204 Sec.
0.37.09
Erneut fehlt ein Teil von Antonios Off-Kommentar:
„
Wieder einmal wurden meine Theorien bestätigt. Jede Nacht schlafe ich dreimal mit ihr. Aber in Wahrheit gefällt mir Rosa nicht besonders. Ich finde sie kalt und distanziert. Unglücklicherweise ist sie verloren, aus mangelnder Liebe und Zuneigung. Es ist schon unumkehrbar.
19. September. Heute Nacht habe ich Rosas Körper in 14 Stücke zersägt. Es waren saubere Schnitte. Die kleine Motorsäge, die ich für einen günstigen Preis gekauft habe, ist wirksam und praktisch. Ich habe die 14 Stücke von Rosas Körper in zehn schwarze Müllsäcke gepackt. Ich beabsichtige, sie an zehn verschiedenen Orten zu begraben. Auf dem Land.“ Währenddessen kann man Antonio dabei beobachten, wie er Rosas Kopf in einen Müllsack packt und kleinere Fleischstücke aufsammelt, die er in das mit Wasser gefüllte Waschbecken legt.
53 Sec.
0.47.03
In der geschnittenen Fassung fehlt, wie Antonio die am Tisch gefesselte Marisa vergewaltigt. Sie schreit die ganze Zeit über „
Nein! Nein! Nein!“ und wimmert. Als er seine Lust befriedigt hat, steigt er von ihr ab und geht zum Waschbecken.
52 Sec.
0.56.03
Ein Tagebucheintrag Antonios fiel wieder der Schere zum Opfer:
„
2. Dezember. Ich denke, wenn Marisa die nötige Hilfe gehabt hätte, um anständig zu leben, hätte sie es geschafft. Mit ein wenig Liebe und einem Menschen, der ihr den richtigen Weg gezeigt hätte, wäre ihr Leben ganz anders verlaufen. Die ersten Jahre im Leben eines Menschen sind die wichtigsten. Die Eltern, die Lehrer, die Freunde sind das Wesentliche in der Kindheit. Und Marisa konnte nicht auf sie zählen. Dank meiner beginnt sie nun den Ausweg aus diesem Tunnel zu erahnen, von dem sie so besessen ist.“
In der Szene zu dem Gesagten sieht man in mehreren statischen Ansichten, wie Antonio auf Marisa liegt und diese vergewaltigt. Sie wimmert die ganze Zeit über.
39 Sec.
0.57.03
Und wieder ein Monolog des Killers, der in der geschnittenen Fassung weichen musste:
„
Aber der Mensch ist sehr viel einfacher gestrickt. Er findet das wahre Vergnügen, wenn er seinen primitivsten Antrieben gehorcht. Wenn er Macht zur Schau stellt. Wenn er beherrscht. Und wie Nietzsche sagte, das Beste, was man im Leben sein kann, ist man selbst.“
Hier wird dem Zuschauer wieder Antonio gezeigt, wie er Marisa auf dem Tisch vergewaltigt und seine Ehefrau im Zeitraffer ebenfalls begattet.
30 Sec.
0.57.43
Marisas Tod wurde ebenfalls zensiert. Sie schreit und immer mehr Blut spritzt. Man sieht eine Kamerafahrt, die bei ihrem Oberkörper anfängt und bei dem Kachelboden endet, der sich mehr und mehr rot färbt. Dazu hört man ihre Todesschreie im Off.
19 Sec.
0.58.51
Antonio vergräbt nachts im Scheinwerferlicht seines Wagens irgendwo draußen Müllsäcke mit Marisas zerstückelter Leiche. Dabei hört man einen weiteren Off-Kommentar ein Rezept für die Zubereitung von Menschenhirn.
„
Heute habe ich Lidias Hirn für Francisca gekocht, die sich natürlich die Finger geleckt
hat. Ich habe es in Butter zubereitet. 400 ml Wasser, Salz, einen halben Löffel Weinessig, eine Zwiebel sowie einige Kräuter. Und zum Schluss 50g Butter. Man gibt das Hirn mit dem Wasser, dem Salz, der in Scheiben geschnittenen Zwiebel, dem Essig und den Kräutern in eine Casserole und …“
Man sieht Antonio und die essende Francisca in der Küche und ihn, wie er in sein Tagebuch schreibt.
25 Sec.
1.04.24
Antonio stößt Curro eine weitere Treppe hinab. Er beugt sich zu ihm und sagt:
„
Warte, warte. Nicht ohnmächtig werden, hast du verstanden? Kannst du verstehen, was ich dir sage, Curro?“
Curro: „
Ich sollte in ein Krankenhaus. Unbedingt!
Antonio: „
Dann sollten wir uns wohl etwas beeilen.“
Er hievt Curro hoch und schmeißt ihn noch zwei Treppen herunter. Er sagt:
„
Man darf keine Frauen verprügeln, Curro. Hat Dir das nie jemand erklärt? Jetzt werden wir wieder zu Zimmer 15 hinauf gehen und fangen nochmal von vorn an. Du wirst sehen, wie schnell du das lernst.“
Curro: „
Nein, verschone mich, bitte! Ich bitte dich!“
Antonio stößt Curro die letzte Treppe herab, an deren Ende dieser leblos mit blutigem Gesicht liegen bleibt. Antonio lacht.
72 Sec.
1.25.03
Antonios Brief an den Kommissar geht noch weiter:
„
Ich glaube, ich habe es gut gemacht. Es ist richtig, als Anwalt hat man seine Vorteile. Es hat nur drei Jahre gedauert, bis ich das Leben wieder genießen konnte. Heute ist mein erster Urlaubstag.“
15 Sec.