Ja, ein neuer Neeson ist für euphorische Rachefans mittlerweile fast schon etwas schablonenhaft geworden. Zumindest innerhalb der Taken-Reihe, die so überraschend auftauchte und zu begeistern wusste und mit Teil 2 eine beachtliche Bauchlandung hinlegte. Entsprechend argwöhnisch blickten viele auf den anno 2008 kaum für möglich gehaltenen 3. Teil, der die Trilogie (vermeintlich) abschließt. Der spielt in den USA und macht Bryan Mills dieses Mal selbst zum Gejagten.
Es ist für den mittlerweile über 60-jährigen Neeson sicherlich eine der letzten Rollen, die seine körperlichen Fähigkeiten so stark in den Fokus rücken werden wie diese Filmreihe. Der Schauspieler selbst gab zu Protokoll, dass sich seine unverhoffte Actionkarriere, die er mit geschäftstüchtigem Ehrgeiz auch abseits der Taken-Filme konsequent verfolgte (Das A-Team, Unknown Identity, Non-Stop, Run All Night), in 2-3 Jahren dem Ende zuneigen würde. Da er auch davor schon bewiesen hat, ein hervorragender Charaktermime zu sein, wird es ihm an attraktiven Rollenangeboten sicherlich nicht mangeln.
Natürlich ist ihm sein Alter auch jetzt schon anzumerken und vielleicht hätte es, um das zu kaschieren, keinen besseren schlechten Regisseur als Olivier Megaton geben können, der schon den 2. Teil zu verantworten hatte. Dessen Rezept ist unverkennbar eine ultranervöse Inszenierung mit Schnittstakatos, die insbesondere die Actionszenen so hektisch werden lassen, dass selbst Neeson beeindruckend agil und blitzschnell dabei aussieht, dass man kaum bezweifelt, dass deutlich jüngere Kontrahenten eigentlich nicht den Hauch einer Chance in den Auseinandersetzungen haben. Vielleicht sollte Steven Seagal mal versuchen, Megaton als Regisseur für eines seiner Vehikel zu gewinnen.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Taken 3 (oder Tak3n, wie findige Marketingleute ihn getauft haben), insgesamt deutlich besser ist als sein direkter Vorgänger - insbesondere in erzählerischer Hinsicht -, aber wenn man ehrlich ist, nur aus dem erneuten Wunsch des Produktionsstudios entstand, das erfreulich hohe Einspiel an den Kinokassen noch ein weiteres Mal zu wiederholen. Das schaffte man auch. Mit einem Budget von ca. 48 Mio. Dollar erwirtschaftete man weltweit 325 Mio. in den Lichtspielhäusern. Den tollen Erstling hätte man auch für sich belassen können, aber der Markt folgt eben anderen Gesetzen.
You can't always get what you want sagt der Engländer und was das angeht, hat die Taken-Reihe schon seit jeher mit der Geduld der loyalen Fans gespielt. Alle Teile kamen stets auf die amerikanische Massenfreigabe PG-13 getrimmt in die Kinos und das zumeist auch weltweit. Dass das teils enorme Entschärfungen zur Folge hatte, zeigten die Vorgänger eindrucksvoll (Schnittbericht zu Taken, Schnittbericht zu Taken 2). Doch auffällig ist auch, dass Taken 3 der am meisten von vornherein für das PG-13-Rating konzipierte Teil der Reihe ist. Konnte man in den Actionszenen des Erstlings noch nahezu im Sekundentakt die Zensuren erkennen, sind viele der Auseinandersetzungen mittlerweile schon so hektisch und undetailliert, dass da nicht mehr viel Kritisches zu finden ist. Neben ein bisschen Dialogzensur fällt vor allem auch die Retusche von Blutspuren in Gesichtern und auf Körpern auf, ganz besonders abstrus zu sehen im Finale, das im Kino wohl bei einigen für Kopfschütteln gesorgt haben dürfte. Ansonsten machen den Großteil der Änderungen die Storyerweiterungen des eh schon längsten Films der Reihe aus. Da war hin und wieder sicherlich Zeitsparung die Motivation im Schneideraum, aber wenn man den Film unzensiert haben will, kommt man eh nicht daran vorbei. Stören wird es wohl die wenigsten.
Tatsächlich wurde diese vorab entschärfte PG-13-Fassung für die britische BBFC 12A-Freigabe in Englands Kinos sogar noch mehr zensiert, während sie in Deutschlands Lichtspielhäusern ab 16 Jahren lief. Letztlich bekam man auf der Insel aber auch die Unrated-Version auf Blu-ray spendiert. Auch das deutsche Label Universum Film war hier wieder aufmerksam und veröffentlicht die Langfassung, die von der FSK wenig überraschend ebenfalls ab 16 Jahren freigegeben wurde.
Verglichen wurde die Kinofassung mit der Unrated-Version (beide enthalten auf der US-Blu-ray von 20th Century Fox).
45 Unterschiede, davon
19 erweiterte Szenen
16 Szenen mit alternativem Bildmaterial
6 erweiterte Szenen mit alternativem Bildmaterial
3 Szenen mit alternativem Dialog
1 zusätzliche Szene
Die Unrated-Version läuft 362,88 Sec. bzw. ca. 6 Minuten 3 Sekunden länger als die Kinofassung.
Erweiterte Szene mit alternativem Bildmaterial
0:00:47: Die Szene, in der der Buchhalter abends in seinem Haus von Maxim und seinen Schergen überrascht und von der Frau unbemerkt entführt wird, ist in der UR ausschweifender. Es gibt Zwischenschnitte auf die Frau im Badezimmer und als der Buchhalter ins Erdgeschoss läuft, wird sich auch mehr Zeit gelassen. Draußen beim Auto sieht man einen von Maxims Männern warten und eine kurze, zusätzliche Einstellung des toten Hundes im Kofferraum gibt es auch. Zensur ist das alles nicht.
Die UR läuft 29,44 Sec. länger
Alternatives Bildmaterial
0:04:00: Der Einschuss in die Brust des Buchhalters ist in der UR blutig.
Kein Zeitunterschied
Alternatives Bildmaterial
0:04:02: Auch, als er an der Wand heruntergleitet, sieht man Blutspritzer hinter ihm. Die KF ist sauber.
Kein Zeitunterschied
Erweiterte Szene
0:08:45: Timmy beginnt, Kim zu küssen, doch sie ist gerade zu mitgenommen und erbittet sich einen Moment für sich.
12,64 Sec.
Erweiterte Szene
0:09:06: Bryan sagt dem Bären, dass er sich besser anschnallen solle.
2,48 Sec.
Zusätzliche Szene
0:10:06: Kim ist nochmal zu sehen, wie sie ziemlich verzweifelt nachdenkt. Wie wird ihr Super-Dad wohl die Nachricht vom kommenden Baby aufnehmen? Keine Sorge, Kim, er wird es nicht entführen.
7,2 Sec.
Erweiterte Szene
0:10:15: Nochmal der Panda in der UR.
1,28 Sec.
Alternatives Bildmaterial
0:13:07: In der UR nimmt Lenore ihre Tasche, ein Schal bleibt aber auf der Couch liegen. In der KF sieht man nichts dergleichen.
Die UR läuft 0,28 Sec. länger
Alternatives Bildmaterial
0:16:24: Als Stuart auf der Couch sitzt, entdeckt er in der UR Leonores Schal, den sie in der UR auf der Couch vergaß. In der KF hingegen sieht man davon nichts, aber Bryan beim Kaffeekochen.
Die UR läuft 8 Sec. länger
Erweiterte Szene
0:29:16: Bryan läuft in der UR länger durch die Gänge des Werks. In der KF dauert sein Weg in den Keller nicht so lang.
Die UR läuft 15,08 Sec. länger
Erweiterte Szene
0:30:59: Kim bittet Dotzler, einen Moment lang die Leute aus dem Schlafzimmer ihrer verstorbenen Mutter abzuziehen. Er ist einfühlsam und tut ihr den Gefallen.
22,6 Sec.
Erweiterte Szene
0:42:52: Ein Polizist wird am Telefon darüber informiert, dass Bryan festgenommen wurde und macht sich auf zu Dotzlers Büro. Nur Zeitersparnis in der KF.
5,64 Sec.
Erweiterte Szene
0:47:34: Etwas mehr Autoverfolgungsjagd.
6,84 Sec.
Erweiterte Szene
0:47:44: Nochmal.
2,88 Sec.
Erweiterte Szene
0:47:48: Unbedeutend.
0,56 Sec.
Erweiterte Szene
0:50:26: Hier gibt es vulgären Sprachgebrauch in der UR. Das wäre für das PG-13-Rating der KF wohl problematisch geworden.
Dotzler: "
Why does he want us to have this?"
Garcia: "
He fucked up."
Dotzler: "
This guy doesn't fuck up."
7,24 Sec.
Alternativer Dialog
0:51:10: Bei Sams Zusammenfassung von dem Chaos, das Bryan angerichtet hat, fehlt in der KF das böse Wort mit F. Es wurde einfach stummgeschaltet. In der UR ist es da.
Sam: "
Hey, let me guess. Pileup on the 710 North. Massive clusterfuck of police vehicles 15 miles headed south."
Kein Zeitunterschied
Erweiterte Szene
0:56:58: Unbedeutende Erweiterung von Kims Fahrt zum Supermarkt.
4,16 Sec.
Erweiterte Szene mit alternativem Bildmaterial
1:08:14: Als Bryan im Auto von Maxim und seinem Handlanger verfolgt wird, ist das in der UR länger. Es gibt mehr Ansichten von den rasenden Autos. Als Bryans Auto schließlich den Berghang hinunterfällt, explodiert es in der KF ohne weiteres Zutun. In der UR wirft Maxim aber eine Handgranate auf das Wrack und erst dann erfolgt die Detonation.
Die UR läuft 29,32 Sec. länger
Erweiterte Szene mit alternativem Bildmaterial
1:09:59: In beiden Fassungen hält Bryan den Fahrer des Jeeps auf und bedroht ihn mit der Waffe. Er braucht eine Mitfahrgelegenheit und übernimmt kurzerhand das Steuer. In der KF ist das deutlich kürzer und als sie am Supermarkt halten, sagt er dem Fahrer, dass er fahren könne. In der UR treibt Bryan noch ein bisschen Konversation mit dem Mann, der Mike heißt und zwei kleine Kinder hat. Bryan gibt ihm den Rat, keinen Tag mit ihnen zu verpassen, ehe man sich versieht, hätten sie selbst Kinder. Dann verabschiedet er sich von Mike. Alles ein bisschen freundlicher also, aber nicht lebensnotwendig.
Die UR läuft 28,92 Sec. länger
Alternatives Bildmaterial
1:13:44: Als sich die Prügelei zwischen Bryan und Maxim dem Ende zuneigt, sieht man bei Maxim Blutspuren im Gesicht und vor allem auch bei den Zähnen. Das hat man in der KF im Farbton deutlich abgeschwächt. Da er bei der schnellen Schnittabfolge öfters zu sehen ist, wird im Bericht jetzt nicht jedes Mal einzeln als Stelle gezählt, sondern eine exemplarische Zusammenfassung vorgenommen. Das erscheint sinniger.
Kein Zeitunterschied
Erweiterte Szene
1:14:15: Beim Kopfschuss, den Maxim sich selbst verpasst, ist die UR brutaler. Man sieht noch eine blutige Austrittwunde an seinem Nacken.
0,4 Sec.
Alternatives Bildmaterial
1:14:17: Als Maxim röchelnd zu Boden fällt, ist nochmal die Farbzensur zu sehen.
Kein Zeitunterschied
Alternatives Bildmaterial
1:14:23: Subtil, aber doch sichtbar. Die kleinen, blutigen Wunden auf Maxims Hand wurden in der KF digital entfernt.
Kein Zeitunterschied
Erweiterte Szene
1:15:48: Das Waterboarding dauert etwas länger.
0,52 Sec.
Alternatives Bildmaterial
1:15:50: Und hier sieht man direkter, dass Stuart unter dem Tuch nach Luft japst. In der KF sieht man stattdessen Bryan.
Die UR läuft 0,8 Sec. länger
Alternativer Dialog
1:16:22: Stuart nutzt in der UR das F-Wort. In der KF wurde ein harmloseres Wort auf die Tonspur gelegt, aber die Lippenbewegung zeigt, dass das nur nachträglich gemacht wurde.
KF: "
The only thing I know is that you were screwing my wife."
UR: "
The only thing I know is that you were fucking my wife."
Kein Zeitunterschied
Alternatives Bildmaterial
1:16:30: Erneut dauert das Waterboarding in der UR länger und fokussiert sich auf Stuarts Leid, während die KF Bryan zeigt und auch kürzer läuft.
Die UR läuft 2,92 Sec. länger
Erweiterte Szene
1:19:28: Bryan beugt sich nochmal zu den ausgeknockten Bodyguards.
1,04 Sec.
Erweiterte Szene
1:19:30: Ein weiterer Leibwächter nähert sich mit Tee, sieht seine ausgeschalteten Kollegen, kann aber nicht mehr rechtzeitig reagieren und wird von Bryan ebenfalls bewusstlos geschlagen.
11,28 Sec.
Erweiterte Szene mit alternativem Bildmaterial
1:20:08: Hier hat die UR nun eine deutliche Erweiterung, die vom Inhalt her nett, aber nicht wirklich nötig ist, weil sie im Prinzip nichts wirklich Neues berichtet. In einem Briefing erzählt Dotzler seinen Kollegen nämlich etwas über Bryan und seine Teamkollegen. Dass sie früher im Militär waren und sich über ihre Aktivenzeit nichts in den Aufzeichnungen finden lässt, bis sie wieder auftauchten und dann eine Sicherheitsfirma gründeten, wo sie auch heute noch alle aktiv sind. Leute also, die was drauf haben und mit denen nicht zu spaßen ist. Dann erklärt er noch, dass sich Maxim selbst in den Kopf geschossen hat und dass Bryan unschuldig nach den Tätern sucht. Dotzler ist aber genervt, dass Bryan und Co. der Polizei immer einen Schritt voraus sind und will, dass das aufhört.
In der KF fehlt das alles. Stattdessen bekommt Dotzler da während einer Autofahrt den Anruf, dass Bryan seine Tochter befreit hat und die Polizisten nichts tun konnten. Dotzler ist aufgeregt und macht sich auf den Weg.
Die UR läuft 126,44 Sec. länger
Erweiterte Szene mit alternativem Bildmaterial
1:23:27: In der UR wenige Frames eher, wie zwei unblutig Afghanen erschossen werden. Als sie zu Boden fallen, ist die KF länger. Deshalb nahezu keine zeitliche Differenz.
Die UR läuft 0,08 Sec. länger
Alternatives Bildmaterial
1:23:59: Als Malankov Stuart mit der Waffe bedroht, entsichert er sie in Stuarts Rücken. In der KF ist von der Waffe nichts zu sehen.
Die UR läuft 1,6 Sec. länger
Alternativer Dialog
1:24:16: Als Kim realisiert, dass Stuart für den Tod ihrer Mutter verantwortlich ist, wird sie sauer und vulgär. In der KF aus PG-13-Gründen natürlich nicht. Die Mundbewegung wurde beibehalten, aber nicht der Inhalt.
KF: "
I knew it! Let me go, it's his fault! He killed her!"
UR: "
Fuck you! I'll fucking kill you! I'll fu... I'll fucking kill you!"
Kein Zeitunterschied
Erweiterte Szene
1:29:53: Zusätzliche Einstellung von Bryan, der sich im Hintergrund von Stuart anschleicht.
4,56 Sec.
Alternatives Bildmaterial
1:32:16: In der UR sieht man den Wachmann im Hintergrund, wie er von den Kugeln (unblutig und undetailliert) getroffen wird und zu Boden fällt. In der KF fällt er schon zu Boden. Es wurden unterschiedliche Takes verwendet.
Die UR läuft 0,32 Sec. länger
Erweiterte Szene
1:32:49: 4 Frames eher, wie der Gangster im blauen Shirt von der Schrotgewehrladung getroffen wird. Trotzdem bleibt es unblutig.
0,16 Sec.
Erweiterte Szene
1:32:49: Und er ist etwas länger an der Wand zu sehen.
0,52 Sec.
Alternatives Bildmaterial
1:32:59: Endlich - möchte man sagen - hat die Unrated mal wirklich Härteres zu bieten. Als der russische Handlanger dem anderen per Maschinengewehrsalve in den Rücken schießt, spritzt viel Blut aus dem Rücken und besudelt auch die Wand. Als Bryan dann per Schrotgewehr zurückschießt und den Gangster trifft, hat der jedoch wieder eine schusssichere Weste an und wird wohl durch die Wucht des Einschusses bewusstlos. In der KF ist alles kürzer und unblutig.
Die UR läuft 1,96 Sec. länger
Alternatives Bildmaterial
1:33:07: Der angeschossene Gangster hat in der UR noch Blutspuren aus Nase und Ohr. In der KF wurde das wegretuschiert.
Kein Zeitunterschied
Alternatives Bildmaterial
1:33:15: Als Bryan den anderen Handlanger mit mehreren Kugeln vollpumpt, spritzt in der UR Blut. In der KF ist das harmloser.
Die UR läuft 0,72 Sec. länger
Alternatives Bildmaterial
1:34:33: Jetzt beginnt eine fortwährende Änderung einer Sache, die in der Kinofassung reichlich absurd ist, aber wohl kaum anders möglich war, wenn man das PG-13 will. Sämtliche Schusswunden des spärlich bekleideten Oleg wurden in der KF wegretuschiert. Auch blutige Kampfspuren in den Gesichtern von Bryan und Oleg wurden mit digitalem Makeup überpinselt.
Kein Zeitunterschied
Alternatives Bildmaterial
1:37:37: Der Einschuss in Sams Schulter ist in der UR etwas blutiger.
Kein Zeitunterschied
Erweiterte Szene
1:38:39: Dotzler wird auf seinem Weg zum Hochhaus von einem querstehenden Bus aufgehalten. Auch im Parkhaus wird etwas mehr Zeit beim Warten auf den Aufzug vertrödelt. Reichlich unnötig.
Die UR läuft 12,64 Sec. länger
Erweiterte Szene mit alternativem Bildmaterial
1:39:19: Die Polizisten untersuchen das zerstörte Apartment länger. Als sie zum toten Oleg gelangen, gibt es wieder Blutretusche.
Die UR läuft 12,36 Sec. länger