Verglichen wurde hier ein Workprint des Films American History X mit der Kinofassung, vertreten durch die deutsche DVD.
Aus welchem Stadium der Post-Production der Workprint stammt, ist leider nicht 100% zuverlässig zu benennen. Mit Sicherheit ist es keine der sehr frühen Fassungen, die vom Cutter angefertigt werden und in denen zum ersten Mal alle gedrehten Szenen am Stück zu sehen sind. Geklärt werden musste also nur, ob es sich beim vorliegenden Workprint um eine Fassung handelt, mit der Tony Kaye gearbeitet hat oder die später mutmaßlich von Edward Norton beaufsichtigt wurde.
Post Production
Im Folgenden wird versucht, die Entstehung der verschiedenen Pre-Release-Fassungen nachzuvollziehen. Aufgrund einiger widersprüchlicher Aussagen ist das nicht immer möglich, aber bei abweichenden Details werden beide Versionen der Geschichte genannt.
Unumstritten ist wohl, dass Tony Kaye als erstes eine eigene Version erstellt hat und die Testscreenings für diese Version sehr gut verlaufen sind. New Line war also sicherlich zufrieden und sah nur wenig Grund zu gravierenden Veränderungen.
Tony Kaye bekam nach der Testvorführung aber trotzdem Anmerkungen von New Line, mit denen er die aktuelle Fassung anpassen sollte. Es ist üblich, dass die Produzenten und der Verleih sich mit eigenen Vorschlägen in die Filme einbringen. Und selbst aus einem überwiegend positiven Testscreening lassen sich sicher noch ein paar Ansätze für Verbesserungen ablesen. Kaye wollte ohnehin nie nur einen guten Film machen, sondern einen großartigen.
Offensichtlich fertigte Tony Kaye diese neue Fassung auch an, die aber laut Produzent De Luca von Kaye im Vergleich zur vorherigen Version stark verkürzt wurde und nicht das war, was New Line sehen wollte. Kayes 2. Fassung war nicht akzeptabel und hatte offensichtlich nicht mehr viel mit der 1. Fassung zu tun.
De Luca holte danach den erfahrenen Cutter Jerry Greenberg an Bord, der im Frühjahr '98 zusammen mit Edward Norton eine neue Version schnitt. Norton wurde von De Luca hinzugeholt, weil er die Charaktere des Films genau kannte. Kaye dagegen sagt, dass Norton sich aufgedrängt hat und unbedingt den Film schneiden wollte, um sich selbst mehr Szenen im Film zu geben. De Luca steht mittendrin und meinte, dass er Norton um Unterstützung beim Schnitt bat, nachdem der deutlich machte, dass er unmöglich Werbung für einen Film machen könne, mit dem er nicht 100% einverstanden ist. Mit Kayes 2. Version war er offensichtlich nicht zufrieden.
Teilweise ist in Artikeln von der zweiten, scheinbar schlechteren Fassung Kayes nichts zu lesen und es entsteht der Eindruck, dass Norton gleich nach dem ersten Testscreening eine eigene Fassung anfertigte. Aufgrund der positiven Resonanz der 1. Fassung erscheint das aber eher unwahrscheinlich. Ohnehin war Norton nach dem 1. Testscreening noch mit den Dreharbeiten für Rounders beschäftigt.
Edward Norton arbeitete eigenen Aussagen zufolge nur im März/April 1998 zusammen mit Greenberg und Kaye im Schneideraum. Laut Norton war Kaye seine Anwesenheit sogar recht, immerhin zog sich die Post-Production schon 1 Jahr hin und seine Mitarbeit stellte für Kaye eine echte Entlastung dar. Als Norton für Fight Club seine Mitarbeit am Schnitt abbrechen musste, arbeiten Greenberg und Kaye weiter am Film, so der Schauspieler.
In anderen Berichten war Kaye anscheinend über Nortons Mitarbeit sehr ungehalten und oft wütend, weil sich Norton zu sehr in seinen Film einmischte. Dass Kaye Norton zwar für einen guten Schauspieler hält und davon überzeugt ist, aus ihm eine oscarwürdige Performance herauskitzeln zu können, aber ihn trotzdem in der Rolle des Derek Vinyard für eine Fehlbesetzung hält, dürfte der Situation sicher nicht geholfen haben. Teilweise ist auch zu lesen, dass Norton völlig unabhängig von Kaye an einer eigenen Fassung arbeitete, aber das ist wohl unwahrscheinlich. Genauso wie die heile Welt damals, die Norton während der Pressetour später suggerierte.
Im Juni zeigte New Line die neue Fassung, an der Norton mitarbeitete, erneut einem Testpublikum und die Resonanz war wieder äußerst positiv. Also wollte De Luca Kaye davon überzeugen, dass das die finale Kinofassung sein sollte. Kaye war wütend, bekam aber trotzdem, oder weil er drohte, sich vom Film zu distanzieren, zwei Monate Zeit, um sich noch einmal mit dem Film zu beschäftigen. Nach 10 Wochen hatte er aber keine neue Fassung des Films fertig, sondern erschien zusammen mit einem Rabbi, einem Mönch, einem Priester und einem Kamerateam zum Meeting mit New Line. Dort teilte er ihnen mit, dass er den Film dieses Jahr sicher nicht mehr fertig bekommen wird und mit Hilfe des Poeten Derek Walcott den Film komplett neu gestalten möchte. Walcott sollte das Script umschreiben, um den neuen Visionen Kayes gerecht zu werden. So richtig gut fand Kaye David McKennas Drehbuch ohnehin nie. New Line akzeptierte eine weitere Verzögerung von so vielen Monaten, in denen Kaye sich mit Walcott in die Karibik zurückziehen wollte, nicht.
Es ist anzunehmen, dass die Fassung vom Juni mit der finalen Kinofassung wohl größtenteils identisch ist. Der für diesen Schnittbericht vorliegende Workprint ist höchstwahrscheinlich die 2. Fassung von Tony Kaye, die von De Luca abgelehnt wurde. Zum einen gab Kaye selbst an, dass Nortons Fassung um 18 Minuten länger ist (was die tatsächliche Differenz der vorliegenden Fassungen ist) und zum anderen wurde damals auch geschrieben, dass Knackpunkte u.a. die Länge zweier Szenen (Abendessen mit Murray, Ansprache vor dem Überfall) und die Positionierung der Rückblende zum Abendessen mit Dereks Vater, waren. Da es eben genau hier die Unterschiede gibt, ist der Workprint also sicher Kaye zuzuordnen. Und genauer gesagt, wird es wohl die 2. Fassung Kayes sein, weil hier De Luca die starke Komprimierung einzelner Szenen kritisierte und eben das an einigen Stellen im vorliegenden Workprint offensichtlich ist. Dazu mehr im Schnittbericht.
Tony Kayes lautstarke, aber auch kreative Schlammschlacht gegen New Line ist hier weniger interessant, genauso wenig wie seine Klage gegen die Gewerkschaft der Regisseure, die es ihm nicht gestatte, seinen Namen vom Projekt zurückzuziehen und gegen „Humpty Dumpty“ zu tauschen. Viele Jahre später äußerte Kaye sich aber sehr selbstkritisch zu seinen Aktionen und im Netz ist hier viel dokumentiert.
Das Originaldrehbuch
Dass Tony Kaye David McKennas Drehbuch nicht wirklich mochte, wurde bereits weiter oben angesprochen, also kann es durchaus interessant sein, auch darauf kurz einzugehen und die Unterschiede zu erläutern, die drastischer nicht ausfallen könnten. Zwar folgt auch McKennas 1. Drehbuch dem groben Handlungsverlauf des fertigen Films und handelt vom Tod des Vaters, Dereks Aufstieg in der Neonazi-Szene, dem Mord an den beiden Schwarzen, seinem Knastaufenthalt, die Läuterung und Bekehrung von Danny und schließlich auch Dannys Tod, aber der Film konzentriert sich seltsamerweise nicht darauf, sondern bringt eine Drogengeschichte ins Spiel.
Cameron, der im Film einer der führenden Neonazis in Los Angeles ist, ist im 1. Drehbuch zwar immer noch Neonazi, aber keine Führungspersönlichkeit, sondern primär Drogendealer und Derek und auch Seth seine Laufburschen. Cameron ist weiterhin derjenige, der in der Originalfassung die Schwarzen angeheuert hat, die nachts in Dereks Auto einbrechen, um dort ein Kilo Heroin zu stehlen, welches Derek zuvor von Cameron für den Verkauf erhalten hat. Es ist auch kein unbekannter Dritter, der im Auto sitzt und fliehen kann, nachdem Derek auf ihn geschossen hat, es ist Seth, Dereks bester Freund. Derek erfährt von einem der Diebe von Camerons Verrat, geht aber in den Knast ohne das je jemanden zu verraten und konfrontiert Cameron erst nach 3 Jahren wieder auf der Party damit. Dort schlägt er ihn halbtot und haut mit Danny ab. In der Originalversion werden Seth und Cameron von einer anderen Gang getötet, bevor sie sich selbst an Derek rächen können.
Auch Dereks Beziehung zu Stacey endet weniger abrupt und nicht im Streit, während Danny selbst zusammen mit Freunden regelmäßig harte Drogen nimmt. Dannys Analyse der Geschehnisse aus dem Off wird weniger Raum eingeräumt und er versucht sogar, seine Schwester davon zu überzeugen, den Aufsatz für ihn zu schreiben.
Weiterhin fällt Dereks Läuterung im Knast deutlich kürzer aus. Der Mitgefangene Lawrence, mit dem er sich im Film anfreundet, existiert nicht. Auch der Anschluss an die lokale Neonazi-Gruppe und schließlich der Bruch mit ihr, sind nicht zu sehen. Die Vergewaltigung erfolgt im Original völlig ohne Motivation. Man sieht im Drehbuch zwar, dass Derek nach der Zeit im Knast dem Rassismus abgeschworen hat, aber warum das so ist, wird nie deutlich ausgearbeitet. Man könnte meinen, dass er sich nur wegen Camerons Verrat von ihm und seinen Anhängern getrennt hat.
Generell nimmt die gewöhnliche Drogengeschichte in der Originalfassung von American History X einen großen Teil der Geschichte ein, während die Neo-Nazi-Thematik in den Hintergrund tritt. Es ist Tony Kaye und seinen Änderungen zu verdanken, dass sich der Film nur noch auf das rassistische Umfeld und daraus resultierende Konflikte beschränkt und hier seine Stärken voll ausspielen kann. Das macht ihn zu etwas Einmaligem – auch wenn Kaye am Ende selbst mit dem fertigen Produkt nicht glücklich ist.
Die Unterschiede
Die Kinofassung ist ca. 18 Minuten länger als der vorliegende Workprint. Bis auf eine Ausnahme gibt es echte Unterschiede im Handlungsverlauf nicht und auch Edward Nortons Screentime nahm nicht in einem Maße zu, die wie von Tony Kaye behauptet, den Eindruck erwecken könnte, er hätte sich aus egoistischen Gründen mehr Raum im Film gegeben. Nichtsdestotrotz gibt es Szenen im Film, die auch schon vor Tony Kayes Ausscheiden auf Edward Nortons Einfluss zurückzuführen sind. Zum Beispiel die Rede Dereks, bevor die Gang den Supermarkt überfällt. Auch die Rückblende zum gemeinsamen Essen mit Dereks Vater wollte Edward Norton am Ende haben, nicht wie Kaye im ersten Akt. In Nortons Version ist die Szene das letzte Puzzle, welches Dereks Entwicklung zum Neo-Nazi erläutert. Bevor der Zuschauer mit den Konsequenzen von Dereks Handeln konfrontiert wird, sieht man, wie ruhig und scheinbar harmlos die ersten rassistischen Gedanken vom Vater in sein Gehirn gepflanzt wurden.
Ein großer Unterschied zwischen beiden Version ist, dass man nur in der Kinofassung erfährt, dass Seth und Cameron von einer anderen Gang krankenhausreif geschlagen wurden und Sweeney von Derek verlangt, seine alte Gang ruhig zu halten. Im Workprint schließt Derek nur mit seinem eigenen früheren Leben ab. Die Aussage in der Kinofassung ist, dass das nicht genügt. Derek muss auch Verantwortung für Andere übernehmen, deren Leben er mit seinen Worten und Handeln geprägt hat. Deshalb gibt es in der Kinofassung eine neue Szene in einem Diner, bevor Derek Danny zur Schule bringt.
Die zahlreichen, restlichen Unterschiede sind subtiler. So sind die rassistischen Kommentare Dannys und Dereks im Workprint deutlich härter und vor allem Danny wird alleine durch die Szene in der Schultoilette unsympathischer dargestellt, als er den anderen Jungen beschimpft. Auch ist es im Workprint lange unklar, wie sich Derek wirklich verhalten wird, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Wenn man die Kinofassung kennt und somit sich von den Charakteren und der Geschichte bereits eine Meinung bilden konnte, fällt das bei oberflächlicher Betrachtung des Workprints nicht auf. Aber wäre Kayes 2. Fassung am Ende ins Kino gekommen, wäre es durch diese Änderungen ein ganz anderer Film gewesen. Die tatsächliche Kinofassung ist besser.
Soweit zu den inhaltlichen Unterschieden. Auf der technischen Seite muss gesagt werden, dass der Schnitt der Kinofassung und vom Workprint zu 99% nicht identisch ist. Das bedeutet, dass es praktisch keine zwei Einstellungen hintereinander gibt, die in beiden Fassungen exakt gleich sind. Und das im gesamten Film. Aus diesem Grund ist ein Schnittbericht, wie Sie es bisher von uns gewohnt sind, nicht sinnvoll. Der Film wurde in einige Dutzend Einzelteile zerlegt und die inhaltlichen Unterschiede dann Szene für Szene erläutert. Zur Orientierung gibt es bei jedem Teil eine Angabe der Lauflänge. Des Weiteren wurde die Struktur des Films umgestellt, vor allem zu Beginn. Hierzu gibt es eine gesonderte Zusammenfassung im Anschluss. Die Szenenabfolge im Schnittbericht selbst folgt der der Kinofassung.
Credits
Die Kinofassung hat eine längere Credit-Sequenz. Erst Schwarzbild und dann Aufnahmen vom Strand. Der Workprint zeigt nur ein paar dieser Strandaufnahmen.
Kinofassung 2:33 Minuten
Workprint 0:31 Minuten
Überfall in der Nacht
Die Schwarzen fahren im Workprint länger zum Haus der Vinyards. Außerdem wurden Derek und Stacey häufiger beim Sex dazwischen geschnitten, genauso wie Danny, nachdem er von dem Lärm der beiden anderen geweckt wurde.
Kinofassung 0:45 Minuten
Workprint 1:13 Minuten
Bilder nur aus Workprint
Der Ablauf des Einbruchs ist inhaltlich identisch.
Kinofassung 1:26 Minuten
Workprint 1:26 Minuten
Anhand der Szene, in der Derek den ersten Autodieb an der Tür erschießt, zeigen wir, wie sehr sich die Einstellungen im Film unterschieden.
Der Einbrecher, der vom Auto wegrennt, wird von Derek getroffen. Im Workprint sieht man, wie ihn die Kugel offensichtlich durchschlägt und den Baum dahinter trifft. In der Kinofassung sieht man dagegen, wie er sich länger am Boden krümmt.
In der Kinofassung schießt Derek länger auf das wegfahrende Auto. Dafür ist im Workprint eine zusätzliche Aufnahme vom entsetzten Danny zu sehen.
In beiden Fassungen gibt es eine unterschiedliche Aufnahme des Toten an der Treppe, als Danny ihn schockiert anschaut.
Wie Derek in extremer Zeitlupe auf das 2. Opfer zugeht, ist im Workprint etwas länger, sonst aber identisch.
Kinofassung 1:28 Minuten
Workprint 1:31 Minuten
Schule
Der Workprint zeigt erst eine Textafel mit "Three years later" und hat dann eine kurze Szene, in der Danny früh zur Schule geht. Außerdem sieht man in weiteren Aufnahmen ein Pärchen knutschen und wie der Sicherheitsdienst einen Schüler überprüft.
Workprint 0:20 Minuten
Der Workprint beginnt mit einer zusätzlichen Außenaufnahme der Schule.
Workprint 0:02 Minuten
Das Gespräch zwischen Murray, dem Lehrer, dem Danny den "Mein Kampf"-Aufsatz vorlegte, und Direktor Sweeney verläuft zu Beginn gleich. Im Workprint geht die Szene am Ende aber etwas länger, weil Sweeney dort sagt, dass er selbstverständlich auf Murrays Seite ist, er kennt Dannys Verhalten und die Freunde, mit denen er sich herumtreibt schließlich, aber er will trotzdem noch selbst mit Danny reden.
Als Danny in Sweeneys Vorzimmer die kleine US-Flagge vom Schreibtisch der Sekretärin nimmt, sieht man ihre Reaktion. Die beiden haben kurz Blickkontakt. Das fehlt im Workprint.
Kinofassung 1:40 Minuten
Workprint 2:00 Minuten
Die Struktur des Gesprächs zwischen Danny und Sweeney unterscheidet sich. Im Workprint wirft Sweeney den Aufsatz von Danny gleich zu Beginn des Gesprächs in den Müll und wirkt vor allem dadurch deutlich gereizter. In der Kinofassung beginnt er ruhiger und fragt Danny erst, wie es ihm geht und erwähnt auch, dass er Dannys Bruder Derek früher unterrichtete. Dadurch ändert sich der gesamte Ton des Gesprächs. Die Anmerkung zu Derek ist im Workprint erst später zu hören und dort kürzer.
Kinofassung 2:40 Minuten
Workprint 2:00 Minuten
Danny läuft am Ende der Szene im Workprint durch die Schule. Hier ist aus dem Off Sweeney zu hören, der Danny androht, dass er von der Schule fliegt, wenn der neue Aufsatz morgen nicht fertig ist. Das ist in der Kinofassung noch im Büro zu hören.
Workprint 0:12 Minuten
Als die drei schwarzen Schüler über den weißen Jungen herfallen, wirkt der Workprint deutlich weniger rund, fast schon überhastet - unfertig. So wurde das vermeintliche Aufhelfen des Jungen und das anschließende Treten nur in schnellen kurzen Schnitten gezeigt, genauso Danny, wie er auf den Anführer zugeht. Wirkliche Unterschiede gibt es allerdings bei den Dialogen. Der Schwarze sagt zu Danny in der Kinofassung "Weißer Wichser" und deutet an, dass er eine Waffe hat und Danny hat Angst davor, auch wenn der ganz cool dort steht und ihm den Rauch ins Gesicht bläst. Beim Hinausgehen sagt in der Kinofassung einer der anderen schwarzen Schüler schließlich noch: "Dann bring ihn doch einfach um.". Beides fehlt im Workprint.
Dafür hat der Workprint am Ende noch zwei Anmerkung von Danny. Zum einen ruft er den Schwarzen "Go back to Africa" hinterher und nachdem er dem Jungen am Boden aufgeholfen hat und meint, dass er sich nicht so rumschubsen lassen soll, beschimpft er schließlich nur im Workprint als „Schwuchtel“. Von dieser Bösartigkeit Dannys ist in der Kinofassung an dieser Stelle nichts zu spüren.
Kinofassung 1:04 Minuten
Workprint 0:52 Minuten
Auf dem Polizeirevier
Die Ankunft Sweeneys ist unterschiedlich. In der Kinofassung sieht man ihn nur bis zur Tür gehen, im Workprint fragt er erst einen Polizisten nach dem Captain und wird dann in den Konferenzraum geschickt.
Kinofassung 0:15 Minuten
Workprint 0:16 Minuten
Die Kinofassung zeigt ein paar Aufnahmen von lokalen Neonazis, während ein paar Leute im Raum dies kommentieren.
Kinofassung 0:14 Minuten
Nachdem der Captain den anderen Anwesenden Sweeney vorgestellt hat, zeigt der Workprint das TV-Interview mit Derek, nachdem sein Vater ermordet wurde. Die Kinofassung beschäftigt sich erst mit Cameron Alexander. Beim Interview schaut der Reporter im Workprint am Ende ratlos in die Kamera. Die Kinofassung bricht vorher ab.
Nach dem Video zeigt auch der Workprint die Passage über Cameron Alexander. Inhaltlich gibt es keine relevanten Unterschiede.
Beide Fassungen enden anders. Während Sweeney in der Kinofassung sagt, dass hier die Hölle los sein wird, wenn Derek nach seiner Entlassung was passieren sollte, sagt er im Workprint, dass Derek sicher keinen Ärger verursachen wird, aber sollte bei den Neonazis irgendwas passieren, wird Derek sicher dabei sein und es ist nicht absehbar, ob das dann ein gutes oder schlechtes Ende nehmen wird.
Im Workprint ist also Sweeney und somit auch der Zuschauer nicht unumstößlich davon überzeugt, dass Dereks gewalttätige Vergangenheit hinter im liegt.
Kinofassung 3:16 Minuten
Workprint 2:37 Minuten
Venice Beach
Wie Danny zur Promenade in Venice Beach geht und dort auf Henry, den schwarzen Jungen von der Toilette, trifft, wird zwar größtenteils mit ähnlichen Szenen gezeigt, aber Dannys Off-Kommentar unterscheidet sich.
In der Kinofassung erzählt Danny, dass Venice Beach früher ein guter Ort zum Leben war, auch wenn die Promenade schon immer etwas heruntergekommen war. Aber seitdem sich die Gangs hier wie eine Seuche ausgebreitet haben, trauen sich viele Weiße nicht mehr hierher.
Dann sieht man Henry, den Schwarzen aus der Schultoilette und dessen Bruder (was man im Workprint erfährt, in der Kinofassung ist das Verhältnis unklar). Sie bemerken Danny am Zaun, der die beiden beobachtet. Danny schließt seinen Off-Kommentar ab und erwähnt, dass eben wegen den Gangs Derek die lokale DOC-Niederlassung gegründet hat. Weiße Menschen sollten in ihrem eigenen Viertel keine Angst haben müssen. Und unter Dereks Führung schien das für eine Weile auch zu funktionieren.
Im Workprint dagegen erzählt er erst, dass ihm das frühere Venice Beach nur noch wie ein Traum vorkommt, und wie sein Vater ihn und Derek hierher brachte, um Basketball zu spielen. Heute könnten sie das nicht mehr tun – zumindest nicht ohne Bodyguards und eine AK-47 zum Schutz.
Dann stellt er den schwarzen Jungen vor. Henry Hastings und seinen Bruder Jerome, der den Cribs angehört. Henry bemerkt Danny und fragt ihn gereizt und herablassend, was er hier will, ohne wirklich an einer Antwort interessiert zu sein. Danny schaut ihn an, aber reagiert nicht. Er meint aus dem Off, dass Henry noch kein Crib ist, aber es wohl bald sein wird. Um offiziell der Gang beitreten zu können, muss er wohl erst jemanden umbringen.
Schließlich sagt Danny noch, dass sein Vater diesen Ort heute nicht wiedererkennen würde. Die Welt, wie er sie gekannt hat, gibt es nicht mehr und so ist es wohl besser so, dass sein Vater das nicht mehr erleben muss.
Kinofassung 1:14 Minuten
Workprint 1:34 Minuten
Das Basketballspiel
Das Spiel verläuft größtenteils identisch, nur zögert in der Kinofassung Derek etwas länger, bevor er aufsteht und sich persönlich um die Angelegenheit kümmert. Er schaut auch erst noch einmal kurz zu Cameron Alexander, als suche er dessen Zustimmung.
Der Workprint dagegen zeigt, nachdem Derek dann mit dem anderen Team die neuen Bedingungen geregelt hat, ein kurzes, leicht unmotiviert wirkendes Gerangel zwischen Schwarz und Weiß, bevor das Spiel weitergeht. Während des Spiels fehlt Seths Bettelei um den Ball, dafür hört man den Schwarzen sagen, dass er sich Dereks Freundin angeln wird, nachdem er Derek vom Platz gejagt hat.
Die musikalische Untermalung während der gesamten Rückblende unterscheidet sich. Im Workprint gibt es trommelintensive Musik zu hören, welches etwas an ein modern aufbereitetes afrikanisches Stück erinnert. In der Kinofassung dagegen dramatische klassische Musik.
Die Ellbogen-Attacke wirkt im Workprint brutaler, da es eine Zeitlupenaufnahme gibt, in der Derek abhebt. Das wirkt aber auch etwas unrealistisch.
Nach der Ellbogen-Attacke und als Derek wieder auf den Platz geht, gibt es im Workprint einen Off-Kommentar von Danny. Dass Derek nach dem Foul keinen Streit anzettelt, soll den anderen zeigen, dass man vor Schwarzen keine Angst haben muss. Derek erklärte es Danny einmal so, dass der Umgang mit den Schwarzen wie die Erziehung eines Hundes ist. Zeig ihnen, dass du keine Angst hast und mach deutlich, dass du der Boss bist. Der Hund wird knurren und seine Zähne zeigen, aber er wird sich immer bewusst sein, dass du ihn beherrschst und ihn jeder Zeit weh tun kannst, wenn dir danach ist. Während dieser Szene sieht man Derek in Zeitlupe auf's Feld laufen und auch den schwarzen Gegenspieler, der ihn vorhin geschlagen hat. In der Kinofassung sieht man nur die Bilder, aber hört nichts von Danny.
Schließlich gewinnt Derek das Spiel, die weiße Meute jubelt und die Schwarzen verlassen das Spielfeld. Nur in der Kinofassung sagt einer von ihnen noch, dass sie irgendwann wieder kommen werden.
Kinofassung 4:46 Minuten
Workprint 4:57 Minuten
Vor dem Gefängnis
Die Kinofassung hat eine zusätzliche Szene, die zeigt, wie Derek aus dem Gefängnis abgeholt wird. Erst sieht man Danny, wie er nach der Schule nach Hause rennt und aus dem Off erzählt, dass Derek nicht wollte, dass man ihn im Gefängnis besucht und er ihn deswegen 3 Jahre nicht gesehen hat. Das hört man im WP in der nächsten Szene. Dann sieht man eine Rückblende auf heute morgen um 7:00 Uhr, als die Familie Derek am Gefängnistor abholt. Im Anschluss schickt Derek Danny in die Schule, auch wenn der lieber zuhause bei seinem Bruder geblieben wäre.
Kinofassung 0:30 Minuten