Fast & Furious - Eine Lizenz zum Gelddrucken
Wenn man ehrlich ist, sorgte im Jahr 2011 schon das Einspiel von Fast & Furious Five mit 626 Mio. Dollar weltweitem Einspiel an den Kinokassen für Erstaunen. Inmitten all des sich immer weiter hochschraubenden Superhelden-Hypes wirkte die "Familie" rund um Vin Diesel fast schon bodenständig, ließ sich aber mit jedem Film mehr von den aberwitzigen CGI-Manövern der Comic-Kollegen mitreißen und warf die Grenzen von Physis und Physik immer konsequenter über Bord. Diese Entscheidung ging finanziell auch auf, Fast & Furious 6 spielte schon 788 Mio. Dollar und Fast & Furious 7 sogar 1,5 Milliarden Dollar ein. Eigentlich völlig unbegreiflich, aber was heißt das schon, wenn selbst Jurassic World fast 1,7 Milliarden einstreichen kann. Ob man beim produzierenden Studio Universal Pictures deshalb traurig war, dass Fast & Furious 8 (OT: The Fate of the Furious) "nur noch" 1,235 Milliarden Dollar generieren konnte, ist nicht überliefert, aber relativ unwahrscheinlich.
Doch um eine so breite Nachfrage beim weltweiten Mainstream-Publikum zu erschaffen, sind so manche inhaltliche Zugeständnisse nötig. Ein böser Charakter kann im Handumdrehen zum Team-Mitglied werden, wenn er von einem beliebten Schauspieler wie Jason Statham gespielt wird. Sterben kann natürlich auch niemand von Bedeutung, es sei denn, es passiert im realen Leben wie bei Paul Walker. Und natürlich braucht jeder seine kleinen Oneliner, damit alle unterschiedlichen Fangruppen der Mitwirkenden auch bedient werden.
Doch nicht nur in erzählerischer Hinsicht sind die Macher zu Kompromissen bereit. Wie man spätestens von den durch die Attacke auf die Server von Sony Pictures und der Lektüre der daraus entstammenden "Sony Leaks"-Dokumente weiß, sind große Filmlabels schon während der Produktionsphase darum bemüht, später keine Schwierigkeiten mit den jeweiligen Zensurbehörden und Freigabestellen der vielen Länder zu haben, in denen sie ihre teuren Werke auf den Markt bringen wollen.
Die englische Zensur in Fast & Furious 8
Und bei Fast & Furious 8 war das beispielsweise in England der Fall, denn dort drohte die Prüfstelle BBFC damit, den Film, der in den USA das so wichtige PG-13-Rating erhielt und auch in Deutschland bei der FSK keine Probleme hatte, ab 12 Jahren abgesegnet zu werden, für dieselbe Fassung seine BBFC 15-Freigabe zu zücken. Universal Pictures UK war diese Einstufung zu hoch, natürlich wünschte man sich dort auch die 12A-Freigabe, erlaubt sie doch auch jüngeren Zuschauern den Eintritt ins Kino. Da die BBFC dem Studio jedoch genau sagte, welche Szene sie als kritisch ansah, entschied sich Universal, sie für Großbritannien zu entschärfen. In der BBFC-Onlinedatenbank liest sich das etwas weniger detailliert so:
This film was originally seen for advice. The company was informed it was likely to be classified 15 uncut but that their preferred 12A classification could be achieved by reducing one scene of violence. When the film was submitted for formal classification, that moment of violence had been acceptably reduced and the film was classified 12A.
Dieser Schritt wird sich für das Label sicherlich wortwörtlich ausgezahlt haben, denn 37,5 Mio. Euro Einspiel ist England noch vor Deutschland mit 32,5 Mio. der lukrativste Markt in Europa. "Akzeptabel reduziert" ist letztlich aber auch nichts anderes als Zensur, die sich im Falle dieses Films sogar bis auf die britischen Heimkino-Veröffentlichungen ausweitete, denn Universal Pictures gab den Kunden dort nicht die unzensierte Variante, wie es oft der Fall ist. Und deswegen schauen wir uns jetzt an, was genau der Stein des Anstoßes ist. Ob dieser Eingriff auch beim nur als Download verfügbaren Extended Director's Cut (siehe Schnittbericht) anzutreffen ist, konnten wir nicht überprüfen.
Verglichen wurde die zensierte, britische Kinofassung (BBFC 12A / BBFC 12) (enthalten auf der UK-Blu-ray) mit der unzensierten, internationalen Kinofassung (FSK 12 / PG-13) (z.B. enthalten auf der deutschen Blu-ray von Universal Pictures)