Verglichen wurde die
editierte Kinofassung (PG-13) mit dem
ungeschnittenen Director's Cut (Rated R), beide zu finden auf der
US Blu-Ray von Warner Home Video.
Lauflänge der Kinofassung: | 1:54:35 (1:46:39 ohne Abspann) |
Lauflänge des Director's Cut: | 1:57:31 (1:49:29 ohne Abspann) |
16 Geschnittene Szenen =
2 Min. 50,5 Sec.
3 Alternative Einstellungen
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Es ist nicht gerade so, als dass die Ankündigung eines vierten Teils des
"Terminator"-Franchises - bzw. in der Folge einer komplett neuen Trilogie - bei Filmfans übermässige Begeisterungsstürme ausgelöst hätte. Der erste Terminator war anno 1984 ein Meilenstein im Sci-Fi-Actiongenre mit Anspruch, Teil 2 in den 90ern die storytechnisch konsequent weiterentwickelte Materialschlacht eben dieses Jahrzehnts und die Rolle des Terminators selbst spätestens von da an untrennbar mit Arnold Schwarzenegger verbunden. Das zweite Sequel dagegen hielt zwar actiontechnisch bemüht mit und nahm sich selbst auch nicht mehr ganz so ernst wie seine beiden Vorgänger, kämpfte aber schon arg gegen die eigene Innovationslosigkeit an, da man der Thematik offensichtlich nichts wirklich neues hinzuzufügen wusste.
Und dann sollte schliesslich Teil 4 kommen, und wollte sich von vorne herein gar nicht als eben solcher, sondern vielmehr als "Re-boot" der
"Terminator"-Thematik verstanden wissen und zugleich den Beginn der bereits erwähnten Trilogie darstellen. Lange brodelte die Gerüchteküche: Schwarzenegger trotz Rückzugs aus dem Filmgeschäft & Gouverneursposten mit von der Partie ja oder nein und wenn ja in welchem Umfang, wer spielt John Connor, wird Sarah Connor dabei sein, wer wird Regie führen?
Mit der Festigung der Grundkonstellationen für den kommenden Film musste zwangsläufig auch die Skepsis langsam aber stetig wachsen. Auf der einen Seite hatte man einen Budgetrahmen von 200 Millionen US Dollar und noch einmal 100 Millionen für die Werbetrommel zur Verfügung und Christian Bale als Hauptdarsteller verpflichtet. Auf der anderen Seite Joseph McGinty Nichol alias McG, bis dato hauptsächlich mit den beiden
"Drei Engel für Charlie"-Kinoadaptionen und ein paar Muskvideos für The Offspring, Cypress Hill oder Sublime bspw. bekannt geworden, als Regisseur. John D. Brancato & Michael Ferris, vormals auch für das Script von
"Terminator 3" und u.a. einem Film wie
"Catwoman" verantwortlich, als Drehbuchautoren. Den Kopf von Arnold Schwarzenegger für einen Cameoauftritt digital auf den Körper des jüngeren österreichischen Bodybuilders Roland Kickinger gesetzt. Ein drei Wochen vor Drehbeginn von mehreren zusätzlich an Bord geholten Autoren wie Anthony E. Zuiker & Jonathan Nolan bspw. noch so stark umgeschriebenes Script (welches nun den Fokus nicht mehr wie zuvor hauptsächlich auf Marcus Wright & Kyle Reese, sondern auf John Connor legte, um Bale mehr Screentime einzuräumen), dass der Autor des Buchs zum Film Alan Dean Foster seinen bereits fertigestellten und beim Publisher abgegebenen Entwurf noch einmal überarbeiten respektive entsprechend angleichen musste.
Dafür dass
Style over substance geradezu wie ein vermeintliches Damoklesschwert über dem Projekt zu schweben schien, ist das Ergebnis tatsächlich erstaunlich solide geraten. Der durchschnittlich-anspruchslose Kinogänger (sprich: Der deutliche Mehranteil der Zuschauerschaft) bekam erwartungsgemäss das auf Hochglanz polierte, laute & effektgeladene Leinwandspektakel, leicht verständ- bzw. verdaulich, den Eintrittspreis in jedem Falle optisch und akustisch vermeintlich rechtfertigend.
Dass all dies letztlich dennoch gefangen ist zwischen Schema F und recht unauffälligen Darstellerleistungen, einer ein wenig zu durch- & überschaubaren Story (welche die zweifelsohne auch schon in den Vorgängerstreifen vorhanden Logiklücken & Handlungslöcher noch einmal unangenehm potentiert) und einem Pottpuree aus so ziemlichen von jedem grossen Sci-Fi-Streifen der letzten Jahre "entliehenen" Ideen, während ureigene solche Mangelware sind, fiel der potentiellen Zielgruppe vermutlich verhältnismässig selten auf.
So passt(e) Christian Bales ausdrucksloses Spiel zwar hervorragend in Streifen wie
"Equilibrium",
"American Psycho" oder in seiner kühlen Distanziertheit zumindest auch in den beiden
"Batman"-Streifen von Christopher Nolan; unter dem Charakter John Connor hatte sich der geneigte Filmfan (& Kritiker) aber ganz offenbar doch ein wenig mehr vorgestellt als einen meistenteils stetig Durchhalteparolen ins Mikro hauchenden Mangel an Profil. Symptomanisch erscheinen da vor diesem Hintergrund die blassen Rollen von Michael Ironside, Moon Bloodgood oder Anton Yelchin
(als Kyle Reese), die im Rahmen ihrer Möglichkeiten zwar halbwegs bemüht wirken, austauschbarer aber nicht sein könnten. Gipfeln tut dies in dem Charakter von John Connors Frau Kate, gespielt von der nahezu unbekannten Bryce Dallas Howard, die ein paar wenige Sätze zum Besten geben und ansonsten lediglich ein paar Male im wahrsten Sinne des Wortes bedeutungsschwanger in die Kamera schauen darf.
Deutlich besser schlägt sich da schon Sam Worthington in der Rolle des Marcus, der seinem Charakter noch am ehesten (letztlich auch rollenbedingt) eine etwas facettenreichere Form zu geben weiss, wenngleich dieser auch und gerade im Finale drehbuchbedingt eben die Harmlosigkeit der Terminatoren und insbesondere die von SkyNet schmerzhaft zum Höhepunkt gereifen lässt, die sich den kompletten Film über bis dahin schon nach und nach immer stärker herauskristalisiert hatte.
"Terminator Salvation" fehlt nicht nur das Herz - ihm fehlen vor allen Dingen die Zähne. Dennoch (oder gerade deswegen?) legte man offensichtlich viel Wert auf eine sehr düstere Atmosphäre - und genau solche Gegensätze wirken immer wieder sperrig.
Die Terminatoren sind zahlreich, lassen die zweckdienliche, schnelle Härte & Konsequenz im Vergleich zu den anderen Filmen aber nahezu komplett vermissen. Wo einstmals reine Notwendigkeit & die Programmierung zur nachhaltigen Auslöschung das Handeln bestimmten, werden nun Ringerqualitäten an den Tag gelegt. Die einleitende Actionsequenz, in der man sich mitten im Geschehen und bei einem - aus dessen Innerem gefilmten - Hubschrauberabsturz beinahe direkt auf dem Rücksitz wähnt, gibt eine beeindruckend innovative Marschrichtung vor, welche mit einer im Mittelteil des Films stattfindenen, ebenfalls zentralen Actionszene beinahe wieder ad absurdum geführt wird, da diese freilich ebenfalls recht beeindruckend eingefangen wurde, sich in ihrer inhaltlichen Darstellung sowie generellen Machart allerdings derart auffällig bei den
"Transformers" bedient, dass man sich zurecht fragt, ob dies wohl zu einer Anklage wegen Urheberrechtsverletzungen seitens Michael Bay geführt haben könnte.
SkyNet wird dem Zuschauer nach wie vor als die ultimative Menschheitsbedrohung präsentiert, und im Finale spaziert der Widerstand in der Höhle des Löwen ein und aus, kann Gefangene befreien und Sprengsätze legen, was man dann mit der mehr oder minder geschickten "Storyerweiterung" aufwiegt, dass der Supercomputer nicht einem einzelnen Standort, sondern vielmehr einem weltweiten Netzwerk zugeordnet werden muss.
Mehr noch: Dem einstmals so bedrohlich-unnahbaren, gesichts- & gestaltlosen Supercomputer auf unaufhörlichem Menschheitszerstörungskurs gibt man hier gar das Antlitz der hübschen Helena Bonham Carter (leider verschenkt) und attestiert ihm laut Skript nicht einmal mehr die Fähigkeit, seine eigenen Infiltrationseinheiten bei Laune zu halten.
Nun gesteht man dem Action- wie auch dem Sci-Fi-Genre natürlich ein paar Ungereimtheiten & Vereinfachungen zu, ab einer gewissen Anhäufung muss es den Gesamteindruck dennoch zwangsläufig trüben. Im direkten Vergleich mit einem gut ausgearbeiteten Script wie dem von
"Terminator 2" wirkt die Geschichte von
"Terminator Salvation", die für einen halbwegs erfahrenen Kinozuschauer nun so rein gar keine Überraschungen mehr bereitzuhalten wusste, geradezu langweilig & schlicht. Letzten Endes landet man also doch wieder bei
Style over substance, einem Trend, der mittlerweile scheinbar nicht mehr aufzuhalten ist: Das Geschehen ist imposant in Szene gesetzt, die Actionszenen bildgewaltig, der Sound druckvoll, es ist im Prinzip alles da - und der entstandene Einheitsbrei schmeckt dennoch fad, weil die Mischung der Zutaten entweder zu beliebig geraten oder in falschen Verhältnissen zusammengeführt wurde und die entscheidende Würze, das ausgefeilte, stimmige Drehbuch, immer öfter sträflich vernachlässigt wird.
Was bei einem derartigen Budget (welches der Streifen weltweit betrachtet zwar wieder eingespielt hat, dabei aber durchaus hinter den Erwartungen einiger beteiligter Geldgeber deutlich zurückblieb, weshalb ein fünfter & sechster Teil längst noch nicht gesichert sind) schon paradox wirkt, weil man sich unweigerlich fragt, ob für dieses Kernstück eines jeden Films nicht doch etwas mehr finanzielle Mittel respektive Zeit für die Ausarbeitung zur Verfügung stehen sollten.
"The same procedure as every major blockbluster, McG"
Wem die nun folgenden beschriebenen Ereignisse auf irgendeine Weise überaus bekannt vorkommen sollten, ohne den Kontext dem entsprechenden Präzendenzfall wirklich zuordnen zu können, der denkt höchstwahrscheinlich unbewusst an
Stirb Langsam 4.0 - dort hat sich die Entstehungsgeschichte der Freigaben & Zensuren nahezu genauso zugetragen (mit ein bis zwei kleinen, wenn auch feinen Unterschieden bei gewissen Details).
Grundsätzlich steht ein Film bzw. die Geldgeber umso mehr unter dem Druck, eine möglichst breite Publikumsmasse anzusprechen, desto teurer das ganze Drehvergnügen war. Insbesondere dann, wenn man einen im Prinzip äusserst zukräftigen Titel führt. Im Vorfeld von
"Terminator Salvation" gab es bereits über ein Jahr vor dem Kinostart erste Diskussionen darüber, ob der Streifen, ganz in der Tradition seiner drei Vörgänger, ein R-Rating oder das wesentlich lukrativere PG-13 erhalten sollte/würde. Der erste Kommentar seitens des Regisseurs dahingehend lautete (Zitat):
"Sie gaben mir den Segen den Film zu machen...und wenn es ein R-Rated Film wird, dann ist das eben so."
Das war anno 2008. Im Frühjahr 2009 bei einem Auftritt auf der WonderCon sah das schon anders aus: Dort gab McG an, dass Warner Brothers mittlerweile auf ein PG-13 bestehen würde und ihn angewiesen hatte, eine Oben-ohne-Szene von Moon Bloodgood zu schneiden (die der Regisseur allerdings nur äusserst ungern aus dem Film entfernen wollte). Und obgleich noch keine Gewaltzensuren erwähnt wurden, konnte man doch langsam aber sicher davon ausgehen, dass es auch solche Inhalte treffen würde.
Schliesslich wurde das von Distributor Warner angestrebte Rating offiziell, und das merkwürdig handzahme, "abschliessende" Statement von McG dazu lautete wie folgt (Zitat):
"Wir drehten einen R Film, und am Ende des Tages erkannten wir, dass uns die Kürzung einer Einstellung vom Marcus-Charakter, in welcher er einen Schraubendreher durch die Schulter einer dieser Goons sticht, ein PG-13 garantieren würde. Wir dachten 'Nun, es wäre doch lächerlich, es den Kindern (Originalzitat!) deswegen schwer zu machen, diesen Film zu sehen.' Wir wurden inspiriert von 'The Dark Knight', der ein PG-13 bekam und dabei ein Film ohne jeden Kompromiss war. Also nahmen wir das Rating das wir hatten und machten weiter. Wir mussten nie auf ein bestimmtes Rating hin konzipiert drehen."
Letzteres zumindest stimmt, soweit ersichtlich wurde tatsächlich kein zusätzliches/alternatives Material für den Erhalt der PG-13 Freigabe gedreht. Allerdings war es mit der Entfernung der besagten "Schraubendreher-Szene" sowie der Oben-ohne-Szene von Bloodgood - welche im Übrigen ebenfalls wieder in den DC integriert wurde und
NICHT nur in den Extras zu bewundern ist, wie es McG einstmals angekündigt hatte - für die Zusicherung des PG-13 längst nicht getan, wie der folgende Schnittbericht aufzeigen wird. Tatsächlich lassen sich roundabout ein Dutzend reine Zensurschnitte ausmachen, bei denen unter anderem eben auch blutige Einschüsse entfernt oder generell recht intensive Gewaltdarstellungen in guter, alter "MPAA-Manier" durch die Trimmung einiger Einzeleinstellungen etwas abgemildert wurden. Davon ab wurden auch ein paar kleinere Handlungsszenen wieder in den Film integriert, die dem einen oder anderen Sachverhalt (Beziehungen zwischen Ashdown & Connor, Blair & Marcus sowie Connor zu seiner Mutter bspw.) jeweils ein wenig mehr Tiefe verleihen
(sollen).
Alles in allem muss man konstatieren, dass die Ursprungsfassung von
"Terminator Salvation" gegenüber der Kinofassung keinen markant höheren Härtegrad geschweige denn handlungstechnischen Mehrwert aufweist. Davon ab ist die "Nacktszene", sofern man diese überhaupt schon so bezeichnen kann, als Grund für eine vermeintlich höhere Freigabe ein schlechter Scherz, man sieht im Prinzip fast
gar nichts. Bleibt also die berechtigte Frage, ob man diese Situation nicht auch mit einem kleinen Blurr-Effekt oder dem Entfernen der "anstössigsten" Frames hätte bereinigen können, anstatt gleich alleine an dieser Stelle eine knappe Minute Filmmaterial wegzuschneiden.
Letztlich machte die editierte Fassung schon nicht wirklich den Eindruck, als wäre sie vor den zensurellen Eingriffen deutlich gewalttätiger gewesen, mit der Sichtung der Wunschfassung des Regisseurs bestätigt sich diese Vermutung dann auch entsprechend. Die Erweiterungen in den jeweiligen Bereichen sind nett, ein in irgendeiner Weise anderer Film wird dieser dadurch freilich nicht. So gilt abschliessend wie so oft: Wem schon die Kinofassung gut gefallen hat, der wird vom Director's Cut noch begeisterter sein. Wenn einem dagegen die KF schon nicht so recht zugesagt hat, wird auch der DC kaum etwas daran ändern.
Letzterer wird - soweit bekannt - weltweit
ausschliesslich auf Blu-Ray Disc veröffentlicht, DVD-Versionen werden lediglich die Kinofassung enthalten. In Deutschland sind sowohl Kinofassung als auch Director's Cut FSK 16-geprüft (weshalb die dt. Blu-Ray auch die entsprechende Freigabe für beide Fassungen trägt), in Grossbritannien bspw. sind
BEIDE Fassungen ab 12 Jahren freigegeben - jene Freigabe, welche hierzulande seinerzeit schon für die
Kinofassung von der FSK verweigert wurde (ähnlich wie es bei der Kinofassung von Stirb Langsam 4.0 bspw. auch der Fall gewesen ist).
Die Laufzeitenangaben der beschriebenen Szenen beziehen sich auf die Kinofassung.
Der restliche Lauflängenunterschied resultiert aus der Auf- oder Abrundung einzelner beschriebener Szenen auf ganze bzw. halbe Sekunden.