Der Name Ovidio G. Assonitis läßt das Herz des Hardcore-Horrorfans durchaus höher schlagen, inszenierte er doch den schmucken EXORZISTEN-Klon VOM SATAN GEZEUGT und den in Deutschland beschlagnahmten Slasher MADHOUSE - PARTY DES SCHRECKENS. Berüchtigt ist auch die Entstehungsgeschichte von PIRANHA II - FLIEGENDE KILLER: ursprünglich wollte Assonitis den Film (nach seinem eigenen Drehbuch) selber drehen, dann übergab er aber aus verschiedenen Gründen dem eigentlich nur für die Special-Effects engagierten James Cameron die Regie. Dennoch mischte sich Assonitis ständig in den Drehprozess ein (womöglich, weil der Großteil der Crew aus Italienern bestand, die wenig englisch sprachen), wobei er letztendlich Cameron verbot, die Aufnahmen zu sichten oder gar zu schneiden. Als die Produzenten dann in Cannes waren, brach Cameron Gerüchten zufolge in den Romer Lagerraum ein und schnitt den Film nach seiner Vorstellung zusammen. Er wurde allerdings dabei erwischt und Assonitis fertigte dann den endgültigen Schnitt an, so wie er heute zu sehen ist. Was dabei heraus kam, dürfte jedem Filminteressierten mittlerweile bekannt sein.
Ende der 1980er Jahre war dann die Hochphase von Assonitis Schaffen, der sich überwiegend aufs Produzieren beschränkte, und es kamen so nette Timewaster wie AMOK TRAIN oder der Dudikoff-Flick MIDNIGHT RIDE dabei heraus. Zur selben Zeit entstand auch dieser vorliegende Film, der eines ganz sicher nicht ist: beliebig! Nach dem Drehbuch von Graeme Whifler (der danach DR. GIGGLES schrieb) inszenierte Regie-Debütant Robert Martin Carroll (der danach nur noch einen einzigen Streifen drehte) einen wilden Mix aus allerlei Zutaten, der in keine bekannte Schublade passt. In erster Linie vielleicht tiefschwarze Comedy wird uns die abenteuerliche Geschichte einiger homosexueller Schwerverbrecher präsentiert, wobei der Hahn im Korb - Slue (großartig: Paul L. Smith) - die Erziehung eines bei einem Überfall erbeuteten Babys übernimmt. Eigentlich hätte Slue den Balg gerne verkauft, aber seine angetraute Pearl (göttlich: David Carradine!) wünschte sich immer ein Kind. So darf der Sonny Boy getaufte Junge seine Kindheit im Getreidesilo verbringen, verliert erst seine Zunge (nettes Geschenk zum 6. Geburtstag), dann seine körperliche Empfindlichkeit (durch die allseits beliebte Feuertaufe) und entwickelt sich mit der Zeit zu einem hungrigen, seelisch zurückgebliebenen jungen Mann, der schließlich von Slue für allerlei blutige Aufträge eingesetzt wird.
Wie bereits erwähnt, entzieht sich SONNY BOY (O-Titel) der gängigen Katalogisierung. Hervorzuheben sind die durchweg gelungenen Darstellungen von Paul L. Smith, David Carradine und Brad Dourif (als ausrangierter Lover, der aber immer noch zur Familie gehört und bei dem die verschiedenen Epochen durch wilde Frisuren erkennbar sind: anfangs noch als Hippie, später mit modischem Kurzhaarschnitt, bis zum Schluß der Punk die Welt regiert), die allesamt mit spürbaren Spaß an der Sache sind. Eine Dramaturgie sucht man vergebens, Action ist auch eher wenig vorhanden, dafür werden die wenigen Einlagen durch Peckinpah'sche Zeitlupen-Montagen durchaus sehenswert aufgelockert. Die prinzipiell brutale Geschichte wird onscreen nicht mit wilden Bluteinlagen gespickt, sondern es wird bei Andeutungen belassen. Dadurch bleibt es in der Summe ein doch eher mittelmäßiger Film, der aufgrund seiner absurden Grundidee und der kruden Umsetzung dennoch einen Blick wert ist.
Nun ist es so, dass zensurtechnisch der Film keinen leichten Stand hatte. In den USA wurde für ein Rating R die Schere großzügig angesetzt. Die NL-Fassung ist übrigens identisch mit der R-Rated-Fassung. Aber auch in der Deutschland wurde der Film geschnitten, und das nicht zu knapp. Über 5,5 Minuten wurden entfernt, damit ein FSK-18-Siegel vergeben wurden konnte. Verglichen wurde hier die deutsche DVD (One World, FSK 18 - identisch mit der VHS von VPS) mit der unzensierten britischen VHS (Video Entertainment, BBFC 18). Die Bilder wurden alle auf die gleiche Weise bearbeitet und entsprechen nicht der Original-Qualität.
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Die Schrifteinblendung der Produktionsfirma und "an Ovidio G. Assonitits Production" .
( 11 Sek. )
22:03 Min.
Slue schneidet Sonny Boy an seinem 6. Geburtstag die Zunge heraus. Ab der Einstellung des herausgezogenen Messers ist geschnitten: Slue schneidet (im Off), Blut spritzt auf sein Hemd. Gegenschnitte auf Pearl und Weazel. Der Monolog von Sonny Boy ist in der DF vorher zu hören, in der OF ist er in den geschnittenen Szenen unterlegt. Nur in der OF allerdings erzählt er, dass Pearl seine Zunge in den Kühlschrank legt und dann den Kuchen serviert. Außerdem fehlt auch noch ein Kommentar von Weazel, der abschließend noch sowas wie "Jeez, he shed no tears!" sagt.
( 30,5 Sek. )
22:27 Min.
Slue zieht den 12jährigen Sonny Boy an einem Seil hinter dem Auto her. Hier fehlt eine nähere Einstellung des hinterherschleifenden Sonny Boy und ein weiterer Zwischenschnitt auf Pearl
( 7,5 Sek. )
31:02 Min.
Sonny Boy killt den Bürgermeister. Als er mit blutverschmierten Gesicht in den Spiegel schaut, fehlt: das Ende dieser Einstellung, in der er sich noch genauer im Spiegel betrachtet. Dann eine Nahaufnahme seines blutigen Gesichtes, daß er sich dann sauber wäscht. Die DF setzt hier ein, als es vom Blut gereinigt ist.
( 45,5 Sek. )
49:53 Min.
Sonny Boy beißt Weazel den Daumen ab (in der DF nur zu vermuten). Es fehlt: Weazel schaut seine verstümmelte Hand an und schimpft, Gegenschnitte auf Sonny Boy, der den Daumen im Mund hat (Nahaufnahme) und sich wie ein Hund freut.
( 16,5 Sek. )
51:42 Min.
Weazel und der andere Freund präsentieren Sonny Boy der Dorfbevölkerung. Geschnitten ist ab der Nahaufnahme von Sonny Boys Gesicht. Es fehlt, wie er sich noch den abgebissenen Daumen von Weazel in den Mund steckt und darauf herumkaut. Es fehlen ebenfalls die Zwischenschnitte der besorgt dreinblickenden Bevölkerung, sowie Sonnys innerer Monolog.
( 22 Sek. )
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52:05 Min.
Nachdem der tote Goldsucher vom Sheriff und dem Arzt gefunden wurde, fehlt: Sonny liegt auf dem Boden in seinem Verschlag, Weazels abgebissener Daumen als Kette an seinem Hals ist deutlich zu sehen. Slue kommt herein, zerrt ihn an den Haaren hoch, beschimpft ihn und fragt ihn, woher er das "Souvenir" (Daumen) hätte. Schließlich reißt der den Daumen von Sonnys Hals und wirft ihn zu Boden. Pearl kommt hinzu und beruhigt Slue. Beide gehen hinaus und Sonny hebt den Daumen wieder auf und befestigt ihn an seiner Hose, bevor die DF wieder einsetzt
( 86 Sek. )
55:21 Min.
Das Pärchen auf dem Motorrad verfolgt den umherstreifenden Sonny und jagt ihn mit dem Messer. Nach dem ersten Schnitt fehlt, wie er sich das Blut an der Hand betrachtet und das Pärchen erneut auf ihn zujagt. Sie treffen wieder, jubeln und Sonny sinkt auf die Knie. Die DF setzt erst wieder ein, als er sich aufrappelt.
( 31 Sek. )
64:37 Min.
Im Haus des Mädchens mit dem "Dolphins"-Shirt. Nachdem er die Kekse in den Mund gesteckt hat, fehlt, wie er Weazels Daumen dem Mädchen anbietet, sowie ihr angeekelter Blick und ihr Kommentar "Oh, that`s nice!"
( 13 Sek. )
67:38 Min.
Die bewaffnete Dorfbevölkerung stellt Sonny in der Scheune. Hier fehlt zuerst: eine Rückenansicht der vorrückenden Bevölkerung. Ein Junge schlägt Sonny mehrmals mit einem Knüppel, der liegt - seinen Kopf schützend - auf dem Fenstersims. Es fehlen ebenfalls Zwischenschnitte der anfeuernden Menge
( 17 Sek. )
67:43 Min
Nach dem Zeitlupensprung und dem darauffolgenden Gegenschnitt auf die erschrockende Meute fehlt weiter, wie er sich den Weg durch die Menge freikämpft, wobei immer wieder Nahaufnahmen von blutigen Bißwunden und seine blutige Fresse zu sehen sind
( 20 Sek. )
82:36 Min.
Pearl wird erschossen. Hier fehlt: Sie sinkt zu Boden, wird weitergetroffen und windet sich schließlich in Zeitlupe im Kugelhagel. Die Zwischenschnitte der Schießenden fehlen ebenfalls
( 25 Sek. )