Als im Jahr 2014 ein Actionfilm namens John Wick mit Keanu Reeves in der Hauptrolle in die Kinos kam, wusste im Vorfeld niemand so recht etwas damit anzufangen. Reeves ist gefühlt schon ewig im Hollywood-Business unterwegs und hatte nach diversen Erfolgen wie den Bill & Ted-Filmen oder Speed seinen Megastar-Status mit der Matrix-Reihe rund um die Jahrtausendwende endgültig zementiert. In den Jahren 2003 bis 2013 kam jedoch nur wenig Brauchbares, von Street Kings mal abgesehen, wobei man sich dort schon damit schwer tun konnte, Reeves die Rolle als hartgesottenem und kompromisslosem Typen abzunehmen.
Seit John Wick tut das niemand mehr. Mit herrlich subtiler Ironie wird die Figur des aus Rachegründen vom Ruhestand zurückkehrenden Profikillers zur Legende mit unglaublichen Fähigkeiten hochstilisiert, die auch innerhalb der geheimen Gemeinschaft aus unterschiedlichsten Killerkollegen unumstritten sind. Gemischt wird das Ganze mit einer wunderbar dynamischen Bildästhetik, vielen Schießerei- und Kampfeinlagen und einem enorm hohen Bodycount, der ziemlich grafisch zustande kommt. Insofern überraschte die milde FSK-Freigabe ab 16 Jahren sehr.
Aber es gibt von allem eine Steigerung und die kommt in Form von John Wick: Kapitel 2 mit Ansage. Schon die ersten zehn Minuten zeigen ganz klar, wie entschlossen John ist, wenn er ein Ziel erreichen will und er dabei nicht abwägt, was auf dem Weg dahin alles kaputt geht. Doch all diesen heftigen, von Tod und Zerstörung geprägten Auseinandersetzungen steht der Regelkodex der Killergemeinschaft gegenüber, der ihn zwingt, sich abermals die Finger schmutzig zu machen. Ein Blutschwur eines machtbesessenen Mafiosos lässt ihm keine Wahl und nach Einlösung auch keine Ruhe, denn als loses End soll er beseitigt werden. Dass das nach hinten los geht, hätte man sich bei John Wick wohl denken können. Und so gibt es noch mehr Tote als beim Erstling und ausgewalztere Kämpfe ebenso, wobei man nicht vergisst, auch die mythische Unterwelt mit weiteren Charakteren (u.a. Laurence Fishburne) anzureichern. Für manche war das vielleicht stellenweise too much, die meisten feiern das Sequel als gelungene Fortführung und freuen sich auf Teil 3 und mögliche Beiprodukte wie die angekündigte TV-Serie The Continental rund um die Edelhotel-Kette für Killer.
In Deutschland lief es für John Wick: Kapitel 2 erneut erfreulich rund. Zwar zückte die FSK diesmal die "Keine Jugendfreigabe"-Einstufung, aber dafür in ungeschnittener Form. Ärgern müssen sich Kunden in England. Lief das Werk dort schon in den Kinos zugunsten der niedrigeren BBFC 15-Freigabe nur geschnitten (wir berichteten), entschied sich der Rechteinhaber auch für die Heimkinoauswertungen zu einem kontroversen Weg. Die zensierte Kinofassung kam dort nämlich sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray heraus (sonst erwischt es meist nur die DVD), während man offenbar dem noch recht neuen Format 4K UHD-Blu-ray einen Push geben wollte und die ungeschnittene BBFC 18-Fassung nur dort auf den Silberling presste.
Angesichts der Zensuren, die keine Actionmomente betreffen, mag das im Falle dieses Films wohl noch recht verschmerzbar erscheinen, allerdings ist diese künstliche Verknappung zugunsten bestimmter Veröffentlichungsformen eine für Filmfans nicht zu Unrecht als Gängelung empfundene Entwicklung. Exklusiv auf eine bestimmte Art von Edition oder Vertriebsweg beschränkte Fassungen sind wenig kundenfreundlich und sorgen stets für kritische Stimmen (man nehme auch den kürzlichen Aufschrei zum nur digital erhältlichen Extended Cut von Fast & Furious 8), werden sich aber auch in Zukunft wohl nicht vermeiden lassen.
Verglichen wurde die geschnittene, englische BBFC 15-DVD (von Warner Home Video) mit der ungeschnittenen R-Rated-Blu-ray (von Summit / Lionsgate).
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