Verglichen wurde
Justice League (Kinofassung) mit
Zack Snyder's Justice League (Director's Cut / "Snyder Cut").
Betrachtet man den Film nun vergleichend in beiden Versionen, wird zunächst klar, dass ein klassischer Schnittbericht keinen Sinn ergibt. Wir haben ihn deshalb in groben, storyentscheidenden Blöcken betrachtet und die relevanten Abweichungen beschrieben sowie auffällige Einzelaspekte dargestellt.
Die Entstehungsgeschichte von Justice League
Justice League wurde als fünfter Film des DC Extended Universe produziert und in Deutschland im November 2017 im Kino veröffentlicht. Es sollte der erste Höhepunkt des Franchises werden, entsprechend hoch waren die Erwartungen und der Druck - vor allem, wenn man sich den enormen Erfolg der Marvel-Konkurrenz mit den Avengers vor Augen führt. Im Mai 2017 gab Regisseur Zack Snyder ein halbes Jahr vor Kinorelease bekannt, dass er nach einem Familienunglück die Arbeiten an Justice League selbst nicht beenden wird. Der Hauptdreh startete im April 2016 und endete im Oktober 2016, danach war Snyder mit der Post-Produktion beschäftigt. Zur der Zeit gab es bereits einen Rohschnitt, den Snyder auch im engeren Kreis gezeigt haben soll. Joss Whedon sollte laut damaligem Report nur ein paar zusätzliche Szenen schreiben, die Snyder noch nachdrehen wollte. Nach oben genanntem Vorfall übernahm Whedon dann aber auch den Dreh dieser Szenen und die komplette Fertigstellung des Films. Er arbeitete also wohl schon vor Snyders Ausstieg etwas an Justice League mit und sollte helfen, Snyders Vision zu beenden.
Während es von offizieller Seite erst hieß, die Nachdrehs würden minimal sein und das meiste wäre das Material vom Hauptdreh, kam wenig später die Meldung, dass sich die Reshoots über zwei Monate erstrecken und umfangreicher sein sollen als die Öffentlichkeit ahnte (was Ende Juli 2017 nochmals berichtet wurde). Auch hier wurden die Fans erst beruhigt, das liege nur an den vollen Terminkalendern der Darsteller. Tom Holkenborg (Junkie XL) wurde in diesem Zuge durch Danny Elfman ersetzt, der einen komplett anderen Soundtrack komponierte. Und auch insgesamt wurde der Film durch Whedon vom Grundton her noch weniger düsterer. Zudem wurde das Ende geändert (ursprünglich als Cliffhanger geplant, da Justice League 2012 als Zweiteiler angekündigt wurde).
War Joss Whedon nur Notersatz oder wurde Snyder gefeuert?
Es wurde später berichtet, dass Snyder von Warner in Wirklichkeit gefeuert worden sein soll, weil sein Film "unansehbar" gewesen sei (was nicht unbedingt "schlecht" bedeuten muss, sondern auch einfach "nicht den Vorstellungen des Studios“ entsprechen konnte, wie z. B. "doch noch zu düster" oder etwas anderes) und man spekulierte, dass Warner in der Familientragödie nur eine Entschuldigung gesucht haben könnte, um diesen Umstand und Regisseurswechsel der Öffentlichkeit zu erklären.
Als der Film im November 2017 schließlich in die Kinos kam, machte sich die, aufgrund des ganzen Chaos schon befürchtete Ernüchterung breit: ganze Charaktere wurden herausgeschnitten, die Handlung geändert (das Ende wie schon erwähnt ebenfalls), Elfmans Soundtrack blieb meist eher blass (wie er später zugab, musste er auf Storyboard-Bilder komponieren) und es gab ein paar "Whedon-typische Comedyeinlagen".
Von "er soll helfen, Snyders Vision zu beenden" blieb also in Wirklichkeit am Ende kaum noch etwas übrig, auch wenn kurz vor Kinostart vom Produzenten Charles Roven noch zu hören war, dass etwa 80-85 % der Kinofassung von Snyder wären und in der Zeit noch große Pläne für das DC Extended Universe (DCEU) geschmiedet wurden, etwa mit der Fortsetzung zu Justice League, sowie Einzelfilmen zu Batman mit Ben Affleck, The Flash, Cyborg und Green Lantern Corps.
Mageres Kinoeinspiel und wütende Fanbase: #ReleaseTheSnyderCut
Aber was blieb den Beteiligten auch bis zum Filmrelease anderes übrig zu sagen, stand doch jede Menge Geld auf dem Spiel bei geschätzten Produktionskosten von $300 Mio.? Vor allem nachdem Batman v Superman im Kino nicht so viel einspielte, wie es sich die Studiobosse von Warner Bros. erhofft hatten ($873 Mio. anstatt der wohl gewünschten über $1 Mrd.), nahmen sie die Kritiken an, von denen einige beanstandeten, dass der Film zu düster und zu ernst sei. Man erwartete wohl einen „leichter“ zu konsumierenden Film wie die meisten anderen Comicverfilmungen. Mehr Gags zur Auflockerung und eine etwas hellere Grundstimmung. So wuchs der Druck auf Zack Snyder für den nachfolgenden Justice League; das Studio erwartete etwas anderes als beim Vorgänger. Dieser Film musste es rausreißen. Das tat die Kinofassung aber nicht, man blieb beim Einspiel sogar noch hinter Man of Steel (2013) und Suicide Squad (2016) zurück.
Der Film war bei weitem nicht so erfolgreich wie erhofft, Ben Affleck wollte nicht mehr Batman sein, die Fortsetzung und die Einzelfilme wurden erstmal auf Eis gelegt und Warners/DCs Plan, pro Jahr drei Filme ins Kino zu bringen wie Konkurrent Marvel Studios, starb ebenso. Schnell wurden jedoch Stimmen laut, die Snyders Filmfassung veröffentlicht sehen wollten. Neben einer Fanpetition mit am Ende fast 180.000 Unterschriften unterstützten auch Cast- und Crewmitglieder wie Fabian Wagner (Cinematographer), Ciaran Hinds (Steppenwolf), Jason Momoa (Aquaman), Ray Fisher (Cyborg), Gal Gadot (Wonder Woman), Ben Affleck (Batman) und weitere mit ihrem Support den Wunsch. Zack Snyder veröffentlichte auch immer wieder neue Behind-the-Scenes-Fotos. Die "#ReleaseTheSnyderCut"-Fanbewegung setzte sich auch Jahre intensiv für eine Veröffentlichung der Ursprungsversion ein, indem sie u.a. bei der Comic-Con 2019 Billboards und Werbung an Bushaltestellen schaltete.
Es wurde von verschiedenen Personen bestätigt, dass der "Snyder Cut" existiert, laut Claims Zack (Concept Artist) hat Snyder alle Szenen, bis auf die paar geplanten Reshoots, damals abgedreht, nur die visuellen Effekte waren noch nicht alle fertig. Jason Momoa gab auch mehrmals an, den Cut bei einem Treffen mit Snyder gesehen zu haben (hier und hier). Außerdem bestätigte Junkie XL, dass sein Soundtrack zum Film komplett fertig sei und die VFX-Supervisors John Desjardin und Bryan Hirota gaben im November 2019 an, dass viele visuelle Effekte ebenfalls erstellt seien.
Believe the Hype: Snyder, Cast & Crew machen Fans den Mund wässrig
Ende November 2019 wurde berichtet, dass Whedon rund 80 Drehbuchseiten nachdrehte, was der Faustregel nach etwa 80 Minuten von der mit 120 Minuten ohnehin recht kurzen Kinofassung wären. Die kurze Laufzeit der Kinofassung schien ohnehin Snyder-untypisch, liefert er doch gerade bei seinen Comicverfilmungen gerne sehr lange Werke ab [Man of Steel: 143 Min., Batman v Superman: 152 Min. (Kino)/183 Min. (Ultimate Cut), Watchmen: 162 Min. (Kino)/186 Min. (DC)/215 Min. (Ultimate Cut)] und besonders, wenn es mit Aquaman, The Flash und Cyborg gleich drei Hauptcharaktere gibt, die neu eingeführt werden müssen und vorher keine Solofilme bzw. Backstory bekamen.
Auch zu einer Veröffentlichung vom "Snyder Cut" auf Warners im Mai 2020 an den Start gehenden Streamingdienst „HBO Max“ gab es Gerüchte. Anfang Dezember 2019 veröffentlichte Zack Snyder schließlich ein Foto von Filmdosen mit der Aufschrift "JL Director's Cut, Running Time: 214" und bestätigte nochmals persönlich die Existenz seiner Originalfassung. Über die Laufzeit von über drei Stunden bzw. haargenau 214 Minuten wurde übrigens schon 2017 und im März 2019 berichtet. Wie er schrieb, handelt es sich bei der langen Laufzeit auch nicht um eine Rohschnittfassung, denn die ging etwa fünf Stunden.
Chris Terrio (Autor) gab in einem Interview zu Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers auf Nachfrage an, dass er noch nichts dazu sagen könne, es aber noch tun werde. Laut Fabian Wagner (Cinematographer) waren nur 10 % der Kinofassung tatsächlich von Snyder gedreht, alles andere seien die neugedrehten Szenen von Whedon. Das ist das komplette Gegenteil von dem was Produzent Charles Roven kurz vor Kinostart damals sagte, der, wie oben bereits erwähnt, von 80-85 % sprach, die von Snyder seien.
Die Veröffentlichung von Zack Snyder’s Justice League
Warner Bros.‘ eigener Streamingdienst „HBO Max“ ging am 27. Mai 2020 in den USA an den Start. Nachdem sich einige Tage vorher die Berichte auf diversen Filmseiten häuften, die aus verschiedenen Quellen von einer baldigen Ankündigung von Zack Snyders Ursprungsfassung erfahren haben wollen, wurde diese am 20.05.2020 nach zweieinhalb Jahren des Wartens endlich offiziell bestätigt.
Denn wie Zack Synder nach der Man of Steel-Watchparty in einem Q&A, an dem auch Henry Cavill teilnahm, auf seinem Vero-Profil bekanntgab, sollte der "Snyder Cut" 2021 bei „HBO Max“ zu sehen sein. Wie Hollywood Reporter damals berichtete, sollten bis dahin die Effekte sowie die restliche Postproduktion fertiggestellt werden. Es wurden laut dem Bericht zusätzliche Kosten zwischen 20 und 30 Mio. Dollar erwartet, einige Monate später sprach The Wrap sogar von $70 Mio.
Bei der Ankündigung im Mai 2020 wurden Nachdrehs für neue Szenen noch strikt verneint. Ende September 2020 wurde dann jedoch berichtet, dass Zack Synder mindestens mit Ben Affleck, Gal Gadot, Ray Fisher und Jared Leto doch etwas nachdrehte. Wie er in einem Interview enthüllte, handelte es sich dabei um ca. vier bis fünf Minuten an Material: wie sich herausstellen sollte, eine weitere „Knightmare-Szene“, die es in anderer Form schon in Batman v Superman zu sehen gab. Geplant war erst, den Film als vierteilige Miniserie mit je ca. einer Stunde Laufzeit zu veröffentlichen. Der Plan wurde dann jedoch verworfen und der Titel doch als durchgängiger Film herausgebracht, jedoch eingeteilt in sechs Kapitel samt Epilog.
Der Snyder Cut: Wesentlich länger und ein bisschen brutaler
Was man also erwarten konnte: der "Snyder Cut" würde nicht einfach nur eine stark verlängerte Filmfassung, sondern mit total anderer Musik, teilweise neuen Charakteren und vielen neuen und anderen Handlungssträngen ein komplett anderer Film werden. Man durfte gespannt sein.
In den USA startete der als Zack Snyder’s Justice League betitelte Director’s Cut am 18.03.2021 auf „HBO Max“ und in Deutschland am gleichen Tag bei Sky Cinema (inkl. Sky Ticket und Sky Q) als Stream. Während es in den Staaten, wie bei dem Ultimate Cut von Batman v Superman, erneut ein R-Rating von der MPA gab, vergab die FSK wie bei der Kinofassung und den meisten Comicverfilmungen eine Freigabe ab 12 Jahren. Sehr wahrscheinliche Szenen für das R-Rating sind der tote Superman mit dem Loch in der Brust, wie Wonder Woman einen der Terroristen gegen die Wand wirft und sein Kopf dort einen großen blutigen Fleck hinterlässt, Darkseids Kampf mit dem Green Lantern (dem er blutig die Hand abschlägt) und Ares in der Rückblende, sowie Steppenwolfs Tod. Und natürlich noch wegen ein paar Kraftausdrücken. Der noch 2019 mit 214 Minuten angeteaserte Director’s Cut wuchs aber doch noch weiter an: so betrug die Laufzeit am Ende 242 Minuten (PAL: 232 Minuten).
Genau ein Jahr nach dem US-Start von „HBO Max“ wird am 27.05.2021 eine deutsche, physische Veröffentlichung auf Blu-ray, 4K-UHD und DVD veröffentlicht werden, die es schon jetzt zum Vorbestellen gibt. Noch etwas zur deutschen Synchronisation: bis auf zwei Ausnahmen sind alle Sprecher aus der Kinofassung auch hier wieder an Bord. Nur Alfred (Jeremy Irons) wurde mit Lutz Riedel neu besetzt (in der Kinofassung war es noch Thomas Fritsch) und auf Commissioner Gordon (J.K. Simmons) ist nun Joachim Tennstedt anstelle von Jan Spitzer zu hören.
Auf „HBO Max“ wurde am 25.03.2021 noch eine Schwarz/Weiß-Fassung veröffentlicht, die Justice is Gray genannt wurde. Dort soll es auch am Ende eine leicht veränderte "Knightmare"-Szene geben, zumindest was den Joker betrifft. Ob diese Fassung auch ihren Weg zu uns auf die Heimkino-Editionen finden wird, ist aktuell noch unklar.
Die Unterschiede zwischen der Kinofassung (2017) und dem Director’s Cut (2021):
1. Die Musik:
Wie bereits oben erwähnt, unterscheidet sich die Musik vollständig zwischen den beiden Versionen. Tom Holkenborg, der bereits mit Hans Zimmer an dem Soundtrack von
Batman v Superman arbeitete, lieferte für den Director’s Cut eine Auswahl von 54 Tracks mit einer Laufzeit von 234 Minuten. Auch Zimmers „Flight“-Theme aus
Man of Steel greift er am Ende wieder auf. Für die Kinofassung fasste Danny Elfman 27 Tracks mit einer Laufzeit von 101 Minuten zusammen.
2. Das Bildformat:
Auch beim Bildformat gab es Änderungen. War die Kinofassung in 1,85:1 bzw. später im Heimkino in 1,78:1 zu sehen, schwirrten für den Director’s Cut zu erst andere Bildformate durch das Internet, auch von 1,66:1 war die Rede. Am Ende entschied sich Snyder aber für sein in dem Fall favorisiertes 1,33:1, weil es dem IMAX-Format (1,43:1) am nächsten kommt. Obwohl nicht mit IMAX-Kameras gedreht, wollte er sich damals die Möglichkeit offen halten, den Titel in IMAX-Kinos in eben jenem Format zu zeigen. Der Film war also schon ursprünglich mehr auf ein vertikales Format ausgerichtet, da Superhelden laut Snyder auch weniger zu der horizontalen neigen, außer wenn sie fliegen. Ob das Studio den Film damals aber auch so in die „normalen“ Kinos gebracht hätte, darf zumindest bezweifelt werden. Vermutlich hätten sie dafür und für das Heimkino dann eher auf ein Widescreen-Format bestanden.
Kinofassung: | Director’s Cut: |
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3. Die Handlung und Charaktere:
Zack Snyder gab im Juli 2020 bekannt, dass er keinen einzigen Frame nutzen wird, den er nicht selbst gedreht hat und somit keine von den nachgedrehten Joss Whedon-Szenen in seiner Fassung ist. Das bedeutet auch automatisch, dass alle Szenen, die in beiden Versionen von Justice League zu sehen sind, aus Zack Snyders Originaldreh aus dem Jahr 2016 stammen.
Aber was genau ist nun anders als in der Kinofassung?
Ziemlich viel. Zwar ist die Rahmenhandlung die gleiche, was bedeutet, dass Batman mit Wonder Woman ein Team zusammenstellt, Steppenwolf die Mutterboxen in seinen Besitz bringen will und der Hauptgegner der
Justice League ist, Superman wieder zum Leben erweckt wird und sie gemeinsam gegen Steppenwolf antreten. Der Weg dorthin ist jedoch ein völlig anderer.
Schon der Anfang unterscheidet sich grundlegend. Sehen wir in der Kinofassung zuerst eine Aufnahme von Superman, der ein kurzes Interview mit zwei Schulkindern über sein Zeichen und die Erde führt; danach eine Szene mit Batman, der sich mit einem Paradämon anlegt; sowie einige Aufnahmen von Auswirkungen von Supermans Tod auf Lois, Martha und weiteren (unterlegt mit dem Song „Everybody Knows“), zeigt Zack Snyder uns wie bereits bei
Batman v Superman erst eine Rückblende zum Ende des vorherigen Films. Man sieht hier also nochmal den Tod von Superman im Kampf gegen Doomsday, Lex Luthor in dem Raumschiff zusammen mit dem Hologramm von Steppenwolf und den drei Mutterboxen, sowie die Auswirkungen von Supermans Tod: Snyder fängt seine Todesschreie in Bildern ein, die von Cyborgs Wohnung mit der versteckten Mutterbox bis auf die verborgene Amazonen-Insel Themyscira und zum versunkenen Atlantis reichen, wo dadurch auch gleich die Mutterboxen aktiviert werden. Man erinnere sich hierbei auch an Luthors Worte im Gefängnis in
Batman v Superman, als er Batman erzählte, dass „er“ uns gefunden hat und kommt, jetzt wo der „Gott“ tot ist.
Kinofassung: | Director’s Cut: |
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Bruce Wayne/Batman macht direkt am Anfang der Kinofassung also Jagd auf einen Paradämon, in dem er die Furcht eines auf frischer Tat ertappten Einbrechers nutzt, um diesen anzulocken. Er weiß hier also schon über die Diener des Bösen Bescheid und kennt ihre Natur. Woher? Unklar. Nach einem kurzen Kampf gegen den Paradämon, vernichtet dieser sich selbst und hinterlässt neben jeder Menge grünem Blut auch ein Zeichen der drei Mutterboxen an der Hauswand. Der mittlerweile zahme Einbrecher gibt noch den Erklärbär für die Zuschauer und sagt, die Kundschafter aus dem All kommen, weil Superman tot ist.
Nur Kinofassung:
Während besonders Barry/The Flash und Victor/Cyborg in der Kinofassung relativ blass wirken und ihre Hintergrundgeschichten kaum bzw. nur sehr knapp beleuchtet werden, nimmt sich Zack Snyder ausreichend Zeit um die beiden neuen Charaktere einzuführen. So ist das Gespräch von Barry mit seinem Vater im Gefängnis länger und er trifft Iris West erstmals bei einem Vorstellungsgespräch für einen Job, die er auch gleich bei einem Verkehrsunfall mit Hilfe seiner Fähigkeiten retten muss. Der Humor ist insgesamt gesehen bei Snyders Version auch passender, besonders in den Szenen mit The Flash.
Nur Director’s Cut:
Auf Victors Vergangenheit wird nur in Zack Snyders Version näher eingegangen. Wir erfahren, dass er ein guter Football-Spieler war, sich für andere, benachteiligte Menschen einsetzte und die Beziehung zu seinem Vater kompliziert war. Auch sieht man, dass seine Mutter bei einem Autounfall gestorben ist. Bei dem Unfall, der auch fast sein Leben gekostet hätte und nach dem sein Vater Silas Stone eine Mutterbox einsetzte, um ihn zu retten. Teilweise Mensch und teils Maschine, muss er erst lernen, mit seinem neuen Körper und den Gefühlen klar zu kommen. Nach einem Gespräch mit seinem Vater fängt er an zu begreifen, zu was er als Cyborg nun im Stande ist (u.a. fliegen und digitale Netzwerke nach belieben ändern).
Nur Director’s Cut:
Auch Arthur/Aquaman profitiert mit einigen zusätzlichen Szenen in Snyders Director’s Cut. So wurde seine Szene mit Vulko in der Kinofassung komplett entfernt. Darin gibt es auch einen kurzen Ausblick auf den storymäßig nachfolgenden
Aquaman-Solofilm: Arthurs Halbbruder König Orm und sein versuchter Krieg mit den Menschen wird schon einmal erwähnt und er erhält von Vulko die Rüstung und den Dreizack seiner Mutter (in der Kinofassung bekommt er beides von Mera). In der Szene sehen wir außerdem eine Statue von König Atlan und dem legendären Dreizack des Poseidon in seiner Hand. Auch der spielt in
Aquaman eine entscheidende Rolle.
Nur Director’s Cut:
Durch Diana/Wonder Woman erfahren wir auch viel mehr über Darkseid, der komplett aus der Kinofassung entfernt wurde. Sie findet in einer verborgenen Kammer jahrtausendealte Wandgemälde von ihm und erzählt Bruce Wayne von seinem ersten Eroberungsversuch der Erde. In dieser Schlacht verbündeten sich die Menschen, Atlanter und Amazonen mit den olympischen Göttern und einem Green Lantern, um die übermächtigen außerirdischen Invasoren abzuwehren. Das gelingt auch, als Ares gegen Darkseid ordentlich austeilt und Zeus die Mutterboxen trennt. Die drei Mutterboxen bleiben beim Rückzug der Außerirdischen auf der Erde zurück und werden von jedem Volk aufbewahrt. Zack Snyder setzt diesen Rückblick gewohnt episch in Szene. In der Kinofassung ist das alles stark verkürzt bzw. durch andere Szenen ersetzt und anstelle von Darkseid sieht man Steppenwolf als Anführer der Invasoren.
Kinofassung: | Director’s Cut: |
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Bleiben wir direkt bei Steppenwolf. Die größte Änderung ist das andere Design. Während er in der Kinofassung „menschlichere“ Züge besitzt und seine Rüstung aus festem Material besteht (sein Helm sieht hier auch wie ein richtiger Helm mit Hörnern aus), lässt Snyder Steppenwolf durch sein Design bedrohlicher und außerirdischer wirken: er hat sieben Finger an den Händen, seine Rüstung scheint zu Leben, da die vielen kleinen Platten sich bewegen und wie Stacheln aufstellen können und sein Helm ist im Grunde eine Erweiterung der Rüstung, die sich um seine „Hörner“ legt. Seine Motivation kommt auch nur im Director’s Cut so richtig ans Licht. So will er die Erde für Darkseid erobern, um frühere Fehler wieder gut zu machen und nach Hause zurück zu dürfen. Seine Beziehung zu seinem „Boss“ Darkseid könnte man also als angespannt und schwierig bezeichnen. Er muss hier auf jeden Fall liefern und kann sich kein scheitern erlauben.
Wie bereits erwähnt, wurde Darkseid in der Rückblende zum ersten Eroberungsversuch der Erde in der Kinofassung durch Steppenwolf ersetzt. Hier ist seine Motivation in der Invasion also, es noch einmal zu versuchen und sich an den Bewohnern der Erde für seine Schmach zu rächen.
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Während dieser Rückblende sehen wir in der Kinofassung auch, wie sich die Erdbewohner in Paradämonen verwandeln. Sie werden als Kreaturen beschrieben, die sich von Furcht ernähren und diese wittern können. Auch am Ende wird das noch einmal aufgegriffen, als die Justice League Steppenwolf besiegen, ihn die Furcht befällt und er von seinen Paradämonen gepackt und durch das Wurmloch zurück in seine Welt gelangt. Ob sie ihn töten oder was aus ihm wird, bleibt unklar.
In Snyders Version wird das ganze Thema mit der „Furcht“ nicht erwähnt und man sieht auch nicht, wie sich Menschen in Paradämonen verwandeln. Erwähnt wird es aber, dass die Bewohner der eroberten Welten zu Paradämonen werden. Und anstatt Furcht, wittern sie den Duft der Mutterboxen; auch an Menschen, die ihnen nahe waren.
Nur Kinofassung:
Und Clark Kent/Superman? Der hat auch optisch so manche Veränderung durchgemacht. Für die Kinofassung wurde wie schon angesprochen fast alles neu gedreht. Darunter auch Szenen mit Superman, z.B. das Interview mit den Schülern am Anfang, sein kurzer Kampf gegen Batman nach seiner Wiederbelebung oder Szenen am Ende. Da Henry Cavill während der Nachdrehs auch Mitten im Dreh zu
Mission: Impossible – Fallout für Paramount Pictures steckte und wegen seiner dortigen Rolle einen Schnauzbart tragen musste, den er nicht abrasieren durfte, musste dieser für die Kinofassung also digital wegretuschiert werden. Leider sah das Endergebnis nicht so aus, wie man es sich erhofft hatte. Das alles bleibt uns im Director’s Cut erspart, weil diese ganzen Szenen ja nicht enthalten sind.
Auch sein Anzug ist unterschiedlich: Superman trägt in der Kinofassung seinen typischen blauen Anzug mit rotem Cape und auch während Zack Snyders Dreharbeiten 2016 war das der Fall, weil er das Studio damals nicht von etwas anderem überzeugen konnte. Für seinen Director’s Cut gab das Studio aber nach und so wurde Supermans Anzug digital in schwarz eingefügt. Er trägt hier also nur diesen, für den er sich auf dem Raumschiff entscheidet. Zur Auswahl standen Clark aber neben dem blau/rotem auch noch weitere, die wir auch schon in
Man of Steel gesehen haben. Übrigens: schon dort trägt Superman in einer Szene den schwarzen Anzug, nämlich während seines Alptraums, als er mit Zod spricht und zwischen den Totenschädeln versinkt.
Kinofassung: | Director’s Cut: |
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