29.11.2015 00:16 Uhr schrieb Scarecrow
Danke für den ausführlichen Schnittbericht!
Die Kinofassung gefällt mir nicht wirklich, der Extended Cut umso mehr. Die absurd genialste Schlacht der Filmgeschichte. Alleine schon die neuen Szenen mit den Trollen und den Rekord an abgeschlagenen Köpfen - Herrlich!
Absurd: ja. Genial: nein. Da finden sich allein im HdR schon drei Schlachten, welche diese Aussage regelrecht abschmettern (Helms Klamm, Minas Tirith/Pelennor und am Schwarzen Tor, bei einer "großzügigeren" Auslegung des Begriffes "Schlacht" ließe sich noch locker der Angriff der Ents auf Isengart mit dazunehmen), und dann gibt es natürlich auch noch einen Filmkosmos jenseits von Mittelerde und Fantasy.
Natürlich ist auch beim dritten Teil die Extended Edition die brauchbarere Version als die Kinofassung, aber leider kann auch das nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Der Hobbit" an einer typischen Prequelitis leidet, wie man sie spätestens seit der Prequel-Trilogie von "Star Wars" kennt. Jene fragwürdige Entscheidungen, welche während der Produktion insbesondere für die Kinofassungen noch getroffen wurden (teilweise ist anhand der Vergleiche den Filmen richtig anzumerken, wie willkürlich für das Kino unterm Strich geschnitten wurde), setzen der Erkenntnis, was passiert, wenn Marketing und Kommerz Vorrang vor Kunst und Qualität eingeräumt wird, noch die Krone auf.
Gut, Figuren wie Tauriel und Alfrid, Elemente wie das Liebesdreieck und zuletzt die Tatsache, dass aus ursprünglich zwei Filmen unbedingt drei gemacht werden mussten, gehen ja laut verschiedener Quellen auf die zuständige Marketingabteilung zurück anstatt auf Peter Jackson allein. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass reichlich Elemente des Romanes teils unnötig in die Länge gestreckt wurden, während andere auch in der EE keinen Platz gefunden haben, im Gegenzug dazu findet sich vieles, was simpel gesagt einfach verzichtbar gewesen wäre. Legolas war im Endeffekt aus dem Grund in der Trilogie zu sehen, dass er im HdR viele vor allem weibliche Fans gewonnen hatte, welche man hier bedienen wollte. Tauriel kommt mir ein wenig vor wie eine Mischung aus "Mittel zur modernen, mainstreamorientierten Quoten-Liebesgeschichte" und Antwort auf Katniss Everdeen und "Die Tribute von Panem". Und Alfrid? Es ist einfach schwierig zu leugnen, dass diese Figur wohl einzig und allein zu dem Zweck erfunden wurde, dass das Publikum wen zum Hassen bekommt. Das Rausschnippeln seiner Todesszene im 3. Teil aus der Kinofassung interpretiere ich mal als Provokation, man kann das natürlich aber auch anders sehen. Schön, dass man die erhitzten Gemüter wenigstens in der EE befriedigt und ihn endlich den Löffel abgeben lässt, aber die Art und Weise, wie das geschieht, entzaubert mir allenfalls ein müdes Lächeln. Ich meine, eine Goldmünze löst das Katapult aus. Ernsthaft? Hätte nur noch gefehlt, dass der Troll ihn gleich à la "Shark Attack 3" verschluckt und die Szene mit einem kräftigen Cartoonrülpser abgeschlossen hätte.
Und um noch einen dieser bösen Vergleiche zum HdR zu ziehen: Wenn ich mir ansehe, wie bedrohlich die Nazgûl in "Die Gefährten" dargestellt wurden (damals freilich auch noch von echten Darstellern verkörpert) und dann ansehe, was aus ihnen im 3. "Hobbit" gemacht wurde....da blutet das Fanherz.
Am 29.11.2015 04:15 Uhr schrieb Herr Hangul
Außerdem ist es wesentlich weniger kontrovers Legolas im Film dabei zu haben als wenn es Aragorn gewesen wäre.
Angeblich hat Peter Jackson höchstselbst Viggo Mortensen angeboten, ihn zumindest in einer Gastrolle im "Hobbit" einzubauen, Mortensen hat aber abgelehnt, und mit welcher Begründung? Richtig, aus dem Grund, dass der Charakter im Buch nicht vorkommt.
Unterm Strich bleibt die Hobbit-Trilogie solides bis langatmiges Popcornkino, vergleichbar mit den "Star Wars"-Prequels, aber im Gegensatz zur HdR-Trilogie habe ich hier nicht wirklich das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn ich mir die Filme nicht in meine Sammlung hole. Das Fesselnde, Mitreißende, wie ich es im HdR größtenteils die ganzen Filme über erlebe, habe ich in keinem der "Hobbit"-Filme auch nur ansatzweise gespürt. Mir erschließt sich auch einfach nicht, wieso man ein Buch, welches Stoff für zwei Filme bietet, erst auf drei Filme streckt, dann doch reichlich Details weglässt und die entstandenen Lücken dann mit anderen Dingen, die das Originalwerk eben nicht lediglich ergänzen, sondern teils fundamental verändern, füllt. Das Ändern von Inhalten ist für Literaturverfilmungen ansich erst mal nichts außergewöhnliches, aber dass dabei auch noch die Gesamthandlung aus marketingtechnischen Gründen krampfhaft auf drei Filme gestreckt wird, welche sich am Ende vom Handlungsumfang her dennoch nicht wirklich wie drei Filme anfühlen, das ist neu.
Vielleicht bekommt mir in Sachen Feeling auch einfach nicht der HFR-Look, der auch auf der BD nicht ganz verschwindet. (Übrigens danke Disney, dass ihr bei SW auf diesen Kokolores verzichtet!)