Ich, Dr. Fu Man Chu beginnt mit der Hinrichtung Fu Man Chus, lässt den Zuschauer aber für keine Sekunde daran zweifeln, dass hier nur ein Double geopfert wurde und nicht das Original. Selbst Nayland Smith von Scotland Yard, der Mann, der Fu Man Chu zur Strecke gebracht hat, zweifelt nur wenige Monate bzw. Filmsekunden nach der Hinrichtung an dessen Tod. In einem Traum wurde ihm schon lange klar: Fu Man Chu lebt. Spannung kann man so heute nicht mehr erzeugen. Wer weiß aber schon, wie der Film damals in den 60ern auf die Menschen gewirkt hat. Vielleicht wurden ja ein paar Kinogänger, die sich in den Nachkriegsjahren vor allem vom deutschen Heimatfilm ernährten, tatsächlich überrascht. Warum aber dieses Theater? Nun, der Fu Man Chu der 60er ist ein Reboot einer bekannten Filmserie um einen Superschurken aus dem fernen Osten, die auf einer erfolgreichen Buchserie aus den 20ern beruht. Anstelle von vorne zu beginnen und Fu Man Chu als den Polizisten der Welt unbekanntes Enigma zu etablieren, wie man es in der Neuzeit getan hätte, wollte man hier alteingesessene Fans wohl damit schocken, dass man die Titelfigur gleich zu Beginn tötet. Super, als ob da die langen Verfolgungsjagden und Prügeleien nicht auch gelangt hätten, um die zu verschrecken. Es ist nur eine Frage der Zeit, bevor jemand in Hollywood den Stoff für sich entdeckt und eine vernünftige Neuinterpretation auf die Beine stellt. Kurze Denkpause.
Aber Produzent Towers, der ohnehin nicht zu den herausragenden Figuren im Filmgeschäft gehörte, sah hier einfach die Chance, dem Erfolg von James Bond nachzueifern. So sieht Ich, Dr. Fu Man Chu dann auch aus. Jede Menge Kloppereien und Verfolgungsjagden durch die engen Gassen Londons und durch's aufregende Hinterland. Die Helden und Schurken immer gelassen auf dem Rücksitz, während unsichtbare Statisten die Fahrzeuge lenken. Trotz enormen Aufwands bei der Promotion des Films, blieb der erste Teil der neuen Filmreihe an den Kinokassen hinter den Erwartungen zurück. Es ist einfach kein guter Film, das haben zu viele gemerkt - und die Fortsetzungen wurden auch noch immer schlechter. Aus heutiger Sicht sind sie charmanter Trash mit ein paar obskuren Ideen und einer Handvoll Absonderlichkeiten, die für 90 Minuten Amüsement ausreichen.
Um was geht’s hier aber? Fu Man Chu strebt die Weltherrschaft an, entführt dafür einen deutschen Professor, der Forschungen mit dem seltenen Schwarzhügel-Mohn betreibt. Dieser Mohn aus Tibet lässt sich in ein effektives Gift verwandeln, bei dem 1 Liter genügt, um ganz London auszulöschen. Nayland Smith und Dr. Petrie von Scotland Yard sowie Karl Jansen, der Assistent des Professors, trinken reichlich Scotch in Smiths Büro, um bei Sinnen zu sein, wenn es darum geht, Pläne zu schmieden, wie man Fu Man Chu am besten stoppen und den Professor samt hübscher Tochter retten kann.
Die deutsche Fassung fällt um knapp 9 Minuten kürzer aus. Entfernt wurden neben ein paar kurzen Handlungsszenen auch Spannungsmomente und Actionszenen, die wohl zu viel für das deutsche Publikum der 60er waren. Die Schnitte sind oft sehr stümperhaft. Aus einem deutschen Wissenschaftler machte man einen dänischen. Die ungekürzte Originalfassung gibt es in Deutschland nur in der „Dr. Fu Man Chu“-Collection von Kinowelt. Alle anderen Fassungen sind gekürzt.
Das Erste (10.11.2009): 83:25 Minuten
Dt. Fassung der Kinowelt DVD: 83:33 Minuten
Originalversion der Kinowelt DVD: 92:06Minuten
0:00 Die UK-Fassung beginnt einen Moment früher. 2s
3:16
Nach der Hinrichtung gibt es prinzipiell die gleiche Szene zu sehen, aber andere Credits, die darüber gelegt wurden. Die deutsche Version stellt hier Joachim Fuchsberger und Karin Dor vorne an. Während in der englischen Fassung auch nur das Gewitter zu hören ist, was mit der Leiche am Boden sehr atmosphärisch und düster wirkt, hat die deutsche Fassung ein flottes, asiatisch angehauchtes Musikstück, das die Szene deutlich auflockert.
kein Zeitunterschied
Englische Fassung | Deutsche Fassung |
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Am folgenden Beispiel gleich im Anschluss an die Credits sollen einmal die teils gravierenden Dialogunterschiede aufgezeigt werden.
Deutsche Fassung
Smith: Manchmal bedauere ich, dass Fu Man Chu tot ist. Der hat einem wenigstens noch was abverlangt. Aber heute. Es ist scheußlich, von Scotland Yard verdammt zu sein, Gelegenheitsdiebe zu fangen und Berichte zu pinseln. Der Papierkram macht mich noch verrückt.
Petrie: Ich glaube eher, das Wetter macht dich verrückt. Der ewige Nebel.
Smith: Ach, ich fange schon an, das Briefmarkensammeln für eine spannende Sache zu halten. Als ich hinter diesem Dr. Fu Man Chu her war, das war noch 'ne Aufgabe. Der gab einem Nüsse zu knacken.
Petrie: Die nur du knacken konntest.
Smith: Dafür für die Blumen [sic].
Englische Fassung
Smith: Ein ruhiger Schreibtischjob in London, mit all den Privilegien von Scotland Yard. Ich wäre besser in Burma geblieben, Petrie.
Petrie: Sie macht nur das Wetter verrückt. Dieser verdammte Nebel.
Smith: Nein, ich will endlich wieder mal nach draußen gehen und etwas bewegen. Es geht hier etwas vor sich, Petrie. Etwas Großes. Überall in Europa gibt es Zeichen dafür.
Petrie: Sie meinen diese Welle an Verbrechen?
Smith: Nein, es ist mehr als das.
5:17
Im Anschluss an den Dialog eben gibt es auch gleich einen größeren Schnitt. Smith ergänzt hier noch, dass er vermutet, dass derjenige, der hinter der neuen Verbrechenswelle steckt, wohl ein großes Genie ist. Smith erläutert weiter. Petrie ist skeptisch, weil es wieder die "gelbe Gefahr" sein soll. Dann bringt Petrie spaßeshalber Fu Man Chu wieder ins Gespräch und ein nachdenklicher Smith gesteht ihm, dass er gestern geträumt hat, Fu Man Chu sei noch am Leben.
82s
Der entführte Professor ist in der englischen Fassung Professor Müller aus Heidelberg (mit deutschem Akzent). In der deutschen Fassung heißt er Professor Merten und kommt aus Kopenhagen.
13:24
Es öffnet sich langsam die Tür zu Marias (Müllers Tochter) Zimmer. Sie schreit fast, als eine Hand durch den Türschlitz schaut, hält aber inne, als sie bemerkt, dass die Hand nur einen Brief auf die Kommode legen will.
Durch diesen langen Schnitt wirkt die deutsche Fassung sehr stümperhaft, da Maria urplötzlich zur Tür rennt.
30,5s
13:35
Maria versucht länger, den Eindringling davon abzuhalten, ins Zimmer zu kommen - obwohl er das wohl eh nie vorhatte.
7s
14:01
Mitten in einer Einstellung, in der sich Maria und Jansen umarmen, fallen plötzlich ein paar Sekunden weg. Hier nennt Maria Jansen in der OV "Liebling" und er fragt sie, ob sie OK ist.
3s
15:32
Ein großer Teil des Kampfes zwischen Jansen und Smith - sie erkennen sich nicht - im Labor von Professor Müller fehlt.
45,5s
24:07
Eine kurze Szene mit Jansen und Smith in der Kutsche. Smith gibt an die Zentrale durch, dass das Lagerhaus und seine Mitarbeiter überwacht werden sollen.
11,5s
30:21
Smith verlässt länger sein Büro.
7s
39:41
Jansen liegt nach einer Kampfszene im Lagerhaus kurz länger am Boden.
1,5s
42:13 (DF)
Es gibt im Museum für Asienkunde eine kurze exklusive Szene in der deutschen Fassung, in der man das Schild auf Deutsch sieht. Das Museum ist aber in London.
DF +8s
43:56
Smith verlässt das Museum und trifft sich mit Jansen in der Lobby. Man unterhält sich über Maria, die immer noch verschwunden ist und Smith fragt, ob die Young-Husband-Papiere aus dem Museum wirklich eine gute Spur sind. Jansen meint, dass Fu Man Chu diese unbedingt braucht.
34,5s
51:48
Dieses Mal gehen Smith, Jansen und Petrie länger aus dem Museum, als sie die alte Frau im Rollstuhl verfolgen, die natürlich Fu Man Chus Tochter ist.
16s
52:25
Ein Teil der Verfolgungsjagd wird verkürzt.
4,5s
52:31
Dito.
2,5s
52:35
Hier fehlt ein größerer Teil der Verfolgungsjagd. Es ist hierbei wirklich überraschend und ein wenig irritierend, dass Verfolger und Verfolgte nur auf dem Rücksitz Platz nehmen und trotz fehlender Sicherheitsgurte sehr gelassen wirken.
29s
52:55
Petrie und Smith im Wagen. Smith gibt am Funk durch, dass Fu Man Chu geflohen ist und schickt Verstärkung zu den Docks.
8s
53:29
Die Verfolgungsjagd geht auf dem Land weiter. Fu Man Chu verschwindet in einem Laster. Smith und Petries Wagen wird dann von einem Flugzeug attackiert, welches Bomben abwirft. Schließlich kracht Smiths Wagen in einen Graben.
107,5s
59:38
Jansen und Smith planen die nächsten Schritte. Smith bittet den Innenminister, die Army nach Fleetwick zu schicken. Der Ort, an dem Fu Man Chu seine Macht demonstrieren will.
59:49
Etwas länger die Soldaten in Fleetwick, bevor das Gift im Tee zu wirken beginnt.
22s
61:27
Es gibt mehr Leichen in dem kleinen Städtchen zu sehen.
19s
Jump cut bei 68:54
75:26 (DF)
Aufnahmen vom Umland von Fu Man Chus Versteck in Tibet.
DF +41s
79:38
Smith & Co fliehen länger aus der Festung.
34s
80:59
dito.
12,5s
81:22
Am Ende reitet man dann auch länger davon.
12,5s
Die englische Fassung hat einen Abspann. 41s