Das Konzept, welches Marvel bereits 2008 mit Iron Man begann und mittlerweile als Cinematic Universe bekannt und berühmt geworden ist, war so erfolgreich, dass auch der große Comic-Konkurrent DC Comics es nicht länger ignorieren konnte: mehrere Charaktere mit Einzel- und Kombinationsauftritten in Realverfilmungen auf die Menschheit loszulassen. Die Fans der schon über Jahrzehnte populären Heldenfiguren waren ohnehin schnell an Bord, doch dass man mit diesem Rezept auch den Rest der Mainstreamkinogänger derart einfangen können würde, hatte man bei Marvel anfangs wohl auch nicht geglaubt. Nur: wo blieb dabei eigentlich DC Comics? Jener Verlag, der mit Batman und Superman mindestens zwei Comic-Ikonen besitzt? Es schien lange so, als hätte man dort den Trend verschlafen und lieber Christopher Nolan sein eigenes (und enorm erfolgreiches) Batman-Süppchen kochen und Zack Snyder mit Man of Steel dem nahezu allmächtigen Kryptonier eine der beliebten „Origin-Stories“ spendieren lassen, die so gerne die Anfänge eines bekannten Charakters nachzeichnen.
Dass man bei DC dann im Jahre 2013 nach Man of Steel plötzlich gleich eine ganze Wagenladung an Werken ankündigte, die unzweifelhaft das Marvel-Konzept kopieren sollten, wirkte da schon in seinen Anfängen reichlich holprig. Da die Batman-Trilogie von Nolan nicht zum Kanon des DC-Filmuniversums gehören sollte, brauchte es also wieder eine neue Interpretation des Charakters inklusive neuem Hauptdarsteller. Als bekannt wurde, dass die Wahl hierbei auf Ben Affleck fiel, war die Skepsis bei Fans wie auch distanzierteren Betrachtern gleichermaßen ausgeprägt. Affleck hatte nicht zuletzt im Jahr 2004 noch den Marvel-Charakter Daredevil kinotechnisch vorläufig zu Grabe getragen. Dass darüber hinaus direkt ein Duell zwischen Bat- und Superman ausgetragen werden sollte, wirkte für viele erst mal als zu unausgegorene und hektische Entscheidung seitens DC und dem produzierenden Studio Warner Bros. Es wirkte nicht sonderlich planvoll, was da in die Realität umgesetzt werden sollte, zumal es – ja, man mag es bei Marvel mit CEO Kevin Feige als dem inhaltlichen Oberboss mittlerweile anödend finden – keine so strenge inhaltliche Steuerung geben sollte.
Nun haben wir erst mal Batman v Superman: Dawn of Justice, der auf der Ankunft von und den Zerstörungen durch Superman in Man of Steel aufbaut. Stilistisch sieht man ganz klar, dass der bereits in jenem Film angeschlagene Ton seine Weiterführung findet. DC will als grimmige, düstere und ernsthaftere Comicwelt im Vergleich zum häufig als Popcornkino auftretenden Marvel-Universum wahrgenommen werden. Das gelingt zweifellos, doch wirklich neu sind die Grabenkämpfe um die Allmächtigkeit von Superhelden nicht, es ist beispielsweise das zentrale Thema der X-Men. Und dadurch, dass BvS den Spagat schaffen muss, einerseits einen neuen Batman einzuführen (der von einem angegrauten Affleck übrigens durchaus ansprechend dargestellt wird), den Konflikt mit Superman zu kreieren, Wonder Woman vorzustellen, um irgendwie auch das Grundgerüst für den ersten Kombifilm Justice League zu legen UND dafür zu sorgen, dass die Feindschaft am Ende in einem Bündnis mündet, wirkte das Werk in der Kinofassung doch reichlich gestopft und überladen, zugleich aber auch lückenhaft. Die Kritiken waren dementsprechend auch lauwarm, genauso wie der Umsatz an den Kinokassen. Bei einem Budget von ca. 250 Millionen Dollar spielte man in den USA um die 330 Millionen ein, weltweit erreichte man 873 Millionen. Man holte die Kosten also zwar wieder herein, aber nur zur Einordnung: Batman: The Dark Knight und Batman: The Dark Knight Rises erreichten jeweils über eine Milliarde in den weltweiten Kinos, eine Summe, die man sich zweifellos auch für das Aufeinandertreffen der beiden Ikonen gewünscht hätte. Dass man in den USA am Ende sogar vom R-Rated-Funfilm Deadpool (363 Mio.) und – wohl noch viel schmerzvoller – vom anderen „Gut gegen Gut“-Titel The First Avenger: Civil War (407 Mio. USA, 1,15 Mrd. weltweit) des großen Konkurrenten Marvel geschlagen wurde, dürfte die Chefetage bei Warner auch nicht gerade in Feierstimmung versetzt haben.
Schon vor Kinostart wurde von Warner Bros. bekannt gegeben, dass es auf Blu-ray auch noch eine Ultimate Edition geben würde, die einen Extended Cut mit 30 weiteren Minuten an Material aufbietet. Zack Snyder ließ wissen, dass diese nunmehr 3 Stunden lange Fassung seine Kinoversion sei. Und das kann man ihm auch glauben, denn viele der Erweiterungen wirken nicht wie nachträglich eingefügtes Material vom Boden des Schneideraums, sondern wie teils schmerzliche Verluste in erzählerischer Hinsicht, die zugunsten einer fürs Kinositzfleisch erträglicheren Laufzeit von immer noch saftigen 2,5h weichen mussten. Wie an den zahlreichen Änderungen zu erkennen ist, stellt der Extended Cut ohne Frage die bessere Version des Films dar, verschlechtert die oft kritisierte Struktur des Films aber dabei auch zwangsläufig. Durch viele Erweiterungen in der ersten Filmhälfte kommt die eigentliche Story von Batman gegen Superman erst nach knapp 90 Minuten mit der Capitol-Szene ins Rollen. Und hier bleibt dann – ebenfalls von vielen kritisiert - wirklich nicht genug Zeit für das Duell, bevor es zum gemeinsamen Finale gegen Doomsday kommt. Wenn auch im Verhältnis zum Rest zu lang, wird die Aufwärmphase im Extended Cut nun aber wesentlich nachvollziehbarer und befriedigender präsentiert. Die Intrige, wie Superman mit dem Afrikavorfall ins Kreuzfeuer geriet und Clark Kents Nachforschungen kamen in der Kinofassung einfach zu kurz. Auch spätere Dinge wie die kurze, mysteriöse Einführung von Steppenwolf als Fingerzeig zur Justice League oder auch die rückgängig gemachte Zensur, die dem Extended Cut das R-Rating zurecht einbringt, ohne aber einen übermäßig brutalen Film aus ihm zu machen, machen das Endprodukt zu einer weitaus runderen Sache.
In Deutschland hat es mehrere Veröffentlichungen zum Film gegeben. Ausschließlich die Kinofassung wird auf der DVD sowie auf 4 Blu-ray-Varianten zu finden sein. Jene Blu-ray-Editionen mit dem "Ultimate Edition"-Aufdruck haben auch den Extended Cut an Bord.
Verglichen wurde die Kinofassung (FSK 12 / PG-13) mit dem Extended Cut (FSK 12 / R-Rated) (beide enthalten auf der US-Blu-ray von Warner Bros.).
100 Unterschiede, davon
60 erweiterte Szenen
18 zusätzliche Szenen
11 Szenen mit alternativem Bildmaterial
8 erweiterte Szenen mit alternativem Bildmaterial
2 Szenen mit alternativem Dialog
1 Szene mit Tonzensur
Der Extended Cut läuft 1793,62 Sec. bzw. ca. 29 Minuten 54 Sekunden länger als die Kinofassung.
Zum Beginn der "Elternszene" wird in der Kinofassung der Filmtitel Batman v Superman: Dawn of Justice eingeblendet, während der EC darunter noch ein Ultimate Edition setzt.
Erweiterte Szene
0:02:34: Eine Nahaufnahme von Martha Wayne, wie sie verängstigt schaut.
3,64 Sec.
Erweiterte Szene
0:08:27: Bruce kommt einer Kindergartengruppe entgegen, die Leiterin mahnt die Kinder, dass sie zusammen bleiben sollen. Bruce schiebt ein kleines Mädchen zu den anderen und geht dann weiter.
17,64 Sec.
Alternatives Bildmaterial
0:11:27: Der erste Auftritt von Lois Lane ist in beiden Fassungen anders aufgebaut. In der KF etwas mysteriöser, im EC erklärender.
KF: Ein Auto fährt vor und zwei vermummte Gestalten werden etwas schroff in einen Stützpunkt geführt.
EC: Der Ersatzfotograf (aka CIA-Agent) Jimmy Olsen bekommt von einem Einheimischen eine Cola gereicht mit dem Hinweis, dass der Wind ein schlechtes Zeichen und "Blut im Himmel" sei. Dann fährt ein Auto vor und Lois steigt aus. Jimmy stellt sich ihr vor und fragt, wie ihr Trip war und dass es ungewöhnlich sei, dass der Warlord ein Interview geben wolle, weil er sowas noch nie getan hätte. Lois sagt Olsen daraufhin schnell, dass sein Vorgänger bei ihren gemeinsamen Einsätzen nur spärlich Worte von sich gab und sie ihn (deswegen?) mochte. Dann fährt ein Auto mit Schergen des Warlords vor. Dort fragen wie Lois und Jimmy, ob sie technische Geräte bei sich hätten, doch Lois sagt, dass ihr Vermittler gesagt habe, dass Fotos beim Treffen erlaubt seien. Daraufhin setzt sich der Jeep in Bewegung und Lois und Jimmy werden vermummt, damit sie nicht sehen, wohin die Reise geht.
60,96 Sec.
Erweiterte Szene
0:13:11: Als Lois den General fragt, ob er ein Terrorist sei, bleibt der EC beim Ende der Frage ("General?") noch auf Lois, während die KF schon den Warlord zeigt.
0,64 Sec.
Erweiterte Szene mit alternativem Bildmaterial
0:13:18: Diese Sequenz ist in weiten Teilen gleich und hat kleinere Erweiterungen zwischendurch, da wollte man wohl Zeit sparen. Jimmy wird, nachdem KGBeast seine Ausrüstung zerstört und den GPS-Sender gefunden hat, als Spion enttarnt. Dazwischen zeigt der EC noch etwas mehr. Lois spricht im Interview davon, dass die US-Regierung sich in dem Land neutral verhalten habe, doch der General entgegnet, dass niemand wirklich neutral sei. Als der GPS-Sender in Jimmys Equipment gefunden wurde, beschuldigt der General erst Lois, die CIA zu ihnen geführt zu haben, was Lois völlig überrascht abstreitet, Jimmy sei nur ein Fotograf. Als Jimmy dann in der Landessprache um General spricht, sagt er, dass es Lösungen gebe und er entsandt worden sei, um ihm ein Angebot zu unterbreiten. Dass das nichts an seinem Tod ändert, sieht man aber auch in der KF.
Der EC läuft 41,88 Sec. länger
Zusätzliche Szene
0:15:02: Im EC sieht man noch die Infrarot-Aufnahme einer Drohne, auf der zu erkennen ist, wie Jimmy inmitten der anderen Personen zu Boden fällt. Im CIA-Stützpunkt wird der Befehl gegeben, alle per Drohne auszulöschen, doch Python, der Leiter eines mobilen Einsatztrupps, hat was dagegen und will erst die Zivilisten da rausholen und widersetzt sich dem Befehl des Agenten.
28,96 Sec.
Erweiterte Szene mit alternativem Bildmaterial
0:16:00: Als KGBeast anfängt, auf die Schergen des Generals zu schießen, zeigt der EC mehr. Der erste wird blutig getroffen (in der KF sinkt er nur schon getroffen und unblutig zu Boden) und oben auf dem Dach wird ein weiterer Söldner zweimal blutig getroffen.
Der EC läuft 2,28 Sec. länger
Erweiterte Szene mit alternativem Bildmaterial
0:16:10: Als die Söldner alle Schergen erschießen, handelt die KF das deutlich schneller ab als der EC. Hier sind die unblutigen Erschießungen der KF mal gleich, mal ein paar Frames kürzer geraten. Der EC hat aber auch geringfügige CGI-Blut-Zusätze zu bieten, mal mehr, mal weniger deutlich zu erkennen. Ein Söldner schmeißt eine Handgranate in einen Panzer und als die Söldner in der KF bereits durch das Tor gehen und sich auf ihre Motorräder schwingen, zeigt der EC aber erst recht, was Sache ist. Das ist nicht nur R-Rated-Niveau, sondern auch erklärender, warum Superman später verdächtigt wird. Die Leichen werden von KGBeast nämlich noch per Flammenwerfer verbrannt (könnte ja dann auch von Supermans Laseraugen stammen). Währenddessen ist die Drohne im Anflug auf den Stützpunkt und überholt den herannahenden Eingreif-Trupp von Python, der die Aktion mit einem erhobenen Mittelfinger kommentiert.
Der EC läuft 33,8 Sec. länger
Alternatives Bildmaterial
0:17:04: Zwei völlig unterschiedliche Auftritte von Superman sind zu sehen. Während die Söldner in der KF noch etwas länger auf ihren Motorrädern zu sehen sind, wie sie sich aus dem Staub machen und die Kamera in den Himmel schwenkt, wo dann Superman gen Boden rauscht, setzt der EC den begonnenen Drohnen-Subplot fort. Diese steuert weiter auf den Stützpunkt zu und in der Kommandozentrale wird der Schussbefehl ausgeführt. Weit kommt die Rakete aber nicht, denn sie wird im Flug zerstört wie auch die Drohne nur Sekunden später. KGBeast schaut sich das aus der Entfernung an und der CIA-Agent fragt, wie die Drohne und die Rakete zerstört werden konnten.
Der EC läuft 18,08 Sec. länger
KF:
EC:
Zusätzliche Szene
0:17:56: Lois schaut noch etwas länger zu dem Loch, durch das Superman soeben den General gestoßen hat. Dann sieht man den Trupp um Python zum Stützpunkt vorrücken. Ihnen bietet sich ein Bild der Verwüstung, mehrere einheimische Frauen belagern sie schockiert, als sie im Inneren des Stützpunkts die verkohlten Leichen der Söldner finden, die KGBeast mit dem Flammenwerfer bis zur Unkenntlichkeit verbrannt hatte. Lois findet noch ein Buch, das im Kugelhagel zuvor von einem Projektil getroffen wurde und dieses immer noch enthält.
64,8 Sec.
Alternativer Dialog
0:19:17: Als Kahina Ziri ihre Anhörung vor dem Senat hat, nimmt sie im EC Bezug auf das Feuer, mit dem die Söldner verbrannt wurden. Da das in der KF nicht vorkam, sagt sie dort einen anderen Satz.
KF: "
He came down, so many dead."
EC: "
He came down, then came fire."
Kein Zeitunterschied