
Kill every nazi in your way!
Mit diesem Slogan warb Ende 2017 das Sequel zur gelungenen Neuauflage der Shooter-Reihe, Wolfenstein II: The New Colossus.
Wie bereits in den Vorgängern schlüpft der Spieler in die Rolle von B.J. Blazkowicz, der dieses mal gleich ganz Amerika von Nazis befreien will. Unterstützung erhält er einmal mehr vom Kreisauer Kreis, der mittlerweile zu einer echten Bedrohung für Oberschurke Frau Engel und ihre Schergen geworden ist.
Die Handlung
Leider erweist sich die Story als größte Schwäche des Spiels. Relativ ungelenkt schwankt das Spiel zwischen intensiven, dramatischen Momenten, die in der nächsten Szene von albernem B-Movie Trash abgelöst werden. Das Bedauerliche daran ist, dass diese Momente für sich alleine sehr gut funktionieren. In Kombination ergibt sich leider ein unausgegorenes BIld, das den Spieler vermuten lässt, Entwickler Machine Games wusste nicht so recht in welche Richtung die Handlung gehen sollte.
Das Gameplay
Glücklicherweise ist das Gameplay jedoch sehr gelungen. In zahlreichen, abwechslungsreich und fantasievoll gestalteten (wenn auch sehr linearen) Missionen geht es den Nazis ordentlich an den Kragen. Die Schauplätze sind dabei nicht nur auf die USA beschränkt. Auch ein Ausflug zur Venus, inklusive höchst skurrilem Auftritt von Adolf Hitler, gehört zum Programm. Der Schwierigkeitsgrad ist angenehm fordernd und viele verschiedene Waffen, Fähigkeiten und Gegner-Typen sorgen dafür, dass Wolfenstein II: The New Colossus zu einem der besseren First-Person-Shootern der letzten Jahre gehört.
Die Zensuren
Genau wie seine Vorgänger macht auch der neuste Teil der Reihe keinen Hehl daraus, dass die Nationalsozialisten keinerlei Lebensberechtigung haben. Der Splatterfaktor ist um einiges höher als noch bei Wolfenstein: The New Order und viele der brutalen Kills, die B.J. an seinen Feinden vollziehen darf, hätten in der Vergangenheit noch für eine Indizierung oder sogar Beschlagnahme gesorgt. Daher ist es ziemlich verwunderlich, dass die deutschsprachige Version in einer kurzen Zwischensequenz leicht zensiert wurde. Sämtliche anderen Gewaltmomente blieben unangetastet.
Viel schwerwiegender sind die Zensuren der NS-Symbolik, die dieses mal wirklich ins Lächerliche abdriften. Dass Hakenkreuze, Runen und co. ausgetauscht wurden, dürfte niemanden wundern. Dass allerdings auch jeder einzelne Begriff, der in irgendeiner Weise mit dem dritten Reich in Verbindung gebracht werden kann, abgeändert wurde, sorgt teilweise nur für Stirnrunzeln. Der Holocaust wurde so mehr oder weniger geleugnet, jüdische Charaktere sind jetzt nur noch Verräter. Der entfernte Bart von Hitler setzt dem ganzen die Krone auf, sodass auch Medien über die Videospiel-Fachpresse hinaus über die Unsinnigkeit dieser Zensuren berichteten. Im Übrigen ist auch die deutschsprachige PEGI-Version von diesen Zensuren betroffen.
Zur großen Überraschung vieler entschied sich die USK im vergangenen Jahr jedoch, auch Spiele mit NS-Symbolik zu prüfen und nun nach Einzelfall zu bewerten. Da nun auch die BPjM in der unzensierten Version von The New Colossus keinerlei strafrechtliche Relevantz mehr sah (wir berichteten), ist ein Re-Release in Deutschland gar nicht mehr so unwahrscheinlich.
Verdient hätte es Wolfenstein II: The New Colossus auf jeden Fall. Auch wenn die Handlung über weite Strecken unausgegoren ist: Die Welt von Nazis zu befreien, hat schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht!