Verglichen wurde die deutsche Fassung (UFA, VHS ) mit der italienischen Originalfassung (Mustang Entertainment, DVD).
deutsche Fassung: 83:33 Min.
zusätzliche Erotikszenen: 397,7 Sec. (6:38 Min.)
Laufzeitunterschiede basierend auf Filmrisse der italienischen Fassung: 8,0 Sec.
italienische Fassung: 93:55 Min.
zusätzliche Handlungsszenen: 531,6 Sec. (8:52 Min.)
verlängerte Handlungsszenen: 395,2 Sec. (6:35 Min.)
italienische Fassung 10:22 Min. länger
Update Juni 2023
Wie sich herausstellte, stammen Teile des nachträglich eingefügten Fremdmaterials der Exportfassung (Details zu den verschiedenen Fassungen weiter unten) aus dem Film Emanuela – Alle Lüste dieser Welt.
Die betroffenen Szenen sind im Schnittbericht gesondert in blau hervorgehoben und der entsprechende Timecode des Original-Materials angegebenen. Die Screenshots wurden an dieser Stelle zwecks besserer Qualität ebenso von dort übernommen. Als Quelle wurde die DVD der Mediabook-Veröffentlichung von Excessive Pictures herangezogen.
Sex und Gewalt im alten Rom
Gemeinhin gilt Tinto Brass´
Caligula (1979) als bekanntester Vertreter eines Genres, das sich in Anlehnung an die Sandalenfilme der 1950er und -60er Jahre mit der Dekadenz und den Ausschweifungen im alten Rom beschäftigt. Die meisten dieser Filme, für deren Genre es keine eigenständige Bezeichnung gibt, warten mit einer Mischung aus Erotik, die vom Softcore- auch gerne in den Hardcore-Bereich abdriftet, und überzeichneter Gewalt auf. Ernst nehmen sich die Filme dabei selten; es überwiegt der komödiantische Aspekt.
Die Strahlkraft von Tinto Brass´ Klassiker ebnete den Weg für zahlreiche Nachahmer (z.B.
Caligula 2 (1982),
Caligula und Messalina (1982),
Caligula 3 (1985),
Flavia – Die Sex-Sklavin des Cäsar (1986). Trotzdem war
Caligula nicht der erste Film seines Sujets. Bereits 1969 verdrehte
Poppea Kaiserin der Gladiatoren zahlreichen Männern und Frauen den Kopf und schlief sich so bis an die Spitze des kaiserlichen Hofes. Auch der hier behandelte Film
Messalina – Kaiserin und Hure (Originaltitel:
Messalina! Messalina!) wurde 1977, also 2 Jahre vor
Caligula, veröffentlicht, nutzte aber bereits dessen Requisiten wie Kulissen und Kostüme. Möglich war dies, da
Caligula zwar vor
Messalina!Messalina! mit den Dreharbeiten startete, sich die weitere Produktion und der Veröffentlichungs-Termin jedoch aufgrund von Rechtsstreitigkeiten immer wieder verzögerte. Im Vorspann von
Messalina!Messalina! wird auf die Verwendung einiger Sets und Dekorationen von Danilo Donati (ohne dessen Zustimmung wohlgemerkt) hingewiesen. Vielleicht auch deswegen wurde
Messalina!Messalina! später auch unter dem Titel
Caligula 2 vermarktet.
Die Verbindung zu Caligula, ob gewollt oder ungewollt sei mal dahingestellt, zeigt sich auch in der Besetzung der beiden Streifen. So wird Messalina in beiden Teilen von Anneka Di Lorenzo, Agrippina von Lori Wagner verkörpert. Vittorio Caprioli mimte nicht zum ersten Mal den römischen Imperator; zuvor war er in
Poppea, die Hure von Rom (1972) als Kaiser Nero zu sehen. Genre-Begeisterten dürfte Tomas Milian ein Begriff sein. Er spielt den gewieften Streuner Baba.
Wirrwarr der verschiedenen Fassungen
Von
Messalina! Messalina! existieren diverse Schnittfassungen, mit den unterschiedlichsten Laufzeiten. Es kann davon ausgegangen werden, dass ursprünglich 2 Fassungen erstellt wurden, die als Ausgangsmaterial genutzt wurden: eine Exportfassung gekürzt an Handlung, dafür mit zusätzlichen Erotikszenen (etwa 82 Minuten, zum Beispiel die niederländische VHS Auflage), und die italienische Kinofassung mit mehr Handlung und weniger expliziten Erotikszenen (etwa 93 Minuten, italienische DVD und wahrscheinlich die spanische VHS). Zudem haben beide Fassungen völlig andere Filmenden.
Die zusätzlichen Erotikszenen beruhen dabei größtenteils auf Originalszenen, d.h. mit der Originalbesetzung. Unklar ist, ob es sich entweder um Szenen handelt, die zwar direkt bei der Filmproduktion mitgedreht, jedoch nur für die Exportfassung, nicht aber für die italienische Fassung verwendet wurden, oder aber, ob Szenen nachträglich gedreht wurden, um den Film als Erotik-Film vermarkten zu können. Letzterer Aspekt wäre vor allem insofern nachvollziehbar, dass die Originalfassung kaum erotische Schauwerte liefert. Zwar finden auch dort Sexszenen statt, allerdings sind diese sehr zurückhaltend inszeniert.
Unstrittig ist, dass neben dieser Originalszenen auch nachträglich Fremdmaterial in die Exportfassung eingefügt wurde. Ein Beispiel hierfür ist die Lesbenszene zweier Sklavinnen (Originalmaterial aus
Emanuela – Alle Lüste dieser Welt), die Messalina und Agrippina aufgeilen sollen. Teile der Szene, genauso wie der Score des Films, wurden unter anderem in der überarbeiteten Fassung von
Poppea, die Hure von Rom verwendet. Die deutsche Fassung stellt fassungstechnisch eine echte Besonderheit dar, da sie als einzige Fassung die „Ausbildung“ der Prostituierten im Lupanare zeigt. Auch hierbei handelt es sich offensichtlich um nachträglich eingefügtes Fremdmaterial, das ursprünglich aus dem Film
Emanuela – Alle Lüste dieser Welt stammt.
Fassungs- und Laufzeit-Übersichten
Originalfassung
italienische DVD (93:55 Min.)
- beinhaltet die ungekürzte Originalfassung des Films
- kleinere Filmrisse
- beste Bildqualität aller bisherigen Veröffentlichungen trotz teilweiser arger Bildverschmutzungen
spanische VHS Soho Video (93:06 Min.)*
- beinhaltet vermutlich die ungekürzte Originalfassung des Films
*Laufzeit von Ofdb übernommen
Exportfassung
niederländische VHS Polygram (81:43 Min.)
- beinhaltet die ungekürzte Exportfassung des Films
Englische DVD (80:46 Min.)
- kürzer aufgrund diverser Filmrisse und verkürzter Lesbenszene zwischen Agrippina und Messalina
- Bild an den Seiten beschnitten
- Bildqualität auf VHS Niveau
deutsche VHS UFA (83:33 Minuten)
Beinhaltet die ungekürzte Exportfassung des Films
Besonderheiten:
- einzige bekannte Fassung mit Exklusivszene: Ausbildung der Prostituierten im Lupanre
- minimal längere Sexszene zwischen Messalina und Baba durch alternative Schnittabfolge
deutsche VHS CD Film (67:11 Min.) & deutsche DVD CD Film
Bis zur Unkenntlichkeit gekürzte Variante der Exportfassung. Neben jeglichen erotischen Schauwerten, wurden auch die Gewaltspitzen gegen Ende des Films entschärft. Darüber hinaus wurde noch einmal zusätzlich an Handlung gekürzt.
Würde die Originalfassung um die fehlenden Szenen der Exportfassung bzw. der deutschen UFA-Fassung erweitert werden, käme man mit knapp 100 Minuten bzw. mit 101 Minuten auf die von der IMDB angegebenen Laufzeit von 100 Minuten.
Bildvergleich
Im Gegensatz zur deutschen UFA VHS bietet die italienische DVD ein klares, helles Bild mit natürlichen Farben. Dies macht sich besonders bei Aufnahmen in den Straßen Roms bemerkbar, da die VHS-Fassung dort so dunkel gehalten ist, dass man kaum etwas erkennen kann. Dafür hat die italienische Fassung mit Bildverschmutzungen zu kämpfen, die sich mal mehr mal weniger stark über den ganzen Film erstrecken.