Steven Seagal - Seine Karriere unter der Zensurlupe - Teil 2
Nachdem die Strahlkraft von Steven Seagal als globaler Actionstar beim Massenpublikum nicht mehr ausreichte, um noch Rollen mit dem Potential für eine Kinoauswertung zu bekommen, verlagerte der damals schon 50-Jährige seine Aktivitäten konsequent in den Direct-to-Video-Sektor. Dort strandeten schon einige bekannte Akteure und da das dortige Publikum nicht nur zahlreicher, sondern tendenziell auch nicht so anspruchsvoll ist wie bei teuren Kinofilmen, war Seagal hier wieder ein Star.
Und er ist es irgendwie auch heute noch, auch wenn man seine jüngsten Werke mittlerweile ob ihrer Schablonenhaftigkeit und Seagals eigener Unglaubwürdigkeit oft nur noch mit einem ungläubigen Schnaufen konsumieren kann. Wer glaubt denn noch ernsthaft, dass der über 60 Jahre alte Darsteller, der stets den gleichen Charakter zu spielen scheint und oft eine beachtliche Leibesfülle zur Schau trägt (bzw. sie mit entsprechender Bekleidung zu kaschieren versucht), mühelos jeden noch so athletischen Badass-Gegner mit beinahe schon gelangweilter Mühelosigkeit zu Boden und in die ewigen Jagdgründe schickt? Ein paar schnell zusammengeschnittene Handkantenschläge, Tritte und Würfe, die er in einigen Werken auch überdeutlich von einem Double ausführen ließ und schon haben auch eisenharte Killer keine Chance.
Kauft man ihm auch sein Mitwirken als echter texanischer Reserve-Cop in den drei Staffeln der Reality-Actiondokuserie Steven Seagal: Lawman ab, kann ihm aber auch im wahren Leben niemand etwas anhaben. Und Vollzeit-Polizisten hängen ihm dank seiner Ratschläge auch an den Lippen und lassen sich gerne von ihm erklären, wie sie ihre Waffenhaltung verbessern können. Oder auch MMA-Champion Anderson Silva, der nach Seagals Meinung nur deswegen einen Kampf gewann, weil er einen Tritt nutzte, den Seagal erfand und ihm beibrachte (ja, wirklich).
Gerüchte, nach denen Seagal es mittlerweile zur festen Bedingung bei vielen Actionfilmen jüngeren Datums gemacht hat, nicht einmal mehr einen Gegentreffer einstecken zu wollen, sondern alles und jeden ausnahmslos zu dominieren, klingen nicht nur sehr exzentrisch, sondern auch reichlich faul. Wenn man sieht, wie sich Dolph Lundgren oder Arnold Schwarzenegger trotz ähnlicher Altersregionen bisweilen noch in Filmen zurichten lassen, kann man ihnen nur danken, dass sie ihren Fans etwas mehr Abwechslung bieten - und sei es nur in einer so simplen Sache wie einer inszenierten kämpferischen Auseinandersetzung.
Mit seit 2002 mehr als 30 Heimkinoproduktionen und zwei TV-Serien erwies sich Seagal also als enorm umtriebiger Vielfilmer. Dass manche Werke mitunter zu viel für die FSK waren, passt immerhin zu seiner früheren Karriere. Wir haben für den zweiten Teil unseres Steven Seagal-Specials jene Titel ausgewählt, die gekürzte FSK-Fassungen für sich reklamieren können. Da kein wirkliches Ende seines Schaffens in Sicht ist, kann ein dritter Teil eigentlich nur eine Frage der Zeit sein. Bis dahin wünschen wir gute Unterhaltung, zumindest mit unserer Aufarbeitung von Steven Seagals Weg in die Untiefen der Low Budget-Produktionen.

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