 DB-Co-Admin  15  3.912 |
Ja, vielen Dank für dieses tolle Spezial! :)
Was mich betrifft, liegt im ganzen TCM-Franchise das Original von '74 unangefochten an der Spitze. Das ist mMn einer der besten Horrorfilme überhaupt. Der Gestank, die Hitze, Blut, Schweiß und Tränen strömen mir als Zuschauer gefühlt direkt aus dem herrlich körnigen Bild entgegen, ohne dass Wogen aus Blut und Eingeweiden über die Leinwand bzw. den Bildschirm donnern. Ja, die Figuren sind nicht sonderlich sympathisch, doch die Darsteller agieren in meinen Augen natürlich (Overacting ist übrigens anders als das zurechtgefeilte Method Acting tatsächlich meist natürlich, wobei das in der Realität klarerweise auch auf das jeweilige Individuum ankommt). Besonders Marilyn Burns bewältigt eine formidable Tour de Force. In ihrer Final-Girl-Rolle gefällt sie mir in der Tat besser als beispielsweise Jamie Lee Curtis in "Halloween". Ich spüre hier förmlich den Terror. "The Texas Chain Saw Massacre" ist quasi ein Glücksfall bzw. ein glücklicher Zufall, vermutlich auch den widrigen Umständen der Low-Budget-Produktion geschuldet, und dabei Tobe Hoopers bestes Werk. 10 Punkte
Und dann bin ich auch schon beim eher nichtssagenden Remake: Eine typische Michael-Bay-Produktion vom Reißbrett, eine typische Marcus-Nispel-Regiearbeit, anscheinend ohne große Inspiration hergestellt, ohne Spannung, ohne Atmosphäre, ohne Zeitkolorit, dafür mit Darstellern, die wie Models einem Hochglanzkatalog entsprungen sein könnten, einem generischen Jablonsky-Score aus der Retorte und noch um einiges unsympathischeren Charakteren als es sie das Original hat. Einzig positiv sticht R. Lee Ermey aus dem ganzen Mittelmaß hervor, ich könnte auch sagen: 'aus dem gelackten Fäkalienhaufen'. Die Kameraarbeit von Daniel Pearl ist noch das Beste an der ganzen Chose. Der gute Mr. Pearl war übrigens ebenfalls DP des Originals, nur liegen zwischen Hoopers und Nispels Streifen etwa eine Million Musikvideos und Werbespots, die Pearl fotografierte, und das merkt man leider auch. Die Rohheit, das ungeschliffene Semidokumentarische, das zur Verstörung / Beklemmung in der Vorlage beiträgt, ist komplett verschwunden. Aber gut, dies ist sicherlich auch dem Budget geschuldet. Handwerklich okay, ansonsten für mich vergessenswert. Banal, belanglos. 4 - 5 Punkte.
Die anderen Filme frühstücke ich lieber kürzer ab: Teil 2 von '86 mag unterhaltsam sein, konnte mich jedoch nie hundertprozentig abholen, weil zu albern; Teil 3 ist ein solider, leicht überdurchschnittlicher (Standard-)Slasher, der hierzulande endlich mal eine vernünftige VÖ erfahren könnte; Teil 4 ist alles andere als gut, also reichlich unterdurchschnittlich, von mir aus auch der Bodensatz der Reihe, jedoch fand ich ihn nie ganz so unerträglich beschissen wie es die Mehrheit der TCM-Fans tut; das Remake-Prequel ist m. E. trotz (fast) gleicher Probleme besser als das Remake, da die Goresau in mir angesprochen wurde, kommt einfach barbarischer und düsterer rüber; "TCM 3D" ist routinierte Durchschnittsslasher-Stangenware (finde ich ebenfalls nicht sooo schlecht), die schnell wieder aus den Hirnwindungen verschwindet; "Leatherface" (2017) schließt sich dem qualitativ in etwa an.
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