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Kommentar, Teil 2
Gerade gegen Ende wird die Spannung noch einmal extrem hochgeschraubt. Also durchgängig mit Spannung, die sich am Ende noch mal auf gehobensten Nägelbeisser-Niveau erhebt. Aber zugegeben: Der Mittelteil ist ein klitzekleines bisschen zu zäh, aber nicht falsch verstehen, ist er trotzdem sehr gut und wohl eher deswegen leicht langatmig weil er einfach gegen den Anfang und das Ende verblasst die ja so genial sind. Das wäre auch der einzige Kritikpunkt und zudem jammern auf hohem Niveau, ein verzweifelter Versuch einen Grund zu finden an dem Werk zu meckern aber das kommt halt bei solchen tollen Filmen vor. Aber genug davon, jedenfalls besitzt der Film so einen hohen Unterhaltungswert wohl auch wegen seiner Kompromisslosigkeit und der konsequenterweise daraus resultierenden Ansammlung von Gewaltszenen, welche übrigens für das Entstehungsjahr alles andere als ohne waren weswegen die FSK 18 Freigabe durchaus gerechtfertigt ist. Kompromisslos ist der Film auch in seiner konsequenten Entwicklung der Geschehnisse was sich natürlich gegen Ende bemerkbar macht (nicht nur bemerkbar sondern regelrecht spürbar).
Konsequent und kompromisslos, also auch realistisch? Durchaus. Auch wenn der Gute ein erstklassiger Schütze ist wird er zu keinem Zeitpunkt als Überheld glorifiziert. Die Konsequenz tut ihr Übriges.
Humor ist wenig vorhanden, wenn denn nie zum Selbstzweck sondern ist in einigen zynischen Sprüchen seitens Locos wiederzufinden oder ergibt einfach aus der Situation heraus, auf jeden Fall dient er nie zur Auflockerung.
Die Figuren sind allesamt auch gut herausgearbeitet (auch wenn es sich hier natürlich auch nicht um ein Meisterstück der Charakterzeichnung handelt): Der Killer Loco, der mit seinen Opfern kurzen Prozess macht, auch wenn er ihnen Gnade verspricht wird überzeugend gespielt von Klaus Kinski der in dieser Rolle voll aufgeht. Seine Figur ist die gnadenloseste, nie werden seine Entscheidungen von Emotionen beeinflusst, weshalb er am Ende triumphiert. Er gehört zu den skrupellosesten Bösewichten der Filmgeschichte die kein unnötiges Risiko eingehen. Also ist er zwar der böseste aber dafür halt auch der schlauste und mit seiner Unkenntnis der Worte „Ehre“ oder „Fairness“ insgesamt eine angenehme Abwechslung von den ganzen anderen Filmbösewichten, die lieber labern statt zu schießen.
Die einzige Gemeinsamkeit die er mit seinem Gegenspieler Silenzio har ist dass er für Geld tötet und beim Verdienen seiner Brötchen penibel darauf achtet ja nicht das Gesetz zu brechen.
Silenzio, der wie gesagt ähnlich verfährt ist jedoch auf Kopfgeldjäger spezialisiert. Doch auch er tötet nur des Geldes wegen, auch wenn man ein traumatisches Erlebnis in seiner Kindheit verantwortlich machen könnte. Garantiert verantwortlich ist es für seine Stummheit. Ja, Jean-Louis Trintignant hat in seiner Rolle kein Wörtchen zu sagen. Das grenzt seine darstellerischen Möglichkeiten natürlich extrem ein, hier muss er mit Mimik überzeugen. Und das schafft er ohne zu übertreiben also füllt er die Rolle perfekt aus. Das er stumm ist, fällt amüsanterweise herzlich wenig ins Gewicht, sind die meisten Westernhelden ohnehin schon wortkarg. Sozusagen: Westernheld – zynische Sprüche = Silenzio. Obwohl er kein typischer Held ist da sein Handeln nicht immer von jeglichem Einwand befreit ist. Am Ende werden ihm seine Emotionen zum Verhängnis, ist sein Handeln doch emotional beeinflusst und hätte er die Fakten und die tödlichen Folgen dieses emotional beeinflussten Handelns objektiv betrachtet hätte er anders gehandelt und damit überlebt.
Insgesamt sind Emotionen in diesem Film oftmals mit tödlichen Folgen verbunden zum Beispiel: Die Kopfgeldjäger die sich von Silenzio provozieren lassen, die Rachsüchtige Ehefrau die ihren Mann und später Silenzio vergeblich retten will und natürlich Silenzio selber. All sie handeln nach Emotionen (wenn auch nicht immer von positiver Natur) und nicht nach Verstand und müssen sterben. Ein Fehler den Loco nicht begeht, weshalb er überlebt. Und das ist ein Teil der Botschaft des Films: Überleben tun in dieser Welt nur die kaltblütigen, gefühllosen. Das Böse gewinnt am Ende das schlicht ausgedrückt zum Feiern ist. Es werden keine Kompromisse eingegangen nach dem Motto „Okay, unser Held stirbt dafür schafft er es die Geiseln zu retten“ nein der „Held“ stirbt und alle anderen Guten auch Punkt. Grandios und vielleicht eines der fiesesten Enden der Filmgeschichte.
Trotz seiner konsequenten Erzählweise läuft der Film nie Gefahr vorhersehbar zu werden, vielleicht liegt es ja gerade an dieser Konsequenz, da man eine ebensolche in Anbetracht dessen was man sonst alles so an Unglaubwürdigkeit zugunsten Happy-Endings zugunsten Massenkompatibilität im Kino geboten bekommt trotz aller im Film vorangegangener Kompromisslosigkeit nicht erwartet hätte.
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