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Ob es eine Fortsetzung braucht, sei mal dahin gestellt, aber ich persönlich habe "Joker" im Kino komplett anders erlebt. Das liegt zum einen daran, dass er eben nicht einfach nur gehypt worden ist. Wie man hier in den Kommentaren sehen kann ist der Film schon mal sehr unterschiedlich aufgenommen worden. So war auch die Kritik auf Filmstarts, wo von einer vertanen Chance gesprochen wird, äußerst schwach. Daher bin ich mit etwas Skepsis ins Kino gegangen, aber kam hellauf begeistert wieder heraus. Endlich wieder ein DC-Film, der nicht versuchte, die Marvel-Formel zu kopieren und sich damit anzubiedern. Endlich wieder ein DC-Film, der düsterer war und sich was traute. Endlich wieder ein DC-Film mit einem ernsten Ansatz. So was hatte ich in den Jahren davor sehr vermisst. Die Hommagen an "Taxi Driver" und "King of Comedy" fand ich schlichtweg genial, weil sich der Film eben nicht einfach daran bedient, sondern die Verwendung bestimmter Elemente daraus gar nicht versuchen muss zu verstecken, da er sie clever nutzt und damit gleichzeitig würdigt. Was das angeht bin ich voll bei dem, was alex_wintermute geschrieben hat. Robert DeNiro auch noch für diesen Film zu besetzen hielt und halte ich angesichts dieser Aspekte für einen absoluten Clou, der den gezollten Tribut sogar noch erhöht. Und Joaquin Phoenix Schauspiel war für mich schließlich noch die Kirche auf der Sahne. Nachdem die Rechte an fast allen Marvel-Figuren mittlerweile wieder bei Disney liegen und somit eigenständigere Ansätze außerhalb von deren (Erfolgs-)Formel entsprechend seltener geworden sind, war ich zutiefst dankbar, dass sich Warner/DC mit einem ihrer Charactere doch wieder getraut haben, von ihren zuletzt eingeschlagen Pfaden noch mal abzuweichen und einen Film abzuliefern, wie ich ihn in dieser Qualität schon seit einer Weile nicht mehr von ihnen gewohnt war. Ich finde, dafür sind sie mit dem überragenden Einspiel auch zu Recht belohnt worden. Insofern empfinde ich die geäußerte Erwartung, dass man sich etwas eingestehen soll, was einem nicht entspricht, nur um damit die Rezeption eines anderen zu bestätigen, als ziemlich anmaßend. Diese ist sicherlich ebenso legitim, aber deshalb noch lange nicht einzig maßgeblich, so als ob alle anderen daneben keine Berechtigung haben dürften. Hier gilt einfach wie immer, dass Geschmäcker eben verschieden sind. Und das ist auch immer noch gut so.
Der Film heißt im Übrigen auch deshalb "Joker" und nicht "Batman", weil er eben weitgehend unabhängig eine von vielen möglichen Origin-Stories erzählt. Was das angeht, so handelt es sich hier auch gar nicht um eine Comicverfilmung, sondern lediglich um die filmische Verwendung eines Comiccharakters. Eine entsprechende Storyline in den Comics, die hätte verfilmt werden können, gibt es nicht.
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