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Als Kaiju-Nerd kommt man ja aus Mangel an Alternativen nicht drum herum und ich bin auch dankbar, dass das Genre zumindest einmal im Jahr auf der großen Leinwand bedient wird. Aber das Warner-Monsterverse oder wie auch immer sie es gerade nennen hat mich extrem gespalten zurückgelassen. "Godzilla" fand ich damals entgegen der meisten Meinungen ziemlich okay im Kino. "Skull Island" fand ich großartig, vielleicht sogar der beste Genre-Vertreter seit "Final Wars" (wenn man "Colossal" mal ausklammert, den sehe ich eher als metaphorisches Drama). "King of the Monsters" allerdings hat mich so aufgeregt, dass ich 3-4mal am liebsten aus dem Saal gegangen wäre, aber genau wie im Film war es auch draußen dunkel und regnerisch, also hätte ich eh auf meinen Zug warten müssen. Daher habe ich ihn sogar bis zum Ende ertragen. Wow... Ich meine, einfach nur Wow. Was für ein riesiger Haufen Scheiße. Der Trailer war der beste Trailer, den ich das Jahr gesehen habe und meine Hoffnung war daher groß, aber damit habe ich nicht gerechnet. Normalerweise kann ich dumme menschliche Charaktere in diesen Filmen auch mal gut ausblenden, aber hier wurde es wirklich (ähnlich wie bei "Alien: Covenant") auf die Spitze getrieben. Absolute Anziehbildchen und Stereotypen von vor 30 Jahren, die einem wirklich konstant auf den Sack gehen und jede einzelne Sekunde unerträglich machen. "Ich weiß was da passiert, weil ich mal Wölfe beobachtet habe, das ist ein Jagdverhalten!", "Wir sind Terroristen, lang lebe der König!", "Oh mein Goooooottt-zilla!", "Der Mensch ist ein Virus, hier meine PowerPoint-Präsentation dazu!" BLA BLA BLA... Die sympatischste Figur im Film war sogar noch Ice Cube Jr. und der hatte leider nicht wirklich was zu tun. Dann schaffen es diese Nervbolzen auch tatsächlich ALLE, wirklich ALLE, an jeder Location im Verlauf des Films zu sein, weil sie in dieser super-duper Fliegenden Festung mal schnell um den Globus jetten können. Eigentlich passiert der komplette Monsterkram auf der ganzen Welt nur mit und teilweise wegen diesen Figuren. Etwas, dass sich im ersten "Godzilla" Reboot von Warner mit Aaron Taylor-Johnsons Figur und Familie schon angedeutet hat, wo er auch immer zufällig global genau am Ort des Geschehens war. Es interessiert mich nicht, ich würde behaupten, es interessiert niemanden, was bei eurem konstruierten Familiendrama gerade abgeht und welcher klischeehafte Bösewicht euch gerade dazwischenkommt. Der Anfang mit den Atomkraftwerk-Unglück war ein super Kniff, aber mit dem Tod von Bryan Cranston ging es leider ganz schnell ganz doll bergab.
Viel schlimmer war bei "King of the Monsters" allerdings, dass selbst die paar Minuten Monsterkämpfe dazwischen einfach grottig waren. Die waren bei "Godzilla" immerhin noch die Highlights und mit sehr guten Pacing über den Film verteilt. Außerdem wurde jeder Move der Monster soweit reduziert, dass er immer frisch und atemberaubend daher kam. Als dann im Finale endlich der Atomic Breath eingesetzt wurde, um jemanden damit quasi zu enthaupten, hat das im Kinosaal wirklich für Fistpumping und Jubelrufe gesorgt. Hier, bei "King of the Monsters" ging es sofort mit Tempo 200 los ohne jedoch irgendwie Stakes, Gewicht, Auswirkungen oder sonst etwas spürbar zu machen. Dazu war jede einzelne Kampf-Location im Dunkeln, im Ascheregen, im Schneesturm oder im unerklärlichen Apocalypse-Zack-Snyder-verdunkelten-Himmel-Template und wurde dadurch (und auch durch zu hektische Schnitte und zu nahe Aufnahmen) einfach nur zu einem lauten, langweiligen, grauen Brei. Es gab genau eine einzige Actionszene die mir Spaß gemacht hat und die ging ca. 60 Sekunden, als durch den Vulkanausbruch im Sonnenuntergang etwas rotes Licht da war und die Kampfjets gegen Rodan gekämpft haben. Den Rest fand ich genauso nervig wie die menschlichen Konflikte und hat mir als Fan leider gar nichts gegeben. Was extrem Schade ist, da hier natürlich von Warner (genau wie bei "Batman v Superman") schon ordnetlich Potential verballert wurde. Es kamen fast alle der bekanntesten Kaiju-Helden vor und natürlich vor allem King Ghidorah als Gegenspieler, wobei letzterer UND Mothra nun sogar schon einen Leinwandtod gestorben sind. Man kann sie immer wieder beleben, aber das erste große Aufeinandertreffen haben sie damit schonmal vermasselt. Einen Mecha Ghidorah werden sie wohl später noch aus dem Ärmel zaubern, aber ich hoffe beim kommenden Teil konzentrieren sie sich wirklich erstmal auf das Wesentliche und beschränken sich auf Kong und Godzilla. Der kommt ja immerhin von einem anderen Regisseur daher, also werde ich versuchen möglichst unbefangen an den Kinobesuch heranzugehen, aber die Hoffnung ist schon massiv gesunken. Sad...
Zum Trost hab ich mir gesten im Zoom-Sale für einen neuen Tiefpreis von 134,99GBP endlich mal das Criterion Collection "Godzilla" Blu-ray Box-Set zur Showa Ära gegönnt. Die Nostalgie wird hoffentlich ein paar der Wunden heilen. :D
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